Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Dreifaltigkeitssonntag,
3. Juni 2012 (Mt 28,16-20)
„Gott kann keinen Sohn haben, Er ist doch kein Mensch“, Das sagte mit vor einigen Jahren ein muslimischer Taxifahrer. Ich stimmte ihm zu: Gott hat nicht einen Sohn, wie ein menschlicher Vater einen Sohn hat. Aber das glauben wir Christen auch nicht, wenn wir sagen, Jesus sei Gottes Sohn. Wir glauben auch nicht, dass Gott Vater und Gott Sohn und Gott der Heilige Geist drei Götter seien, wie man uns vorwirft.
Wir beginnen unser Gebet meist mit den Worten: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wir sagen nicht: „In den Namen“ (Mehrzahl), als wären es drei verschiedene Götter, drei unterschiedliche Wesen. Wir beginnen unser Gebet „Im Namen“ (Einzahl) „des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
Der Glaube an den „dreifaltigen“ Gott ist das Kennzeichen des Christentums. Heute, immer am Sonntag nach Pfingsten, wird das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit gefeiert. Was aber wird da gefeiert? Ein unbegreifliches Geheimnis, gewiss. Denn niemand hat je Gott begriffen. Und doch werden Fragen gestellt, die nicht ohne Antwort bleiben sollen.
Was antworte ich meinem muslimischen Taxifahrer, der meint, die Christen seien im Irrtum, weil sie nicht an einen Gott glauben, sondern an drei Götter?
Überall im christlich geprägten Österreich begegnen uns Bilder der Dreifaltigkeit, Darstellungen, die Gott Vater zeigen, mit Christus, dem Sohn Gottes, und mit der Taube, die den Heiligen Geist darstellt. Und alle, die die Taufe empfangen, werden „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft.
Bevor ich anderen erklären kann, wieso ich an den dreifaltigen Gott glaube, sollte ich mir selber darüber Rechenschaft geben: was heißt dieser Glaube für mich? Hat er für mein Leben Bedeutung?
Für mich ist dabei Jesus entscheidend. Wer ist er? Was bedeutet er für mein Leben? Christsein heißt an Christus glauben und den Weg mit Christus gehen. Seinem Vorbild folgen. Mich an Ihm orientieren. Mich vertrauensvoll an Ihn wenden. Zu ihm beten. Ihn lieben. Christsein heißt nicht nur, an eine höhere Macht glauben, die uns lenkt und leitet. Christsein bedeutet, mit dem Apostel Thomas, dem Zweifler, zu Jesus sagen: „Mein Herr und mein Gott!“ Christsein heißt, mit dem Apostel Petrus bekennen: „Du bist der Messias, der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Aber was heißt das praktisch? Der Glaube ist ja nicht eine graue Theorie, sondern Leben, ein Weg. Drei Dinge nennt heute Jesus im Evangelium. Zuerst: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ Jesus hat alles in der Hand. Das ist oft nicht spürbar, schwer zu fassen. Aber ich vertraue darauf, ich glaube es. Dann heißt es: „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern.“ Christsein muss sich im Leben bewähren. Die Taufe ist die Grundlage, wie ein Samen, der sich entfalten soll. Christen sollte man daran erkennen, dass sie leben, was Jesus gelehrt hat. Und schließlich: „Ich bin bei euch, alle Tage…“. Sehr oft bleiben wir Christen hinter dem Vorbild Christi zurück. Da soll es uns helfen und trösten, dass Er, der Sohn Gottes, uns schwache Menschen nicht verlässt.
Wenn ich zu Jesus bete, ihn um Hilfe bitte, dann bete ich zu Gott. Zu keinem anderen Gott als zu dem, den ich im Vater Unser anspreche. Und der Heilige Geist ist mir kein anderer als der Vater und der Sohn, der eine, dreifaltige, lebendige Gott.
In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.