Dank des Heiligen Geistes spricht die Kirche von Anfang an in allen Sprachen, zu allen Menschen, überwindet alle Grenzen und bringt sie zusammen zur echten Gemeinschaft. Der Heilige Geist – Herz der guten Globalisierung!
Dank des Heiligen Geistes spricht die Kirche von Anfang an in allen Sprachen, zu allen Menschen, überwindet alle Grenzen und bringt sie zusammen zur echten Gemeinschaft. Der Heilige Geist – Herz der guten Globalisierung!
Gedanken von Kardinal Schönborn
zur Lesung am Pfingstsonntag,
12. Juni 2011, (Apg 2,1-11)
Globalisierung – Segen oder Fluch? Heute gibt es keinen Flecken, der nicht von den globalen Auswirkungen betroffen wäre: Klima, Kommunikation, Finanzen, Weltwirtschaft. Niemand kann sich ganz den Auswirkungen der Globalisierung entziehen, im Guten wie im Schlechten.
Pfingsten ist das Fest der positiven Globalisierung. So stellte es sich am Anfang dar. So wirkt es auch heute. Was war damals, in Jerusalem? Das jüdische Pfingstfest feiert den Bundesschluss Gottes mit seinem Volk am Berg Sinai. Dazu kamen jüdische Pilger aus aller Welt nach Jerusalem. Während Scharen von Wallfahrern sich in der Heiligen Stadt drängten, waren die Jünger Jesu, damals noch eine kleine Schar von etwa hundertzwanzig, zum intensiven Gebet beisammen, meist im Obergeschoss jenes Hauses, in dem sie mit Jesus das letzte Mahl gegessen hatten.
Dieser Raum spielte am Anfang der Kirche eine große Rolle. Er war nicht nur der „Abendmahlsaal“, sondern auch der Raum, in dem sich in den Tages des Prozesses Jesu seine Anhänger „verbarrikatiert“ hielten, aus Angst, selber gefangengenommen zu werden. Dort blieben sie, als die Schrecken vorüber waren. Dort erschien ihnen Jesus trotz der verriegelten Türen. Und dort blieben sie, nachdem Jesus sie verlassen hatte („Himmelfahrt“). Dort waren sie nun auch an diesem Tag, dem Pfingstfest, versammelt: die Apostel, einige Verwandte Jesu, einige Frauen und vor allem Maria, seine Mutter, alle aus Galiläa stammend und mit Jesu als Pilger nach Jerusalem gekommen.
Dieser Saal, dieses größere Zimmer im ersten Stock, war so etwas wie das Hauptquartier der Anhänger Jesu, Versammlungsort, Schutzraum, Herberge, Speisesaal wohl auch Schlaf- und Gebetsraum. Hier waren sie alle versammelt, am Morgen des Pfingstfestes, zum gemeinsamen Gebet.
Was dann geschah, kann als die Geburtsstunde der Kirche bezeichnet werden: „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Wie sah das aus? Wir haben keinen Filmbericht darüber. Es muss sich schnell herumgesprochen haben. Scharen von Pilgern sammelten sich um das Haus und erlebten zu ihrem Erstaunen, dass diese Leute aus Galiläa so zur Menge sprachen, dass jeder sich in seiner Muttersprache angesprochen fühlte. Und das so sehr, so überzeugend, dass sich schon am ersten Tag, diesem Geburtstag der Kirche, etwa dreitausend Menschen taufen ließen.
Seit diesem ersten Pfingsten hat die Kirche immer wieder ein neues Pfingsten erlebt. Das ist meine Zuversicht: Pfingsten ist nicht zu Ende. Es ist das Fest des neuen Aufbruchs. Wie zeigt es sich heute? Nicht anders als am Anfang. Zuerst darin, dass der Heilige Geist Mut macht, aus ängstlicher Verschlossenheit hinauszugehen und „Gottes große Taten zu verkünden“. Dann dadurch, dass der Heilige Geist Menschen anspricht, Herzen anrührt, Glauben weckt. Das kann nur er. Und er tut es auch heute. Schließlich zeigt sich Pfingsten heute wie damals durch das Sprachenwunder. Dank des Heiligen Geistes spricht die Kirche von Anfang an in allen Sprachen, zu allen Menschen, überwindet alle Grenzen und bringt sie zusammen zur echten Gemeinschaft. Der Heilige Geist – Herz der guten Globalisierung!
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.