Kardinal Christoph Schönborn, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz weist darauf hin, dass es auch diesmal keine Wahlempfehlung der katholischen Kirche als solcher gibt und auch nicht geben wird.
Kardinal Christoph Schönborn, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz weist darauf hin, dass es auch diesmal keine Wahlempfehlung der katholischen Kirche als solcher gibt und auch nicht geben wird.
Stellungnahme von Kardinal Christoph Schönborn, Vorsitzender der Bischofskonferenz.
„Jeder hat das Recht, eine Wahlempfehlung abzugeben, auch ein Bischof. Trotzdem hat die katholische Kirche in der Vergangenheit auf Wahlempfehlungen verzichtet, und die Erfahrung hat uns gelehrt, dass dies sinnvoll ist, auch – oder gerade besonders - bei der Bundespräsidentenwahl 2016, an deren Stichwahl das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik kein katholischer Kandidat teilnimmt.
Angesichts verschiedener Stellungnahmen in den letzten Tagen, insbesondere nun von Weihbischof Andreas Laun, möchte ich als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz darauf hinweisen, dass es auch diesmal keine Wahlempfehlung der katholischen Kirche als solcher gibt und auch nicht geben wird.
Auch wenn die Wahl vielen schwerfällt und vielerorts Verunsicherung zu spüren ist, rufe ich alle Vertreter des katholischen Lebens auf, in ihren Wortmeldungen auch auf ihren Stil zu achten und Andersdenkende nicht zu verurteilen. Es ist völlig legitim, wenn auch bei dieser Wahl Katholiken zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Wählbarkeit der einzelnen Kandidaten betrifft.
Eine gute Wahlentscheidung kann sich nicht nur auf Aussagen der Kandidaten zu Kernanliegen der Kirche wie dem Lebensschutz beziehen, sondern muss auch viele andere Komponenten einbeziehen wie die Haltung der Kandidaten zu den Schwachen der Gesellschaft, zu denen auch die Migranten gehören, zur Zusammenarbeit in Europa, zur Verantwortung Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft. Dazu kommt der Blick auf das politische Umfeld der Kandidaten, ihren Stil der Auseinandersetzung und ihre Ankündigungen, wie sie das Amt des Präsidenten auszuüben gedenken. Ein Katholik, der all diese Faktoren wahrnimmt und gewichtet, kann durchaus zu anderen Schlüssen kommen als ein anderer und muss sich nicht vorwerfen lassen, zu wenig nachgedacht zu haben.
Ich möchte alle Katholiken dazu ermuntern, sich ein eigenes, gewissenhaft begründetes Bild davon zu machen, welcher Kandidat für die Zukunft dieses Landes, seiner Menschen, aber auch für die Zukunft des Kontinents die bessere Wahl darstellt. Und wenn sie denken, dass es klug ist, mit ihren Erkenntnissen in die Öffentlichkeit zu gehen, sollen sie dies respektvoll tun und in der Erkenntnis, dass niemand im Besitz der ganzen Wahrheit ist, auch nicht man selbst.“