Sich selbst so wenig Druck wie möglich machen (lassen): Die Freude über die Botschaft des Weihnachtsfestes und die Freude am (gemeinsamen) Tun soll im Vordergrund stehen.
Sich selbst so wenig Druck wie möglich machen (lassen): Die Freude über die Botschaft des Weihnachtsfestes und die Freude am (gemeinsamen) Tun soll im Vordergrund stehen.
Warum auch zu Weihnachten weniger ist oft mehr ist. Ein Gespräch mit Psychotherapeutin Brigitte Ettl.
Warum es sinnvoll ist, die eigenen Erwartungen an Harmonie und Familienfriede auf ein realistisches Maß zu reduzieren, wie die Weihnachtsfreude nicht verloren geht und warum auch zu Weihnachten weniger oft mehr ist.
Gerade mit Weihnachten werden hohe Erwartungen verknüpft. Harmonisch soll es ablaufen, ohne Streit, alle sollen zufrieden und glücklich sein. Woher kommt das?
Ettl: Weihnachten ist ein Fest der Familie. Es ist damit auch Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach Geborgenheit und Nähe. Diese Sehnsucht wird seit langem noch durch die Bilder in der Werbung verstärkt – als soll das eigene Leben dieser künstlichen Idylle möglichst nahe kommen. Viele glauben, dass das Leben in den Nachbarhäusern nur nach Lebkuchen duftet und nach „O Du Fröhliche“ klingt – nur sie selber schaffen es nicht, ihre Realität diesem Wunschbild anzugleichen.
Die Erwartungen führen dann oft auch dazu, dass der Druck hoch ist. Alles muss perfekt sein. Wie kann man Druck herausnehmen?
Ettl: Auch bei Weihnachten gilt: weniger ist mehr. Das beginnt bei Geschenken, Kekssorten, Weihnachtskarten und Festmenü. Es heißt aber auch, dass die Erwartungen an Harmonie und Familienfriede auf ein realistisches Maß reduziert werden. Dies gelingt umso besser, je ehrlicher die Planung verläuft und je mehr Abstriche bereits hier gemacht werden. Um ein Mehr an Lebensqualität, Erholung und Freude an der gemeinsamen Zeit zu gewinnen.
Jede Familie hat spezielle Dinge, auf die sie zu Weihnachten nicht verzichten möchte. Wie wichtig ist das Aufrechthalten von Traditionen zu Weihnachten, generell bei Familienfesten?
Ettl: Traditionen und Rituale geben den Menschen Sicherheit und Stabilität. Gerade im Advent rund um Weihnachten gibt es eine Fülle an solchen liebgewonnenen Bräuchen – für kleine Kinder beginnt das beim Adventkalender und dem Brief ans Christkind, für „große Kinder“ beim Besuch von Weihnachtsmärkten und duftenden Backstunden. Doch all dieses Tun soll Freude bereiten und jedem einzelnen die frohe Botschaft des Weihnachtsfestes mit allen Sinnen erlebbar machen. Wenn Rituale zum belastenden Selbstzweck werden haben sie ihren Sinn verloren - dann ist es gut, sich davon zu verabschieden. Und den gewonnenen Freiraum nicht gleich mit Neuem füllen, sondern das Verbleibende – und wenn es ruhige abendliche Lesestunden sind – bewusster zu genießen.
Oft laufen die Vorstellungen, wie man „richtig“ Weihnachten feiert extrem auseinander – etwa wenn verschiedene Familien das erste Mal miteinander feiern. Was dann?
Ettl: Nach Möglichkeit vorher miteinander reden, wie das Fest ablaufen soll. Gerade Weihnachtstraditionen werden oft absolut gesehen und man glaubt, alle feiern genauso – dann sind unliebsame Überraschungen vorprogrammiert. Diese gemeinsame Planung kann ein guter Anlass sein, die eigenen Traditionen zu überprüfen – und vielleicht auch ganz etwas Neues auszuprobieren. Um es vielleicht im kommenden Jahr wieder ganz anders zu machen. Und es müssen ja auch zu Weihnachten nicht alle alles gemeinsam machen. Auch bei diesem Fest ist eine gute Balance aus Nähe und Distanz wichtig.
Was ist das Wesentliche des Weihnachtsfestes und was hilft Ihrer Meinung nach, das nicht aus den Augen zu verlieren?
Ettl: Für gläubige Menschen ist der leuchtende Mittelpunkt des Festes die Botschaft der Menschwerdung Christi. Meiner Ansicht nach braucht es dafür neben all den schönen gemeinsamen Aktivitäten in der Familie auch Zeiten des Innehaltens und der Stille für jeden einzelnen, um sich die Zeichen der Nähe Gottes im eigenen Leben bewusst zu machen.