Und es entscheidet sich nicht am Maß meiner Frömmigkeit, sondern an den Taten der Nächstenliebe.
Und es entscheidet sich nicht am Maß meiner Frömmigkeit, sondern an den Taten der Nächstenliebe.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Christkönigssonntag,
20. November 2011 (Mt 25,31-46)
Einmal kommt der Tag der Schlussbilanz, der letzte Zahltag. Ob wir daran denken oder nicht. Ob es uns lieb ist oder nicht. Viele sagen zwar: mit dem Tod ist alles aus. Also gibt es kein Endgericht. Das Licht geht für immer aus. Ende der Vorstellung. Das war`s jetzt! Nach dem Tod gibt es kein Danach, sondern nur das Nichts.
So denken viele. Nicht die Bibel. Nicht Jesus. Er spricht oft vom Gericht, das kommen wird. Wer hat recht? Die, die das totale Ende mit dem Tod annehmen? Oder die, die an das Leben nach dem Tod glauben?
Eines empfiehlt sich auf jedem Fall: Falls die Bibel doch recht hat, wenn ich doch am Schluss Rechenschaft über mein Leben geben muss, dann sollte ich so zu leben versuchen, dass ich ein Gericht nach dem Tod nicht zu fürchten brauche. Wie lebe ich so, dass die Schlussbilanz „passt“?
Die Antwort Jesu ist erstaunlich. In seinem Gleichnis vom Endgericht, das er kurz vor seinem eigenen Ende erzählt hat, stellt er die Frage auf den Kopf. Beide Gruppen sind völlig überrascht über das Gerichtsurteil. Denn sie werden nicht gefragt: Hast du an ein Leben nach dem Tod geglaubt? Ja nicht einmal: Hast du an Gott geglaubt? Auch nicht: Bist du fromm gewesen? Bist du fleißig zur Kirche gegangen?
Nur eines wird im Gericht Gottes zählen: Ich war Hungrig, durstig, fremd und obdachlos, nackt und gefangen - und ihr habt mir geholfen! Überraschte Gegenfrage: Wann haben wir DICH so arm und notleidend gesehen? Noch überraschendere Antwort: Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!
Mein ewiges Geschick, Himmel oder Hölle, ewig Strafe oder ewiges Leben, entscheidet sich heute. Und es entscheidet sich nicht am Maß meiner Frömmigkeit, sondern an den Taten der Nächstenliebe. Dort begegnet mir Gott, ob ich es weiß oder nicht. Der Notleidende wird für mich zum Prüfstein: Schau ich weg oder gehe ich hin? Wende ich mich ab oder wende ich mich ihm zu? Überwinde ich meinem Egoismus oder Kreise ich nur um mich selber?
Mich erschüttert an diesem Evangelium, dass Jesus uns klar macht: Das Schlimmste im Leben sind die Unterlassungen. Die Gelegenheiten, wo ich es verabsäumt habe, einen Kranken zu besuchen, einen Hungernden zu speisen, einem Obdachlosen zu helfen. Denn Gott steht auf ihrer Seite. Christus ist ihr Bruder. Mich tröstet aber, dass keine gute Tat verloren geht, dass keine echte Zuwendung bei Gott vergessen wird.
Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, woran ich glaube, dann entscheidet sich mein ewiges Geschick schon hier und heute, ob ich daran denke oder nicht.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
Und alle Völker werden von ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Erde für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.
Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Dann wird er sich an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht.
Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten:
Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.