Entscheidend aber ist es, dass das Licht, das ich in der Taufe empfangen habe, auch wirklich im Leben leuchtet und dass das Salz des Glaubens nicht seine Würze verliert.
Entscheidend aber ist es, dass das Licht, das ich in der Taufe empfangen habe, auch wirklich im Leben leuchtet und dass das Salz des Glaubens nicht seine Würze verliert.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 5. Sonntag im Jahreskreis,
6. Februar 2011 (Mt 5,13-16)
Zwei schwierige Worte, kurz, einprägsam: „Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“ Was bedeuten sie? Was sagen sie, und was nicht?
Zuerst die Frage: wer ist mit diesen Worten gemeint? „Ihr seid das Salz der Erde“ – wer sind diese „Ihr?“ Aber bleiben wir zuerst bei den beiden Bildern: Salz und Licht. Bei beiden kommt es auf das richtige Maß an. Schon ein bisschen zu viel Salz macht die Suppe versalzen und eigentlich ungenießbar. Und ebenso ist es bei zu wenig Salz. Die Suppe schmeckt fad, ist kein Genuss. Nicht anders ist es mit dem Licht. Zu viel Licht ist grell, es blendet, ja es kann unerträglich werden. Zu wenig Licht macht das Sehen schwer, das Lesen und Arbeiten unmöglich.
Und noch etwas gehört zu Salz und Licht: sie sind nicht das Ganze. Eine Prise Salz genügt, um die Speise schmackhaft zu machen. Salz ist keine Speise, sondern nur eine Würze. Licht ist da zum Leuchten. Wenn das Licht alles erfasst, dann ist das ein Großbrand, der lichterloh leuchtet und alles verbrennt. Was folgt daraus? Was will Jesus damit sagen?
Mir fällt auf, dass Jesus ganz direkt sagt: „Ihr seid das Salz, das Licht!“ Er sagt nicht: Bemüht euch doch, Salz und Licht zu sein! Ihr seid es schon! Aber dann fügt er hinzu: passt auf, dass dieses Salz nicht schal und unwürzig wird! Und versteckt dieses Licht nicht, sonst nützen beide nichts.
Spätestens hier müssen wir fragen, wen Jesus mit diesen Bildern anspricht. Wer sind diese „Ihr?“ Ich glaube es sind die, die sich auf Jesus einlassen, die sein Evangelium ernst nehmen und danach wirklich zu leben versuchen. Wer das tut ist wie würziges Salz, wie helles Licht. Weil Jesus so ist, sind auch die, die ehrlich mit ihm gehen, Salz und Licht für die Welt.
Und woran merkt man das? Wie zeigt es sich? An den Wirkungen! Wo Menschen versuchen, sich ganz an Jesus und seinem Evangelium zu orientieren, da tut das den anderen gut, so wie Salz die Speise würzig und Licht das Zimmer hell macht. Kurz zuvor hat Jesus davon gesprochen, wie ein Leben aussieht, das sich ganz nach ihm ausrichtet. Er hat von den Friedensstiftern und den Barmherzigen gesprochen, von denen, die für die Gerechtigkeit einstehen und lieber Unrecht erleiden als es anderen zuzufügen. Die alle hat er „selig“ genannt, nicht nur, weil diese Haltungen sie persönlich glücklich machen, sondern weil solche Menschen auch für andere ein Glück, ein Segen sind, eben „Salz der Erde“ und „Licht der Welt.“ Für jedes Land, für jede Gemeinschaft sind solche Menschen kostbar. Sind sie auch zahlreich genug? Folgen nur wenige wirklich dem Beispiel Jesu?
Der Taufschein allein genügt nicht, auch wenn die Taufe eine gute Basis ist. Entscheidend aber ist es, dass das Licht, das ich in der Taufe empfangen habe, auch wirklich im Leben leuchtet und dass das Salz des Glaubens nicht seine Würze verliert. Wie steht das bei mir? Wie bei uns Christen in Österreich? Schlimm wäre es, wenn unser Glaube „zu nichts mehr taugt,“ weil das Salz schal geworden ist.
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen?
Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.