Vom Himmel trennen uns nicht die Weiten des Weltalls, sondern der Mangel an Glaube, Hoffnung und Liebe.
Vom Himmel trennen uns nicht die Weiten des Weltalls, sondern der Mangel an Glaube, Hoffnung und Liebe.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zur Lesung am Hochfest Christi Himmelfahrt,
17. Mai 2012 (Apg 1,1-11)
Vierzig Tage nach Ostern ist das Fest Christi Himmelfahrt. In Österreich (dank Konkordat!) ein Feiertag. Für viele ein dankbarer Anlass für einen Kurzurlaub bis Sonntagabend. Warum dieser Feiertag, zehn Tage vor Pfingsten, also immer an einem Donnerstag, zum Kummer vieler in der Wirtschaft, zur Freude derer, die freie Tage genießen? Was ist der Anlass, der Grund dieses Festes?
Der Evangelist Lukas beschreibt das Ereignis ganz konkret. Es fand am sogenannten Ölberg statt, in Jerusalem, auf der Anhöhe gegenüber dem Tempel. Heute noch wird den Pilgern die Stelle gezeigt, wo Jesus „vor den Augen der Jünger emporgehoben wurde“, bis „eine Wolke ihn aufnahm und ihn ihren Blicken entzog“. So schildert Lukas diesen Vorgang.
Wie kann man sich das vorstellen? Ging die „Himmelfahrt“ dann noch weiter? Über die Erde hinaus, irgendwohin ins weite Weltall? Diese Idee ist sicher falsch. Jesus ist kein Astronaut, und sein Leib nicht mehr der eines irdischen Raumfahrers. Der Himmel ist ja nicht ein Raum irgendwo „da oben“, sondern ein Zustand ganz anderer Art. Die „Himmelfahrt“ Jesu ist seine Heimkehr zu Gott.
Wer zu Gott heimkehrt, ist nicht mehr sichtbar auf Erden. Aber auch Gott ist nicht sichtbar bei uns. Und doch glauben die, die an Gott glauben, auch an seine Gegenwart. Wenn wir einander mit den Worten „Grüß Gott“ ansprechen, dann meinen wir nicht jemand Abwesenden, sondern wünschen dem Gegrüßten Gottes Segen und Nähe.
Wer ganz bei Gott ist, ist ganz den Menschen nahe. Jesus hat zu Maria Magdalena gesagt: „Ich gehe hinauf zu meinen Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“. Diesen „Heimgang“ Jesu feiert die Kirche heute. Aber es ist nur ein äußerer Weggang.
Das mussten die Jünger erst verstehen lernen. Noch schauen sie Jesus nach, der ihren Augen entschwindet. Aber dabei kann es nicht bleiben. Zwei Boten Gottes, Engel, sagen ihnen: Was schaut ihr da zum Himmel? Jesus ist von euch weggegangen. Aber er kommt wieder. Was meinen sie damit? Das, was im Glaubensbekenntnis der Kirche steht? „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten“. Übrigens lehrt das auch der Koran, dass Jesus am Ende der Zeit wiederkommen werde.
Ich glaube, hier ist noch ein anderes Kommen Jesu gemeint. Er hat selber gesagt: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück“. Jesus ist heimgekehrt zu Gott, um ganz nahe bei uns zu sein.
Nochmals: Wie kann man sich das vorstellen? Ich denke so: Vom Himmel trennen uns nicht die Weiten des Weltalls, sondern der Mangel an Glaube, Hoffnung und Liebe. Wo diese fehlen, ist das Leben auf Erden finster. Ja es kann zur Qual, zur Hölle werden. Jesu „Himmelfahrt“ ist sozusagen der Brückenschlag zwischen unserer Welt und dem „Himmel“. Er hat es ja versprochen: „Ich bin bei euch, alle Tage!“ Und seinen Freunden hat Jesus gesagt: „Ihr werdet meine Zeugen sein,… bis an die Grenzen der Erde“. Christi Himmelfahrt – ein schöner freier Tag. Noch schöner ist er, wenn wir ein wenig vom Himmel mit in unseren Alltag nehmen – zum Beispiel durch mehr Liebe!
Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er (in den Himmel) aufgenommen wurde.
Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.
Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.
Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.