Mit einem Bekenntnis zur unbedingt notwendigen Einheit der Kirchen und in der Verbundenheit im Glauben an die Auferstehung haben die Kirchen in Österreich Abschied von Oberin Christine Gleixner genommen.
Mit einem Bekenntnis zur unbedingt notwendigen Einheit der Kirchen und in der Verbundenheit im Glauben an die Auferstehung haben die Kirchen in Österreich Abschied von Oberin Christine Gleixner genommen.
Kardinal Schönborn: "Tiefer Glaube hat Christine Gleixner Kraft für ihr unermüdliches und unerschütterliches ökumenisches Engagement gegeben."
Mit einem Bekenntnis zur unbedingt notwendigen Einheit der Kirchen und in der Verbundenheit im Glauben an die Auferstehung haben die Kirchen in Österreich Abschied von Oberin Christine Gleixner genommen.
Dem Begräbnis am Donnerstagnachmittag, 17. Dezember 2015 auf dem Kagraner Friedhof in Wien stand Kardinal Christoph Schönborn vor. Der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sowie der lutherische Bischof Michael Bünker gestalteten mit dem Wiener Erzbischof gemeinsam die Liturgie.
Gleixner war am 29. November im 90. Lebensjahr in Wien gestorben. Sie gilt als Pionierin der Verständigung und Versöhnung der christlichen Kirchen in Österreich. Durch ihren jahrzehntelangen vielfältigen Einsatz für das tiefere Bewusstwerden des gemeinsamen Glaubens wurde Christine Gleixner zur "Mutter der Ökumene" in Österreich und darüber hinaus.
Ihr tiefer Glaube habe Oberin Gleixner die Kraft für ihr "unermüdliches und unerschütterliches ökumenisches Engagement" gegeben, sagte Kardinal Schönborn. So wie der Glaube an die Auferstehung ein Bekenntnis zur Realität des menschlich Unmöglichen ist, so sei auch die Wiederherstellung der Kircheneinheit zwar scheinbar menschlich nicht möglich, doch Jesus Christus könne alle Barrieren der Trennung überwinden. Daran habe Gleixner geglaubt und darauf vertraut.
Metropolit Arsenios bezeichnete Gleixner als Persönlichkeit, die sich nicht nur mit Worten, sondern vor allem auch mit Taten für die Einheit der Kirchen eingesetzt habe. Bischof Bünker sprach von einem großen ökumenischen Erbe, das die Ordensfrau hinterlassen habe und das es in die Zukunft zu tragen gelte.
Vertreter fast aller christlichen Kirchen - viele davon langjährige Weggefährten Gleixners in der Ökumene - waren zu dem Begräbnis gekommen; u.a. der Wiener emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl, der Linzer Altbischof Maximilian Aichern, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopus Emanuel Aydin, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, der bulgarisch-orthodoxe Bischofsvikar Ivan Petkin, der lutherische Altbischof Herwig Sturm, der altkatholische Altbischof Bernhard Heitz sowie der anglikanische Bischofsvikar Patrick Curran.
Christine Gleixner, geboren am 22. Juni 1926, studierte zunächst Biologie; 1949 trat sie in die Ordensgemeinschaft der "Frauen von Bethanien" in Bloemendaal (Niederlande) ein. Sie studierte Theologie und Pastoralkatechese an der Ordenshochschule, aber auch an den Universitäten von Nijmegen und Utrecht.
Nach einem Studiensemester in Paris 1961/62 kehrte sie nach Wien zurück und übernahm hier die Verantwortung für die Niederlassung ihres Ordens. In der Folge gestaltete sie lange Zeit die ORF-Radioreihe "Ökumenische Morgenfeier" mit, die nach den Worten des früheren Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl zur "ökumenischen Drehscheibe in Österreich" wurde. Oberin Gleixner leitete viele Jahre die Wiener Diözesankommission für Ökumenische Fragen und war lange Zeit Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich. Von 2000 bis 2005 leitete sie den Rat.
Großen Wert legte Gleixner auch auf den Dialog mit den nichtchristlichen Religionen, vor allem auf das besondere Naheverhältnis zum Judentum. Als Höhepunkte ihrer Zeit als Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) nannte Gleixner immer wieder auch die Erarbeitung des Sozialworts, die vielen Akzente im christlich-jüdischen Gespräch und die kirchlichen Initiativen zur Aussöhnung mit Tschechien nach dem EU-Beitritt Prags im Mai 2004. In ihrer Funktion als Vorsitzende des ÖRKÖ nahm Gleixner auch am österreichischen Verfassungskonvent teil, der von 2003 bis 2005 tagte.
Das ökumenische Sozialwort, an dem alle im ÖRKÖ vertretenen Kirchen mitgewirkt hatten, wurde 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Kirchen sprechen darin gemeinsam Probleme der Gesellschaft an und verdeutlichen die christliche Perspektive dazu. Von 2013 bis 2014 wurde die ökumenische Initiative mit dem Projekt "Sozialwort 10+" fortgesetzt. Die Weiterarbeit mit den erarbeiteten Impulsen gehört zu den Schwerpunkten des Ökumenischen Rates wie auch der Katholischen Sozialakademie in Österreich.
Für ihr ökumenisches Engagement, das sie bereits 1955 begann, erhielt Gleixner zahlreiche Auszeichnungen. Die Republik Österreich ehrte sie mit dem Professorentitel und dem "Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse". Die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz verlieh ihr den Ehrendoktortitel. 2009 erhielt sie den Abt-Emmanuel-Heufelder-Preis der bayrischen Benediktinerabtei Niederaltaich.
Christine Gleixner gehörte der apostolischen Ordensgemeinschaft "Frauen von Bethanien" an. Die Gemeinschaft wurde 1919 in den Niederlanden von P. Jacques von Ginneken SJ ins Leben gerufen und zeichnet eine ignatianische Spiritualität sowie eine ökumenische Gesinnung aus. Die Schwestern leben in kleinen Gemeinschaften und tragen Zivilkleidung. Niederlassungen der Gemeinschaft gibt in den Niederlanden, in Österreich, in Italien und in den USA. Gleixner lebte die letzten Jahre zurückgezogen in ihrer kleinen Ordensgemeinschaft. Sie verstarb nach kurzer Krankheit im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien.
Am Freitag findet um 18 Uhr im Wiener Stephansdom das Requiem für Christine Gleixner statt, das von Weihbischof Helmut Krätzl geleitet wird.
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich: