Fang bei dir selber an! Bei dir kannst du etwas ändern!
Fang bei dir selber an! Bei dir kannst du etwas ändern!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 3. Adventsonntag,
16. Dezember 2012, (Lk 3,10-18)
Diese Frage der Menschen damals bewegt auch viele heute. Wie soll es weitergehen? Was sollen wir tun? Was können, was müssen wir tun? Damals stellten die Menschen diese Frage an Johannes den Täufer. Er hatte einen riesigen Zulauf. Die Menschen kamen in Scharen, um ihn zu hören. Seine Worte bewegten offensichtlich viele, auch wenn sie eher alles andere als schmeichelhaft waren. Denn Johannes rief zur Umkehr auf, zur Besinnung, zur Buße.
"Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt?" So redet nicht einer, der den Leuten schöntut. Glaubt nicht, dass es schon genügt zu sagen: "Wir haben ja Abraham zum Vater", das heißt: Wir gehören zu Gottes erwähltem Volk, uns kann ja nichts passieren! Gott ist eh auf unserer Seite!
Unerbittlich erinnert Johannes an Gottes Gericht, in dem wir alle Rechenschaft geben müssen: "Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. " Die Art und Weise wie Johannes sprach, muss so überzeugend gewesen sein, so glaubwürdig, dass sie die Menschen anzog. Ich sehe darin eine wichtige Lehre für heute, denn wir Menschen sind nicht wesentlich anders als damals. Wenn jemand selber als Person glaubwürdig ist, dann nimmt man ihm auch kritische, ernste, mahnende Worte ab. Die Wahrheit, auch wenn sie schmerzlich ist, wird angenommen, wenn der, der sie sagt, selber überzeugend ist.
"Was sollen wir also tun?" die ernsten Worte des Johannes haben bei seinen Hörern die Bereitschaft geweckt, umzukehren, etwas in ihrem Leben zu verändern. Mich beeindruckt diese Reaktion der Menschen. Haben wir nicht oft die Neigung, wenn von heutigen Problemen die Rede ist, zuerst einmal auf das zu schauen, was sich ändern muss – bei den anderen! Die Politik, die Wirtschaft, die EU, kurz, "die da oben" sollen es anders, besser machen. Johannes hat die Leute ins Herz getroffen: Fang bei dir selber an! Bei dir kannst du etwas ändern!
"Was sollen wir also tun?" Die Antwort des Johannes ist ganz unspektakulär. Es geht gar nicht um Unmögliches: "Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso." So einfach ist die Antwort: Teilen! Nicht die Welt kannst du, brauchst du verändern. Du kannst nicht alle Probleme der Welt lösen. Teilen kannst du immer, auch wenn du keine Millionen verteilen kannst. Immer hast du etwas, was du mit dem teilen kannst, der weniger hat.
Auch Zöllner kommen, Steuereintreiber. Ihnen sagt Johannes nicht, dass sie ihren Beruf aufgeben sollen, sondern dass sie ihn nicht zur eigenen Bereicherung missbrauchen sollen. Wie aktuell: "Hütet euch vor der Korruption! Nicht nur vor der im großen Stil, die dann in die Schlagzeilen kommt, sondern auch vor den kleinen Unehrlichkeiten und Betrügereien. Und gleich auch noch dem Soldaten: Unterdrückt die Leute nicht! Missbraucht nicht eure Macht! "Was sollen wir also tun?" Im Grunde das, was jeder im Herzen, im Gewissen weiß. Da kann ich die Welt ein Stück besser machen!
In jener Zeit fragten die Leute den Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun?
Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso.
Es kamen auch Zöllner zu ihm, um sich taufen zu lassen, und fragten: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist.
Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung, und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk in seiner Predigt.