"Jesus aber wird den Tod besiegen. Er lebt. Und bietet seine Freundschaft an, bis heute", so Kardinal Christoph Schöborn.
"Jesus aber wird den Tod besiegen. Er lebt. Und bietet seine Freundschaft an, bis heute", so Kardinal Christoph Schöborn.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 6. April 2014.
Freundschaft ist lebenswichtig. Ohne echte Freunde ist das Leben arm. Damit sind nicht Facebook-Freunde gemeint. Von diesen kann man viele haben. Aber sind es echte Freunde? Für mich sind Freunde Menschen, bei denen ich einfach "sein" darf, bei denen ich keine Rolle spielen muss, nicht "im Dienst" bin, die mich nicht mögen, weil ich wichtig bin, weil sie etwas von mir haben wollen, oder weil ich ihren Einfluss, ihre Macht, ihren Erfolg für mich ausnützen will. Solche "Freunde" verliert man schnell, wenn es einem schlecht geht. Wer dann noch treu zur Freundschaft steht, ist ein echter Freund.
Jesus hatte solche Freunde. Die drei Geschwister, Maria, Martha und Lazarus, waren echte Freunde Jesu. Wenn er nach Jerusalem kam, blieb er immer wieder bei ihnen im nahen Bethanien. Dort war er willkommen.
Daher erschüttert ihn die Nachricht: "Dein Freund Lazarus ist krank." Die Lage ist gefährlich. In Jerusalem hat man bereits den Entschluss gefasst, Jesus umzubringen. Soll er es riskieren, wegen seines Freundes sich wieder in die Nähe der Gefahr zu begeben? Schließlich tut er es doch. Aber er kommt zu spät. Lazarus ist tot. Die trauernde Schwester macht ihm behutsam den Vorwurf: "Wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben."
Wie hilfreich ist es in solchen Momenten, an die Auferstehung glauben zu können. Martha hat diese Gewissheit: "Ich weiß, dass er auferstehen wird." Es ist kein billiger Trost, an ein Wiedersehen mit den Verstorbenen zu glauben. Die Freundschaft endet nicht mit dem Tod. Sie darf auf die Wiedervereinigung im ewigen Leben hoffen.
Jesus aber tut mehr. Er geht zum Grab seines Freundes. Dort überwältigt ihn die Trauer. Als die Leute ihn weinen sehen, sagen sie: "Seht, wie lieb er ihn hatte!" Da geschieht das Unerwartete: Jesus lässt den Grabstein entfernen und ruft den Toten heraus. Er ruft ihn aus dem Tod ins Leben zurück. Und der Tote kommt zum Leben.
Die Auferweckung des Lazarus, des Freundes Jesu, ist zweifellos eines der stärksten Wunder. Viele kamen dadurch zum Glauben an Jesus. Andere hat dieses Wunder in ihrer Wut auf Jesus bestärkt. Wenige Tage später werden sie ihn ans Kreuz bringen. Er aber wird den Tod besiegen. Er lebt. Und bietet seine Freundschaft an, bis heute.
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.