Die Ostertermine der verschiedenen christlichen Konfessionen können bis zu fünf Wochen auseinander fallen.
Die Ostertermine der verschiedenen christlichen Konfessionen können bis zu fünf Wochen auseinander fallen.
2,3 Milliarden katholische, evangelische und orthodoxe Christen feiern gleichzeitig.
Der 20. April wird kein Ostern wie jedes andere: Denn trotz unterschiedlicher Zeitrechnung feiern heuer alle 2,3 Milliarden katholische, evangelische und orthodoxe Christen das Fest wieder am selben Tag.
Das kommt nicht gerade häufig vor. Seit dem 16. Jahrhundert folgen östliche und westliche Kirchen unterschiedlichen Kalendern: die orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und byzantinisch-unierten Kirchen richten sich nach dem auf Julius Caesar zurückgehenden Julianischen Kalender, katholische und evangelische Kirche folgen dem 1582 von Papst Gregor XIII. reformierten Gregorianischen Kalender. Die Ostertermine können deshalb bis zu fünf Wochen auseinander fallen.
Seit Jahrhunderten ist der Ostertermin ein Zankapfel in der Christenheit. Ostern wird in der katholischen und den evangelischen Kirchen immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert.
Als Frühlingsbeginn gilt dabei der 21. März; frühester Ostertermin ist deshalb der 22. März, spätester der 25. April. Gegenüber dem Gregorianischen Kalender liegt der 21. März des Julianischen Kalenders aber derzeit 13 Tage später; daher verschiebt sich das orthodoxe Osterfest manchmal um eine Mondphase.
Gemeinsame Ostern gab und gibt es in den rund 1.500 Jahren zwischen 1583 und dem Jahr 3000 genau 271 Mal, wie zahlenbegeisterte Astronomen ausgerechnet haben - davon im 20. Jahrhundert 26 Mal, im 21. Jahrhundert 31 Mal. Für viele Christen ist ein solcher kalendarischer Zufall deshalb von hoher Symbolik. Eine Einigung auf einen gemeinsamen Ostertermin könnte ein Signal für das Zusammenwachsen aller Kirchen werden, meinte Papst Johannes Paul II.
Erst kürzlich sprach sich der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. für einen gemeinsamen Ostertermin aus: "Die Einheit der Kirche ist der Regelzustand, alles andere ein Ausnahmezustand", sagte er in Berlin. Besonderen Veränderungsdruck gibt es in Israel und Palästina.
"Die meisten christlichen Familien im Heiligen Land sind konfessionsgemischt", hat der Franziskaner-Kustos in Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa erläutert. Er befürwortet deshalb, dass die katholische Kirche dort Ostern seit 2013 nach dem orthodoxen Kalender feiert.
Auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK; Weltkirchenrat) ist seit Jahrzehnten um eine Vereinheitlichung bemüht - bislang ohne Erfolg. Zuletzt wurde das Problem auf einer Kirchenkonferenz im Jahr 1997 im syrischen Aleppo thematisiert und ein gemeinsamer Vorschlag erarbeitet. Er verlief im Sand: Wegen großer Widerstände in den orthodoxen Kirchen, die über solche Fragen in den 1920er Jahren schon einmal einen bis zur Kirchenspaltung hochkochenden Konflikt erlebt hatten.
Veränderungen können verunsichern, wie die Volksaufstände und Unruhen belegen, die der Kalenderreform im 16. Jahrhundert folgten. "Kalender-Korrekturen waren in der Geschichte immer nur schwer durchsetzbar, weil Menschen sich an neue Zeitrhythmen gewöhnen müssen", sagt Oberastronomierat Reinhold Bien. Der Wissenschaftler ist Spezialist beim Thema Zeit. Das, was er im Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg erarbeitet, hat Auswirkungen auf fast jeden Kalender, der in Deutschland hergestellt wird.
Es gelten hier in den meisten Punkten die alten kirchlichen Traditionen. Einzig die Industrie hat bislang in der Zeitrechnung eigene Vorstellungen durchgesetzt: Seit 1992 bestimmt eine Deutsche Norm, dass - anders als nach kirchlicher Tradition und etwa in den iberischen Ländern - der Montag der erste Tag der Woche ist.
Bien ist gegen einen Schritt wie in Israel und anderen Nahostländern, wo die katholische Kirche Ostern kurzerhand auf den orthodoxen Termin verschoben hat. Denn wer Ostern verschieben wolle, müsse nicht nur das ganze Kirchenjahr verändern, mahnt Bien. Auch Ferientermine und die Karnevalssession seien betroffen. "Und wer will schon gerne Ostern im Mai feiern, wo doch für viele das Osterfest mit dem Frühling und dem neuen Leben verbunden ist?" rechnet Bien vor: "Wenn Sie mich fragen: Am besten ändert man nichts."
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