Vergiss nicht, dass du sterblich bist! Lass los und vertraue! Du hast nicht alles in der Hand! Du bist in Gottes Hand! Und die ist gut.
Vergiss nicht, dass du sterblich bist! Lass los und vertraue! Du hast nicht alles in der Hand! Du bist in Gottes Hand! Und die ist gut.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 8. Sonntag im Jahreskreis,
27. Februar 2011 (Mt 6,24-34)
Macht euch keine Sorgen! Gleich sechs Mal widerholt Jesus dieses Wort vom Sorglos-sein im heutigen Evangelium. Machen sich die Vögel Sorgen? Und die Blumen auf der Wiese? Sind sie nicht ganz unbeschwert? Schaut auf sie! Lernt von ihnen! Und dann, fast vorwurfsvoll: Ihr macht euch viel zu viele Sorgen: Was sollen wir essen? Was trinken? Was anziehen? Gott sorgt doch für euch! Er ist ja euer himmlischer Vater!
Das klingt alles wunderschön. Aber ist es nicht auch etwas zynisch, ja und auch reichlich abgehoben, fern der Wirklichkeit? Die Zuhörer Jesu waren in großer Mehrheit arme Menschen. Für sie war die Frage: Was sollen wir essen? Was anziehen? –oft bitter ernste Fragen. Hunger war keine Seltenheit. Dazu die quälenden Steuereintreiber, die blanke materielle Not. Gesundheitliche Sorgen. Und die Ungewissheit, wie es morgen weitergehen soll.
Jesus verschärft seine Worte noch weiter. Er stellt vor eine Wahl: Gott oder Mammon! Ihr müsst euch entscheiden, wenn ihr dienen wollt. Beiden zugleich dienen, das geht nicht! Gott ein bisschen, an Sonn-und Feiertagen! Unter der Woche aber Mammon! Ehrlich: sind wir nicht alle in der Versuchung, Diener zweier Herren zu sein? Wie oft bekomme ich zu hören: Euch in der Kirche geht es ja nur ums Geld! Sozusagen: ihr seid nicht anders als alle Welt: immer geht`s ums liebe Geld!
Ich glaube, Jesus stellt hier eine Frage, die jede und jeder nur persönlich beantworten kann. Es ist die schlichte Frage: Vertraust du Gott? Glaube ich an das, was Jesus sagt: Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht! Wie lerne ich mehr Gottvertrauen? Mitten in meinen Sorgen! Mit den Problemen meines täglichen Lebens.
Eines ist sicher: Jesus wusste selber sehr genau, was die Sorgen des Alltags bedeuten. Er hat immerhin jahrelang selber den väterlichen Handwerksbetrieb geleitet, wusste was das an wirtschaftlichen und menschlichen Mühen bedeutet. Seine Zimmerei hat er nicht so sorglos führen können wie „die Vögel des Himmels“ und „die Lilien des Feldes.“ Da ging es um Leistung, gute Arbeit, anständige Preise, um Kundschaft und Konkurrenz.
Was heißt dann Gott vertrauen? Jesus will es uns zeigen. Zuerst mit einem ganz einfachen Gedanken: Wer kann mit all seinen Sorgen sein eigenes Leben auch nur ein bisschen verlängern“ Mit anderen Worten: Vergiss nicht, dass du sterblich bist! Lass los und vertraue! Du hast nicht alles in der Hand! Du bist in Gottes Hand! Und die ist gut.
Dann rät uns Jesus, uns in der Natur umzuschauen: „Seht euch die Vögel des Himmels an: sie säen nicht, sie ernten nicht.“ Gott sorgt für sie! „Lernt von den Lilien des Feldes“. Sie sind so schön wie keine noch so teure Markenkleidung. Lehrt uns nicht die Natur, loszulassen und zu vertrauen?
Jesus ist realistisch: Jeder Tag hat seine Plagen. Denen entkommen wir nicht. Aber morgen ist auch noch ein Tag. Und Gott ist mit uns, „ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (Dietrich Bonhoeffer).
Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt.
Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.