Bei ihm gibt es keine Grenzen mehr, bei ihm sind alle willkommen, sind alle zu Hause.
Bei ihm gibt es keine Grenzen mehr, bei ihm sind alle willkommen, sind alle zu Hause.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Hochfest Erscheinung des Herrn,
6. Jänner 2013 (Mt 2,1-12)
Das Fest der „Heiligen Drei Könige“, wie es volkstümlich heißt, fällt heuer auf einen Sonntag. Somit entfällt ein „freier Tag“. Heute sind in ganz Österreich die „Sternsinger“ unterwegs, die vielen Kinder (über 85.000!!), die als „Kaspar, Melchior und Balthasar“, als die drei „Könige aus dem Morgenland“ für arme Kinder in der Welt Spenden sammeln.
Wer waren Sie wirklich? Und was bedeutet ihr Kommen nach Bethlehem, zum „Kind und seiner Mutter Maria“? Die Heilige Schrift spricht nicht von Königen, und auch nicht von ihrer Dreizahl. Es heißt nur, dass zur Zeit des Königs Herodes, als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, „Magier“ gekommen seien „aus dem Morgenland“, dem Osten, dem „Land des Sonnenaufgangs“. Beide Hinweise sind nicht sehr genau.
„Magier“ kann positiv bedeuten, dass es kundige, weise Männer waren, vermutlich Sternkundige. Die negative Bedeutung kommt wohl nicht in Frage: dass es sich um Zauberer, Betrüger handelte, die Menschen mit Magie in die Irre führen. Als ihr Herkunftsland im Osten des Heiligen Landes wird meist Persien genannt, in dem die Sternkunde einen hohen Stand erreicht hatte.
Und der Stern, den die Weisen beobachtet haben und dem sie nachgegangen sind? Fachleute weisen darauf hin, dass es zur Zeit der Geburt Jesu eine besondere Stellung der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische gegeben hat, die von den damaligen Sternkundigen als Hinweis auf ein besonderes Ereignis im jüdischen Volk gedeutet werden konnte.
Vieles bleibt dabei rätselhaft. Was bewog die Weisen aus dem Osten, ihrer Ahnung zu folgen und sich auf eine lange, beschwerliche Reise ins Ungewisse zu begeben? Warum „erschrak“ Herodes, als sie sich suchend an ihn wandten, und „mit ihm ganz Jerusalem“? Was bedeuten die Geschenke, die die Weisen dem Kind brachten, das sie schließlich mit großer Freude in Bethlehem fanden?
Sie hätten sich nicht auf den weiten, gefährlichen Weg gemacht, wenn nicht eine Sehnsucht sie gezogen hätte: die Sehnsucht nach etwas Großem und Heiligen - eine Sehnsucht, die in vielen Menschenherzen lebt, die Gott noch nicht kennen, aber eine Ahnung von ihm haben.
Die Weisen aus dem Osten sind Suchende. Sie wissen viel, haben viel studiert, geforscht, aber sie haben sich nicht mit den greifbaren Ergebnissen zufrieden gegeben. In jedem Menschenherzen gibt es Raum für die Suche nach dem Sinn des Lebens. Die „Weisen“ sind jene Menschen, von denen der hl. Augustinus gesagt hat: „Unruhig ist unser Herz bis es ruht in dir“.
Noch etwas zeigen sie uns: Sie sind „Heiden“, sind „Fremde“, gehören einer anderen Religion und Kultur an. Das Kind in Bethlehem, der „neugeborene König der Juden“, ist der König aller Völker. Bei ihm gibt es keine Grenzen mehr, bei ihm sind alle willkommen, sind alle zu Hause. Nicht umsonst sammeln heute unsere Sternsinger – Kinder für Arme aus allen Völkern der Erde!
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.