Ob Ostern mir etwas bedeutet, das kann ich nur im Mitgehen erfahren, wenn ich Jesus suche wie Maria von Magdala, wenn Er mit mir geht wie mit den Jüngern von Emmaus. Das geschieht auch heute.
Ob Ostern mir etwas bedeutet, das kann ich nur im Mitgehen erfahren, wenn ich Jesus suche wie Maria von Magdala, wenn Er mit mir geht wie mit den Jüngern von Emmaus. Das geschieht auch heute.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Palmsonntag,
24. April 2011 (Joh 20,1-18)
Was hat sich seither geändert? Was hat Ostern anders gemacht? Jahr für Jahr feiern die Christen das Osterfest, heuer sogar alle gemeinsam am selben Sonntag (denn meistens haben wir Christen in Ost und West verschiedene Osterdaten). Verändert sich etwas an meinem Leben, wenn ich glaube, dass Jesus wirklich auferstanden ist? Denn warum soll ich etwas Unwahrscheinliches glauben, wenn es mir „nichts bringt“, meinem Leben nicht eine neue Dimension eröffnet?
Den ersten Zeugen der Auferstehung hat die Begegnung mit Jesus sehr wohl etwas gebracht. Da ist als allererste eine Frau, die erste Zeugin der Auferstehung, die erste, die Jesus als Lebendigen gesehen und erlebt hat; die Erste, die Jesus sozusagen „auf Mission“ geschickt hat!
Maria von Magdala hat besonders um Jesus getrauert. Darum geht sie auch in aller „Herrgottsfrühe“ zum Grab. Der Kummer um den Verlust, die Liebe zum Toten zieht sie hin. Ihr Schmerz wird noch viel größer: das Grab ist leer! Jemand muss die Leiche weggenommen haben!
Sie sucht den Toten – und begegnet dem Lebendigen! Sie sucht den Leichnam des geliebten Meisters – und begegnet Ihm selber, leibhaftig, lebendig – und doch nicht verfügbar. Sie darf Ihn nicht festhalten, sondern soll Ihn verkünden. So wird sie die erste Botin des Auferstandenen!
Was bringt Ostern? Was außer freien Tagen? Bringt es etwas wirklich Neues? Und wenn ja, woran merkt man es? Maria von Magdalas Leben wurde zum zweiten Mal verändert. Das erste Mal war es die Begegnung mit Jesus, der ihr, der öffentlichen Sünderin, eine Liebe geschenkt hat, die sie nie erlebt hatte. Sie hat dank Ihm zu leben begonnen, ein neues, ungekanntes Glück.
Aber dann kam sein grauenhafter Tod, den sie mutig beim Kreuz stehend mit Ihm durchlitten hat. Die zweite Begegnung durchbrach die letzte Schranke, die des Todes. Jesus ist nicht im Grab geblieben, als erster und einziger Mensch. Er ist nicht vom Scheintod erwacht, sondern aus dem wirklichen Tod auferstanden. Er war tot, das Grab verschlossen. Nun ist er nicht mehr dort. Aber auch nicht einfach in unser Leben zurückgekehrt. Sonst wäre er, vielleicht hochbetagt, längst gestorben.
Maria von Magdala hat ihn gesehen, Er hat mit ihr gesprochen. Sie hat davon anderen erzählt. Aber das war vor 2000 Jahren. Was habe ich heute davon? „Was bringt’s?“
Zuerst das: Der Tod ist wie eine Wand. Alle zerschellen wir daran. Keiner entkommt dem Tod. Doch seit Ostern hat die Mauer ein Loch, und niemand kann es wieder schließen: Der Tod ist nicht das endgültige „Aus“ und auch nicht der Anfang einer endlosen Kette von Wiedergeburten. Sterben heißt seit Ostern: ins Leben gehen, durch die Mauer-
bresche, die Jesus für immer geöffnet hat.
Und schließlich: Ob Ostern mir etwas bedeutet, das kann ich nur im Mitgehen erfahren, wenn ich Jesus suche wie Maria von Magdala, wenn Er mit mir geht wie mit den Jüngern von Emmaus. Das geschieht auch heute.
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du?
Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du?
Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Maria!
Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.