Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 4. Sonntag im Jahreskreis,
30. Jänner 2011 (Mt 5,1-12a)
Was macht eigentlich „das Christliche“ aus? Wer ist ein Christ? Was ist echt christlich? Hier ist es zusammengefasst, in acht Sätzen, in den acht „Seligpreisungen“ Jesu. Hier, in diesen knappen Aussagen geht es ums Wesentliche: Die „Seligpreisungen“ sind sozusagen die „Charta“ des Christlichen.
Aber stimmt das? Jesus redet hier nicht von Christen oder Nichtchristen, sondern von Haltungen und Situationen, die es bei allen Menschen gibt: Arme gibt es weiß Gott viele, die keine Christen sind. Trauernde gibt es überall, und hoffentlich auch Barmherzige, Friedfertige, für Gerechtigkeit Kämpfende. Und viele von ihnen werden verfolgt.
Geht es Jesus um das Christsein oder einfach um das Menschsein? Ich glaube, es geht Jesus darum, dass wir Menschen glücklich werden. Nicht nur einige Wenige, sondern möglichst Viele. Und dazu knüpft Jesus an dem allen Menschen ins Herz gelegten Wunsch an, glücklich zu sein. Wer will schon unglücklich sein? Tatsache ist aber, dass viele unglücklich sind, leiden und an schweren Lasten zu tragen haben.
„Als Jesus die vielen Menschen sah“, so beginnt heute das Evangelium. In einer ähnlichen Situation, wo abermals viele Menschen sich um Jesus drängen, da heißt es, Jesus habe Mitleid mit der Menge gehabt, „denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben“.
Den Unglücklichen verspricht Jesus das Glück, ja die Seligkeit, also ein unbeschreibliches, unzerstörbares Glück. Vertröstet er sie damit auf später? Auf den Himmel? Hier das Leid – dort das Glück? Und wer garantiert, dass dieses ferne, jenseitige Glück jemals eintrifft? Ist es da nicht besser, jetzt zu genießen? Das bisschen Glück, das in diesem Leben möglich ist, ist es nicht besser als ein unsicheres Glück, das vielleicht einmal eintreffen wird? Oder auch nicht.
Nein, so ist es nicht! Was Jesus verspricht, ist nicht erst für ein fernes Jenseits. Wer sich an die „Charta“ Jesu hält, wird schon in diesem Leben erfahren, dass dieser Weg Glück bedeutet, Freude schenkt. Mir leuchtet das völlig ein. Nehmen wir die Seligpreisung der Friedensstifter: es ist ein tiefes Glück, wenn es uns gelingt, Menschen zu versöhnen. Und wer ist schon jemals dadurch glücklich geworden, dass er Hass und Zwietracht gesät hat?
Wer sich um Frieden und Gerechtigkeit müht, wird oft auf Widerstand stoßen, ja Feindschaft und Verfolgung ernten. Das ist schmerzlich, aber besser als Unrecht tun und Feindschaft stiften.
Mit jeder der acht „Seligpreisungen“ zeigt Jesus eine Art „Kontrastbild“. Sicher, es ist nicht erfreulich, zu trauern und arm zu sein. Es ist nicht leicht, für die Gerechtigkeit zu leiden und verfolgt zu werden. Aber eindeutig ist es besser als das Gegenteil: anderen Leid, Trauer, Unrecht zuzufügen. Glücklich wird nur, wer dem Weg Jesu folgt. Auch wenn es auf´s Erste gesehen das schwerere ist. Um nachhaltiges Glück geht es. Jetzt noch mit Tränen. Dann aber ganz ungetrübt, in Gottes Seligkeit.
Als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.
Er sagte:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.