Hier, für mich persönlich, für jeden von uns, trifft Jesu Wort zu: Niemand kennt den Tag und die Stunde!
Hier, für mich persönlich, für jeden von uns, trifft Jesu Wort zu: Niemand kennt den Tag und die Stunde!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 33. Sonntag im Jahreskreis,
18. November 2012 (Mk 13,24-32)
Die Endzeit – wann kommt sie? Vom Ende der Welt ist immer wieder die Rede. Allerlei selbsternannte Propheten kündigen den Weltuntergang an, und wenn das Datum vorbei ist, und die Welt nicht untergegangen ist, dann verschieben sie es auf später.
War Jesus ein Endzeitprophet, ein Weltuntergangsprediger? Eines ist sicher: Er hat nie einen Termin genannt. Im Gegenteil. Er sagt es ausdrücklich: "Jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater."
Damit sagt uns Jesus ganz klar: Lasst alles Berechnen und Spekulieren über das Ende der Welt! Überlasst das vertrauensvoll eurem himmlischen Vater, wie ich selber es ganz ihm überlasse.
Doch scheint Jesus sehr wohl Hinweise zu geben, wie sich "jener Tag und jene Stunde" ankündigt, wann also der "jüngste Tag" kommt. Er verweist auf die Natur, die uns zeigen kann, wie weit die Zeit ist: "Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist." Irgendwie sollen wir an gewissen Zeichen erkennen, "dass das Ende vor der Tür steht."
Sind die Zeichen unserer Zeit die Vorboten, dass das Ende vor der Tür steht? Manche sehen es so. Aber ist es wirklich schon "das Ende der Welt"? Stehen wir vielleicht einfach am Ende einer Epoche? Zum Beispiel am Ende einer großen Wohlstandsperiode? Oder am Ende der weltweiten Vorherrschaft Europas? Oder nur vor dem Ende des Euros? Eines ist sicher: Die Zeiten ändern sich! Aber haben sie das nicht immer getan?
Ich verstehe die Worte Jesu zuerst als Erinnerung für mich selber: Einmal geht deine (Lebens-) Zeit zu Ende. Denkst du daran? Nicht der Weltuntergang steht bevor, aber deine eigene Lebenswelt geht einmal zu Ende. Andere kommen, nächste Generationen folgen. Du aber wirst deinem Gott begegnen und ihm Rechenschaft geben von deinem Leben. Sei dafür bereit!
Hier, für mich persönlich, für jeden von uns, trifft Jesu Wort zu: Niemand kennt den Tag und die Stunde!
Doch dann gibt es auch so etwas wie Weltuntergänge, wenn eine Epoche, eine ganze Welt zu Ende geht. Solche Daten waren 1914, also der erste Weltkrieg. Da ging wirklich ein ganzes Zeitalter zu Ende. Für uns Heimatvertriebene und für zahllose andere war 1945 ein solches Datum. Gott bewahre uns vor Krieg und Not. Aber es fehlt nicht an Anzeichen, dass wir wieder an einer Epochenschwelle stehen.
Das Wort Jesu kann uns da Halt geben: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." Was immer in unserem Leben zu Ende geht, auf sein Wort bleibt Verlass.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.