Eröffnet wurde der Wiener Diözesanprozess im Oktober 2008 mit einem "Kanzelwort" von Kardinal Schönborn, in dem er weitreichende Veränderungen und einen umfassenden Reformprozess ankündigte und unter das Motto "Apostelgeschichte 2010" stellte.
Eröffnet wurde der Wiener Diözesanprozess im Oktober 2008 mit einem "Kanzelwort" von Kardinal Schönborn, in dem er weitreichende Veränderungen und einen umfassenden Reformprozess ankündigte und unter das Motto "Apostelgeschichte 2010" stellte.
Was bisher geschah: 2008 kündigte Kardinal Schönborn einen umfassenden Erneuerungsprozess für die Erzdiözese Wien an, der aus derzeitiger Sicht bis 2022 anberaumt ist.
Die vierte Diözesanversammlung vom 17. bis 19. Oktober im Wiener Stephansdom soll eine Zwischenbilanz ziehen, inwieweit sich die Kirche in der Erzdiözese Wien in ihrem Reformprozess auf dem richtigen Weg befindet. Es handelt sich dabei um einen Prozess, der bereits 2008 begonnen hat und zumindest bis 2022 anberaumt ist.
Eröffnet wurde der Wiener Diözesanprozess im Oktober 2008 mit einem "Kanzelwort" von Kardinal Schönborn, in dem er weitreichende Veränderungen und einen umfassenden Reformprozess ankündigte und unter das Motto "Apostelgeschichte 2010" stellte. Es folgten in den Jahren 2009 und 2010 drei große Diözesanversammlungen, die für jeweils drei Tage knapp 1.500 Delegierte aus Pfarren, christlichen Gemeinschaften, Orden und weiteren kirchlichen Organisationen im Wiener Stephansdom zusammenbrachten.
Die erste Versammlung vom 22. bis 24. September wurde von Kardinal Schönborn mit einer programmatischen Ansprache unter dem Titel "Eine neue Epoche des Christentums" eröffnet. Es gehe darum, "Ja" zu sagen "zum Heute, in dem wir leben. Gott liebt diese Zeit, die Menschen heute". "Lassen wir die Nostalgie", appellierte der Wiener Erzbischof an Priester und Laienchristen: "Wir leben nicht in den kirchenboomenden fünfziger Jahren, in den konzilsbegeisterten sechziger Jahren, in den stürmischen Jahren nach 1968. Wir leben heute".
Schönborn damals: "Wir müssen manches loslassen, was uns unersetzlich scheint". Alle Strukturfragen, müssten von folgender Frage ausgehen: "Wie können wir nahe bei den Menschen bleiben bzw. ihnen wieder näherkommen?"
Von den Delegierten wurden bei der ersten Versammlung u.a. besonders die Sorge um die Pfarrgemeinden aber auch die bekannten "heißen Eisen" wie Zölibat oder der kirchliche Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zur Sprache gebracht. Auch neue Leitungsmodelle für Pfarrgemeinden wurden angesprochen.
In Richtung der Delegierten sagte Schönborn damals: "Ich kann nicht Reformen versprechen, die sich viele wünschen, die aber nicht in meiner Hand liegen". Es sei jedoch ein berechtigter Wunsch, "dass es über diese Anliegen einen verstärkten Austausch gibt".
In seiner ersten Bilanz unterstrich Schönborn, die Versammlung habe deutlich gemacht, "wie viel in unserer Diözese von so vielen getragen und gelebt wird".
Die zweite Diözesanversammlung von 11. bis 13. März 2010 ging der Frage nach, was Mission heute bedeutet und wie sie gelingen kann. "Mission ist Begegnung, keine Zwangsbeglückung oder Manipulation", sagte Kardinal Schönborn.
Im Plenum äußerten zahlreiche Delegierte im Dom offen ihre Hoffnungen und Enttäuschungen mit dem Reformprozess. Zuvor berieten die Delegierten über die notwendigen Voraussetzungen für eine gelungene Mission. Im anschließenden Plenum kam deutlich zum Ausdruck, dass der Glaube keine Privatsache sein könne, da er Gemeinschaft brauche. Das authentische Lebenszeugnis sei sowohl für die Gemeinschaft als auch für jeden einzelnen Christen entscheidend.
Ein besonderer Stellenwert komme dabei auch der Caritas-Arbeit zu - als ein Bereich, über den auch viele der Kirche sonst fernstehende Menschen erreicht werden könnten. Vielerorts war auch die Meinung zu hören, die aktuelle (Missbrauchs-)Krise als Chance für eine Erneuerung der Kirche zu sehen.
Kardinal Schönborn stellte die Sorge über die Zukunft der Pfarrgemeinden in den Mittelpunkt einer seiner Reden. Er erlebe bei seinen vielen Pfarrbesuchen zugleich große Lebendigkeit und große Not, sagte der Wiener Erzbischof: "Bei allen Problemen sind die Pfarrgemeinden meine große Hoffnung, und ich bin überzeugt, dass sie Zukunft haben." Strukturfragen seien allerdings offen.
Auf die zweite Diözesanversammlung folgte eine "Missionswoche" im Mai 2010, bei der jede Pfarre, jede Gemeinschaft und jede kirchliche Einrichtung eingeladen war, ein selbst entwickeltes Missionsprojekt zu verwirklichen.
Die dritte Diözesanversammlung - wieder mit 1.400 bis 1.500 Teilnehmern - fand vom 14. bis 16. Oktober 2010 im Stephansdom statt. Sie endete mit einem Appell des Wiener Erzbischofs, den Missionsgedanken vor jede Diskussion um Strukturreformen in der Kirche zu stellen. "Mission first" müsse das Leitwort jedes "Masterplans" für die zukünftige Entwicklung der Kirche sein, so der Kardinal.
