Er spricht von dem Gut, das Gott jedem Menschen anvertraut hat, von den Gaben, die Christus seinen Jüngern als Aufgabe hinterlassen hat.
Er spricht von dem Gut, das Gott jedem Menschen anvertraut hat, von den Gaben, die Christus seinen Jüngern als Aufgabe hinterlassen hat.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium für den 32. Sonntag im Jahreskreis,
13. November 2011 (Mt 25,1-13)
Im heutigen Gleichnis von den „Talenten“ geht es um die, die meinen: Was kann ich kleiner Mann, ich kleine Frau schon machen? Ich kann eh nichts ändern! Daher mache ich lieber gleich gar nichts! Ich glaube, dieses Gleichnis spricht eine Situation an, die heute in der Gesellschaft und in der Kirche viele Menschen erfasst hat: Das Gefühl der Ohnmacht! Sehen wir uns das Gleichnis an. Ein reicher Mann verreist und vertraut daweil sein Vermögen seinen Mitarbeitern an, natürlich in der Erwartung, dass sie damit ordentlich wirtschaften, damit sein Geld sich vermehrt hat, wenn er wieder zurückkommt. Er nimmt dabei Rücksicht auf die Fähigkeit seiner Leute.
Und tatsächlich haben zwei seiner drei Bediensteten ihre Talente gut genützt und das ihnen zu treuen Händen anvertraute Vermögen verdoppelt. Dementsprechend werden sie von ihrem Chef nicht nur gelobt, sondern auch kräftigt belohnt. Sie bekommen – so hieße das im heutigen Bankwesen – einen kräftigen „Bonus“ ausbezahlt.
Problematisch ist der Dritte, der am Wenigsten bekommen hat. Um ihn geht es vor allem im Gleichnis Jesu. Er hat seine ihm anvertraute Geldsumme einfach vergraben. Sie ist geringer als die der beiden anderen. Aber so klein ist sie doch wiederum nicht, wenn wir daran denken, dass ein „Talent Silbergeld“ etwa 30 Kilogramm Silber entspricht. Er hat also diese Summe Silbergeld einfach vergraben, um sicher nichts falsch zu machen. Damals wie heute waren Geldgeschäfte riskant, und er will nichts riskieren. Zu Recht ist sein Chef über diese Einstellung erzürnt. Wenigstens als Festgeld hätte er diese Summe auf die Bank bringen sollen.
Aber Jesus geht es nicht ums Geldgeschäft. Er hat andere „Talente“ im Sinn. Übrigens: Unser Wort Talent im Sinn von Begabung kommt von diesem Gleichnis Jesu! Er spricht von dem Gut, das Gott jedem Menschen anvertraut hat, von den Gaben, die Christus seinen Jüngern als Aufgabe hinterlassen hat. Heute ist in der Kirche wie in der Welt die Versuchung groß, das eigene Talent zu vergraben, weil viele das Gefühl der Ohnmacht haben: Was kann ich Einzelner schon bewirken und verändern? Genau darum geht es. Wenn ich auch „nur“ ein Talent bekommen habe, so kann ich doch damit „wirtschaften“. Jesus geht es vor allem um den Glauben. Er ist der kostbare uns anvertraute Schatz. Vergrabe ist ihn? Verstecke ich ihn vor den Anderen? Oder gebe ich ihn weiter? Gewinne ich andere dafür? Niemand soll glauben: das schaffe ich nicht! Dazu macht Jesus Mut!
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.
Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten.
Dann reiste er ab. Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld des Herrn.
Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder.
Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.
Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.