"Heute ist das Gebet um Frieden aktueller denn je", betonte Kardinal Christoph Schönborn bei der Maria-Namen-Feier.
"Heute ist das Gebet um Frieden aktueller denn je", betonte Kardinal Christoph Schönborn bei der Maria-Namen-Feier.
Wiener Maria-Namen-Feier im Zeichen der Verbundenheit mit verfolgten Christen. Kardinal Schönborn und Erzbischof Lackner übernehmen Patronanz für die Gebetsgemeinschaft des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges.
Ganz im Zeichen des Gebets für Frieden in der Welt und für verfolgte Christen standen die diesjährigen Maria-Namen-Feiern im Wiener Stephansdom. Tausende Gläubige versammelten sich am Samstag, 13. und Sonntag, 14. September 2014, zu den mehrstündigen Feiern, die alljährlich von der Gebetsgemeinschaft des Rosenkranz-Sühnekreuzuges (RSK) durchgeführt werden. "Heute ist das Gebet um Frieden aktueller denn je", betonte Kardinal Christoph Schönborn bei der Feier am Sonntagnachmittag und verwies gleichzeitig auf den geschichtlichen Kern der Maria-Namen-Feier: die Befreiung Wiens 1683 "aus höchster Gefahr" und das Gebet um die Freiheit Österreichs in den Nachkriegsjahren.
Die Notwendigkeit des gemeinsamen Gebets für den Frieden in der Welt angesichts zahlreicher Krisenherde unterstrich auch die von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen von Papst Franziskus verfasste Grußbotschaft. Christen sollten gerade dort Zeugnis geben, wo Gott geleugnet oder durch Gewalt einvernommen und pervertiert werde.
Für Christen habe das Kreuz zentrale Bedeutung, weil es "der Weg Jesu, der Weg zu einem erfüllten Leben ist", betonte Kardinal Schönborn unter Bezugnahme auf das am Sonntag begangene Fest der "Kreuzerhöhung". Dies klinge paradox angesichts des Umstands, dass die Kreuzigung zur Zeit Jesu eine der schlimmsten Arten war, um einen Menschen zu töten, "und heute wieder im Nahen Osten praktiziert wird", so der Wiener Erzbischof. Der tiefere Sinn des Kreuzes als Heilszeichen erschließe sich aber im Blick auf den "Philipperhymnus" in der Tageslesung: Es gelte sich so wie Jesus Christus zu entäußern - "vom hohen Ross herunter zu steigen" -, "demütig zu werden und Demütigungen zu ertragen" sowie "gehorsam dem Willen Gottes und dem Anspruch der Wirklichkeit gegenüber" zu sein.
Diese drei Schritte sei auch die Mutter Jesu in ihrem Leben gegangen, "deswegen schauen wir heute auf das Kreuz und auf Maria", sagte Kardinal Schönborn, der genau vor 19 Jahren zu "Kreuzerhöhung" sein Amt als Erzbischof von Wien angetreten hat.
Vor dem Rosenkranzgebet und der Messe berichtete der anerkannte Mikrobiologe Siegfried Scherer (München) über seinen Weg als Naturwissenschafter zurück zum Glauben. Zentral sei dabei ein Moment im Rahmen seiner Forschungstätigkeit gewesen, in dem er bei der mikroskopischen Untersuchung eines Teichfrosches schlagartig von "Ehrfurcht und Bewunderung ergriffen" worden sei. "Das war eine Begegnung mit dem Schöpfergott", sagte Scherer. Ein genauer Blick auf die Naturwissenschaften und ihre Grenzen zeige, dass kein Gegensatz zum christlichen Glauben bestehe, so der Wissenschaftler, der durch Publikationen zu diesem Thema einer größeren Öffentlichkeit bekanntgeworden ist.
Das öffentliche Bekenntnis als Biologe zu einem Schöpfergott habe ihm sehr viel Gegenwind gebracht, verstärkt durch seine kritischen Anfragen an die Evolutionstheorie. "Keine bisherige Theorie kann die Entstehung von Leben und komplexer Informationen schlüssig erklären", hielt Scherer demgegenüber fest, der seinen Gottesglauben aber "nicht als Ersatz von Wissenslücken" verstanden wissen will. Zentral sei im christlichen Glaube die Botschaft des Kreuzes: Sie mache deutlich, "dass sich Gott allem Leid der Welt unterworfen hat" und dadurch zum Erlöser geworden sei.
Die Maria-Namen-Feier schloss mit einer Prozession durch die belebte Wiener Innenstadt zum Josefsplatz bei der Hofburg. Neben dem Wiener Weihbischof Franz Scharl und zahlreichen Priestern nahm Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter als höchstrangiger Politiker an der gesamten Feier am Sonntag teil. Die beiden Feiern wurden musikalisch maßgeblich von "Ars musica" unter Leitung von Thomas Dolezal gestalten, wobei am Samstag die Loretto-Gemeinschaft und am Sonntag die "KISI-kids" mitwirkten.
Am Ende der Feier im Stephansdom gab Kardinal Schönborn bekannt, dass der Franziskanerpater Benno Mikocki mit 1. Oktober die Leitung der RSK-Gebetsgemeinschaft abgeben wird. Kardinal Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der die Maria-Namen-Feier am Samstag geleitet hatte, übernehmen künftig gemeinsam die Patronanz über die Gebetsgemeinschaft, und zwar "immer in enger Absprache mit dem Franziskanerorden", wie Kardinal Schönborn betonte.
Die "Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft für Kirche und Welt" (RSK) wurde am 2. Februar 1947 vom Franziskaner Petrus Pavlicek gegründet. Heute umfasst sie weltweit rund 700.000 Mitglieder in mehr als 130 Ländern. Neben der Maria-Namen-Feier bietet die Gebetsgemeinschaft Exerzitien und Einkehrtage an, bei denen auch Fragen suchender und der Kirche fern stehender Menschen berücksichtigt werden.
Kardinal Schönborn dankte Pater Mikocki im Stephansdom ausdrücklich für dessen mehr als 30-jähriges Wirken in der geistlichen Leitung des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs. Mikocki, Jahrgang 1932, war 1950 in den Franziskanerorden eingetreten und wurde 1956 zum Priester geweiht. Nach dem Tod von Petrus Pavlicek übernahm er 1982 die geistliche Leitung des RSK. Schon zuvor war Mikocki in seinen Kaplansjahren ab 1976 Assistent von Pavlicek gewesen.