Da die Kirche eine "komplexe Wirklichkeit" sei, "die aus himmlischen und menschlichen Elementen zusammenwächst", könne es keine einfachen Pläne für Reformen geben.
Bei allen anstehenden Veränderungen gelte es zu trennen zwischen dem, was zur "Wesensgestalt" der Kirche gehöre und dem, was historisch gewachsen und veränderbar sei. Während etwa die Eucharistiefeier zur "Wesensgestalt" zähle, sei dies bei der Anzahl der Gottesdienste oder der Organisation von Pfarren und Gemeinden nicht so.
Jeder "Masterplan" für die Kirche müsse an ihrem Meister, Jesus Christus, Maß nehmen, betonte der Kardinal schon in seiner Eröffnungsrede am 14. Oktober. Im Zentrum eines solchen "Masterplans" müsse laut Schönborn die "Jüngerschulung" stehen. Eine solche "Jüngerschulung" sei letztlich das Geheimnis aller wachsenden Gemeinschaften und damit dasjenige, was man durchaus von den Evangelikalen und Freikirchen lernen könne und was in der Erzdiözese bereits in den neuen geistlichen Gemeinschaften ("movimenti") in Form von Bibelschulen und Glaubenskursen Früchte trage. Es brauche die Stärkung der missionarischen Initiativen in den Gemeinschaften, Orden und Pfarren, um "neue Gemeindebildungsprozesse zu fördern".
Ein letztes, wesentliches Element des Masterplans müsse laut Kardinal Schönborn in einem neuen Zusammenwirken in der Pfarrleitung gesucht werden: "Vielleicht war ich da in den letzten Jahren zu ängstlich bei der Zulassung und Förderung des Miteinanders in der Leitung unserer Gemeinden", räumte der Erzbischof ein. Tatsächlich gebe es zahlreiche positive Erfahrungen, wo die gemeinsame Leitung von Gemeinden mit Beteiligung der Laien gut funktioniere. "Da haben wir viel zu lernen", so Schönborn.
Im Mai 2011 veröffentlichte Kardinal Schönborn einen Hirtenbrief zum Thema "Masterplan". Das Schreiben war zugleich der Startschuss von "APG 2.1" (oder "Apostelgeschichte 2.1"), mit dem der Prozess "Apostelgeschichte 2010" fortgesetzt wurde.
Schließlich widmete der Wiener Erzbischof im Arbeitsjahr 2011/12 auch seine Katechesenreihe dem Reformprozess, in dem er besonders die "Jüngerschule Jesu" in den Blick nahm.
Im Juni 2012 fand ein "Tag der Räte" statt, bei dem rund 250 Personen aus diversen Beratungsgremien der Erzdiözese Wien die Grundlinien der geplanten Diözesanreform intensiv diskutierten. Die Ergebnisse dieser Diskussion wurden über den Sommer nochmals überarbeitet. Die Letztfassung der vorgestellten Maßnahmen wurden dann von der Steuerungsgruppe des diözesanen Reformprozesses, bestehend aus Kardinal Schönborn, den Mitgliedern des Bischofsrates und dem Team des Prozesses "Apostelgeschichte 2.1", erstellt.
Die Leitlinien wurden schließlich im September 2012 veröffentlicht: In den kommenden zehn Jahren sollen anstelle der bisherigen 660 Pfarren weniger, aber größere Pfarren treten, die aus einzelnen Filialgemeinden bestehen. Viele örtliche, von Laien geleitete Filialgemeinden bilden gemeinsam eine neue Pfarre, die von Priestern und Laien gemeinschaftlich unter der Letztverantwortung eines Pfarrers geleitet wird. Eine Pfarre soll so groß sein, dass in ihr drei bis fünf Priester aktiv ihren Dienst versehen.
Kardinal Schönborn betonte ausdrücklich, dass mit der Reform die Gemeinden nicht abgeschafft werden. Im Gegenteil: "In den neuen Pfarren sollen sich mehr und lebendigere Gemeinden entfalten können." Die Kirche solle damit auch wieder missionarischer werden und den Menschen an ihren jeweiligen Lebensorten nahe sein, "in der überschaubaren Gemeinde vor Ort ebenso wie im flexibel genutzten größeren Raum", so der Wiener Erzbischof. Die Reform soll zügig umgesetzt werden. In zehn Jahren sollten mindestens 80 Prozent der neuen Pfarren gebildet sein.
Schönborn: "Wir müssen uns lösen von dem hergebrachten Bild, dass Kirche nur dort ist, wo ein Priester ist." Das "gemeinsame Priestertum aller Getauften" rücke damit stärker in den Mittelpunkt. Schönborn: "Träger der Mission der Kirche und damit auch der pfarrlichen Seelsorge und des Apostolats sind alle Getauften und Gefirmten." Es gehe um ein neues "Miteinander von Priestern und Laien auf Basis ihrer gemeinsamen Berufung zum Christsein".
Anfang 2013 starteten schließlich erste Pilotprojekte im Wiener Stadtdekanat Favoriten, die bis Ende 2015 umgesetzt werden sollen. Im Juni 2013 erfolgte der Auftrag durch Kardinal Schönborn an die Pfarren im Vikariat Wien-Stadt, gemeinsam eine Neuordnung zu überlegen. Noch im Herbst soll dieser Auftrag nun auch an die Pfarren in den Vikariaten Nord (Weinviertel/"Unter dem Manhartsberg") und Süd (Industrieviertel/"Unter dem Wienerwald") ergehen. Die Umsetzungsphase ist laut einer Aussendung der Erzdiözese Wien von 2014 bis 2022 anberaumt.
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