Der Turm wird immer wackeliger und stürzt früher oder später ein.
Der Turm wird immer wackeliger und stürzt früher oder später ein.
Wenn mehr und mehr Tierarten aussterben, bricht das System irgendwann zusammen.
Kennen Sie das Stapelspiel?
Man baut aus kleinen Hölzern einen Turm und versucht dann, einzelne Bausteine herauszuschieben. Der Turm wird immer wackeliger und stürzt früher oder später ein.
„Genauso ist es mit dem Ökosystem“, sagt Regina Kramer, Expertin für Artenschutz und Forschung im Tiergarten Schönbrunn, „jede Art ist von der anderen abhängig. Wenn immer mehr Tierarten aussterben, weiß man nicht, welche Folgen das haben wird. Irgendwann ist es eine Art zuviel und dann fällt das ganze System zusammen.“
Von einem solchen Zusammenbruch wäre ebenso der Mensch betroffen. Wir täten also gut daran, die Artenvielfalt im Tierreich zu bewahren. Für Regina Kramer zählen auch ethische Gründe: „Jede Art hat das Recht zu leben. Wir sind nicht befugt, andere Arten auszurotten, sondern müssen uns dafür einsetzen, sie in ihrer Vielfalt zu erhalten.“
Zwischen 1970 und 2005 sind mehr als ein Viertel der bekannten Tierarten ausgestorben (laut WWF). Von den geschätzten rund zwei Millionen Spezies auf der Welt gelten etwa 44.000 als akut gefährdet. Viele Tiere sind aber noch gar nicht erfasst, gibt Regina Kramer zu bedenken.
„Am besten untersucht sind Säugetiere und Vögel“, so Kramer, „weltweit ist jede vierte Säugetierart und jede achte Vogelart vom Aussterben bedroht. Bei den Amphibien sind es fast alle Arten, auch in Österreich, hier zum Beispiel der Feuersalamander.“ Darüber hinaus sind hierzulande 2.300 Insektenarten in Gefahr.
Hauptgrund für den Artenschwund ist der Verlust des Lebensraumes. In Österreich sind vor allem Trockenwiesen sehr rar geworden, das liegt unter anderem an der Überdüngung. „Wann haben Sie das letzte Mal Margariten und Glockenblumen gesehen“, fragt Artenschutzexpertin Regina Kramer, „wenn es irgendwo noch ungemähte Wiesen gibt, dann sind es fast nur satte Wiesen voll Löwenzahn.“
Eine Trockenwiese kann man nicht so einfach anlegen. Einen Tümpel mit flachen Ufern, wo Unken, Kröten und Frösche laichen können, aber schon. Zum Erhalt der Artenvielfalt trägt auch jede Maßnahme zum Umweltschutz bei: weniger heizen, Licht sparen, Lebensmittel aus der Region kaufen, öfter mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad fahren, zu Fuß gehen, die Einkaufstasche statt des Plastiksackerls nehmen.
„Der Mensch hat großen Einfluss darauf, die Arten zu erhalten“, betont Regina Kramer, „wir vom Tiergarten Schönbrunn wollen jeden Einzelnen dazu inspirieren und motivieren, zum Artenschutz beizutragen. Wir helfen jedem, seine Tierart und seine Art zu helfen zu finden.“
Artenschutzführungen und -projekte:
www.zoovienna.at
Bei den Artenschutztagen (1.-4. September) stellen rund 30 Organisationen ihre Arbeit vor.
Artenschutzführungen und -projekte:
www.zoovienna.at
Artenschutztage
Bei den Artenschutztagen (1.-4. September) stellen rund 30 Organisationen ihre Arbeit vor.
Bedrohte Tierarten
Aphanius-Kärpflinge sind bis zu 6 cm große Fische aus der Türkei und dem Nahen Osten. Von anderen Fischen werden sie leicht verdrängt.
Der Tiergarten Schönbrunn züchtet über 20 Aphanius-Arten, von denen drei in freier Wildbahn ausgestorben sind.
Bartgeier sind die größten und seltensten Greifvögel Europas.
Seit 1978 wird versucht, sie im Alpenraum Österreichs, Italiens und Frankreichs wieder heimisch zu machen. Sichtungen kann man im Internet melden: www.hohetauern.at
Der Waldrapp war im Mittelalter eine beliebte Fastenspeise, im 17. Jahrhundert verschwand er aus Europa, in Marokko lebt noch eine Gruppe der hochbedrohten Tierart.
Ein EU-Projekt fördert die Wiederansiedelung in Österreich, Deutschland und Italien.
Die Europäische Sumpfschildkröte lebt im Nationalpark Donauauen.
Für die Gelege kann man Patenschaften übernehmen, erhält eine Urkunde, eine private Führung und Nachricht über den Schlupferfolg.
Infos: Telefonnummer: 01/8779294-348,
E-Mail: office@zoovienna.at
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
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