In jedem Leben gibt es Abschied und Neuanfang. Nicht nostalgisch zurückschauen, nicht sehnsüchtig nach oben blicken, sondern auf die Kraft und Weisung des Heiligen Geistes hoffen, der hilft hier und jetzt mit einer neuen Epoche gut zu beginnen.
In jedem Leben gibt es Abschied und Neuanfang. Nicht nostalgisch zurückschauen, nicht sehnsüchtig nach oben blicken, sondern auf die Kraft und Weisung des Heiligen Geistes hoffen, der hilft hier und jetzt mit einer neuen Epoche gut zu beginnen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zur Lesung am Hochfest Christi Himmelfahrt,
2. Juni 2011 (Apg 1,1-11)
Ich freue mich über einen freien Tag: Christi Himmelfahrt! Die Wirtschaft freut sich weniger darüber. Regelmäßig gibt es Versuche, die beiden Donnerstagsfeste (Christ Himmelfahrt und Fronleichnam) abzuschaffen. Gerne wird dann darauf hingewiesen, dass sie auch im „katholischen“ Italien nicht mehr Feiertage sind, und dass selbst der Vatikan dazu die Zustimmung gegeben habe. Ist Österreich katholischer als der Vatikan?
Die beiden Donnerstagfeste sind auf jeden Fall im sogenannten „Konkordat“ verankert, jenen Vertrag zwischen der Republik Österreich und dem Vatikan, der das Verhältnis Staat – Kirche in Österreich weitgehend regelt. Das „Konkordat“ wird immer wieder kritisiert: die „Privilegien“ der Katholischen Kirche! Dabei wird meist vergessen, dass nach österreichischem Recht die anderen Religionsgemeinschaften ganz gleich behandelt werden. Nur die „katholischen“ Feiertage haben eine bevorzugte Stellung. Aber darüber beschweren sich die Wenigsten, dass sie einige freie Tage mehr haben …
Wichtiger wird aber in Zukunft die Frage: Wozu Feiertage wenn nicht gefeiert wird? Daher meine Frage: Was feiern wir eigentlich heute? Genauer: Was bedeutet dieses heutige Fest für die Christen? Und welchen Sinn kann es auch für Menschen haben, die den christlichen Glauben nicht teilen?
Ich sehe „Christi Himmelfahrt“ als das Fest des Anfangs einer neuen Epoche. Heute geht eine Zeit zu Ende. Neues beginnt. Zu Ende geht die Zeit der irdischen, sichtbaren, greifbaren Gegenwart Jesu. Es beginnt eine neue Epoche, in der Jesus nicht mehr direkt „der Chef“, der Meister, der Leiter der kleinen Gemeinschaft ist, die er um sich gesammelt hat.
Ich finde es hilfreich, sich anzusehen, wie die Jünger Jesu in dieser Situation reagiert haben. Sie blicken vor allem zurück und nach oben, also weg vom Jetzt, weg von ihrer neuen Situation. Sie schauen zurück auf ihre Träume: sie hatten gehofft, Jesus werde das mächtigste Königreich Davids wieder herstellen. Immer noch wollen sie nicht diesen Traum loslassen. Und als Jesus ihren Augen entschwindet, schauen sie nach oben, ihm nach, als wollten sie selber aus dieser Welt flüchten.
Da bekommen sie durch zwei Himmelboten einen ordentlichen Rüffel: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf?“ Eine neue Epoche hat für euch begonnen. Was hat Jesus euch verheißen? Nicht weltliche Macht. Nicht ein Königreich. Auch kein Paradies auf Erden. Nur eines hat er euch versprochen: die Kraft von oben, den Heiligen Geist! Also geht los, seid meine Zeugen! Träumt nicht von gestern, sondern bringt den Menschen die frohe Botschaft!
Der freie Donnerstag, das Fest der Himmelfahrt Jesu hat auch diese Botschaft: in jedem Leben gibt es Abschied und Neuanfang. Nicht nostalgisch zurückschauen, nicht sehnsüchtig nach oben blicken, sondern auf die Kraft und Weisung des Heiligen Geistes hoffen, der hilft hier und jetzt mit einer neuen Epoche gut zu beginnen.
Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde.
Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.
Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.
Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?
Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.