Den Glauben an Gott bewahren, die Hoffnung auf Ihn nicht aufgeben, auf die Liebe setzen: das ist der Fels, von dem Jesus spricht.
Den Glauben an Gott bewahren, die Hoffnung auf Ihn nicht aufgeben, auf die Liebe setzen: das ist der Fels, von dem Jesus spricht.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 9. Sonntag im Jahreskreis,
6. März 2011 (Mt 7,21-27)
Heuer ist der längst mögliche Fasching. Weil heuer das spätest mögliche Osterdatum ist. Heute ist Faschingsonntag. Aschermittwoch steht vor der Tür. Die Fastenzeit. Erleben wir heute noch diesen Wechsel von Spaß und Ernst, von Unterhaltung und Sammlung?
Es braucht im Leben Rhythmen, Zeiten der Anspannung und Zeiten der Ausgelassenheit und Zeiten der Besinnung. Heute sind diese Rhythmen oft durcheinandergeraten. Die Alten wussten, dass nach dem Karneval die Fastenzeit sinnvoll ist. Und manche wissen es auch heute, schon aus Gründen der Gesundheit.
Das heutige Evangelium spricht schon den Sinn der kommenden Fastenzeit an. Es geht nicht nur ums Abmagern, um den Kampf gegen die zu vielen Kilos. Die Fastenzeit soll helfen, dass wir uns auf das Wesentliche besinnen, das Fundament des Lebens, auf das, was trägt und hält.
Jesus spricht von diesem Fundament. Genauer von dem Haus, das ein gutes Fundament braucht. Worauf bauen wir das Haus des Lebens? Was macht es sturmfest, erdbebensicher? Wer ein Haus baut, kann sich nicht eine Garantie gegen Katastrophen kaufen. Tsunami, Erdbeben, Wirbelstürme, Wasserfluten, all das haben wir in den letzten Jahren weltweit in vermehrtem Maß erlebt. Wir können uns nicht total absichern. Aber wir können zumindest versuchen, auf festem Grund, in geschützter Lage zu bauen.
Jesus gebraucht das Bild vom Hausbau, um über das Haus unseres Lebens zu sprechen. Ist unser Leben auf Sand gebaut? Hat es festen, tragenden Grund? Was hält stand, wenn die Stürme des Lebens kommen? In Österreich läuft zurzeit eine heftige Bildungsdebatte. Sind unsere Schulen schlecht? Sind unsere PISA-Werte wirklich so niedrig? Eines ist sicher: Bildung gehört zu den wichtigsten Fundamenten des Lebens. Daher ist alles Bemühen um gute Bildung ein sinnvolles Bauen am Haus des Lebens.
Die Familie ist das erste und wichtigste Fundament des eigenen Lebenshauses. In Zeiten wie diesen, da das soziale Netz des Staates dünner und brüchiger wird, ist eine Familie, die zusammenhält, ein sicherer Boden für die Zukunft. Sicher, Familie kann auch ein Ort unseliger Konflikte sein. Wer aber das Haus seines Lebens ganz alleine bauen und bewohnen muss, der ist den Stürmen des Lebens viel wehrloser ausgesetzt als wer das Netzwerk einer Familie hat.
Bildung, Familie, und dazu Arbeit, sozialer Frieden: all das gibt dem Leben Halt und festen Grund. Jesus spricht aber von mehr. Er sagt es ganz direkt: „Wer meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat.“ Kein Fundament ist fester als das Vertrauen auf Gott. Alles andere kann uns verloren gehen, mag in den Fluten einer Lebenskrise untergehen. Den Glauben an Gott bewahren, die Hoffnung auf Ihn nicht aufgeben, auf die Liebe setzen: das ist der Fels, von dem Jesus spricht.
Am Mittwoch beginnt die Fastenzeit. Ich hoffe, ich schaffe es, sie als Zeit des Nachdenkens zu gestalten, mit der Frage: worauf ist das Haus meines Lebens gebaut?
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.
Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?
Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heran fluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heran fluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.