Die Westfassade des heutigen Bildungshauses „Schloss Großrußbach“.
Die Westfassade des heutigen Bildungshauses „Schloss Großrußbach“.
Für viele ist Großrußbach jener Ort im Herzen des Weinviertels, in dem sich das Bildungshaus befindet. Doch schon vor knapp 1000 Jahren befand sich hier rund um die großräumige Mutterpfarre Großrußbach ein Zentrum des Weinviertels.
Die Marktgemeinde Großrußbach liegt etwas abseits der großen Verkehrsrouten inmitten des hügeligen Weinviertels. Jeder, der einmal ins dortige Bildungshaus „gepilgert“ ist, kann dies bestätigen. Kein Verkehrslärm stört die Idylle.
Die Entstehung der Pfarre ist eng mit der Geschichte der Babenbergermark verbunden. Als unter Kaiser Heinrich III. 1043 die Ungarn besiegt wurden, stand das Gebiet wieder für bayerische Besiedlung offen.
Errichtet wurde eine Großpfarre, deren Zentrum am westlichen Rand des Pfarrgebietes lag und zu der noch bis vor einigen hundert Jahren 13 weitere Seelsorgsstationen gehörten, darunter Matzen, Bockfließ, Auersthal und Bad Pirawarth. Auf die Passauer Gründerväter deutet auch der Patron der sehenswerten dreischiffigen Pfarrkirche aus dem 15. Jh., der hl. Valentin von Rätien (Patron der Diözese Passau). Er war zur Zeit der Völkerwanderung ein eifriger Missionar und Wanderbischof, der sich vor 450 um die Christianisierung der Bewohner von Batavis (später Passau) bemüht hat.
Ab dem 13. Jh. war Großrußbach die wirtschaftlich am besten ausgestattete Pfarre des niederösterreichischen Teils der Diözese Passau, zu der Großrußbach bis 1785 gehörte. Deshalb wurde sie auf Wunsch des Landesfürsten meist an einen seiner wichtigsten Mitarbeiter verliehen wurde.
So wird 1201 ein Konrad von Großrußbach genannt, ein herzoglicher Notar, der im Auftrag des Bischofs Wolfger von Passau das Nibelungenlied in der deutschen Fassung geschrieben haben soll.
Leopold von Sachsengang verzichtete sogar auf die Pfarre St. Stephan in Wien und ließ sich 1365 als Pfarrer von Großrußbach investieren. Ihm folgte 1367-1381 Berthold von Wehingen, später Bischof von Freising (1381-1410) und Erzbischof von Salzburg (1404-1406). Auch der berühmte Wiener Bischof der Gegenreformationszeit, Kardinal Melchior Klesl, war von 1615 bis 1630 Pfarrer von Großrußbach.
Allerdings haben wohl nur wenige tatsächlich hier residiert, sondern übertrugen die Seelsorge den von ihnen bestellten Vikaren.
Als Wien 1723 zum Erzbistum erhoben wurde, wollte man die reich dotierte Pfarre dem nach wie vor armen Erzbischof von Wien, Sigismund Graf Kollonitz übergeben. Überraschend wurde sie jedoch nicht dem Wiener, sondern dem Wiener Neustädter Oberhirten zugewiesen.
1723 wurde Johann Moritz Gustav Graf von Manderscheid-Blankenheim und Geroldstein (1722 bis 1734 Bischof von Wr. Neustadt, 1733 zum Fürsterzbischof von Prag ernannt) hier Pfarrer. Ihm folgte 1734 Franz Anton Mayer, der den West-
trakt des großen schlossartigen Pfarrhofes 1739 erneuern ließ.
1751 übertrug Kaiserin Maria Theresia mit Zustimmung Papst Benedikts XIV. jedoch die Pfründe „auf ewig“ in das Collegium nobilum Theresianum. Dadurch verlor die Pfarre mit einem Schlag all ihre Besitzungen.
1894 gelangten Gut und „Schloss“ Großrußbach durch Verkauf in private Hände.
1945 schenkte der kinderlose letzte Besitzer, Ministerialrat Lothar von Pfisterer-Auhof, das Gut Großrußbach dem Erzbistum Wien.
Aus dem 1953 von der Erzdiözese im Schloss eingerichteten Kath. Volksbildungsheim ist heute ein pulsierendes Bildungszentrum und ein Ort der Begegnung weit über das Weinviertel hinaus geworden. Hier können mehrere Kurse gleichzeitig abgehalten werden und bis zu 100 Personen nächtigen.
Der 1986 errichtete große Festsaal bietet 250 Menschen Platz.
Nächste Großveranstaltung sind die „Tage der Barmherzigkeit“ von 3. bis 6. August. Siehe www.bildungshaus.cc.
Bildungshaus Großrußbach
2114 Großrußbach, Schloßbergstrasse 8
Tel. 02263/6627, Fax 02263/662743
e-mail: bildungshaus.grossrussbach@edw.or.at
Internet: www.bildungshaus.cc
Ochys – ab in die Bäume...
Nur wenige hundert Meter östlicher der Pfarrkirche lädt der „Ochys - Waldfreizeitpark“ zum Austoben ein. Dieser urige Waldklettergarten ist zwischen alten, starken Eichen gespannt.
Sieben themenbezogene Parcours in 2 - 10 m Höhe bieten Spaß und Spannung beim Klettern, Balancieren, Rutschen und Schwingen.
Hier im Herzen des Weinviertels kann man sogar in den Baumkronen übernachten und die Kraft der Natur auf einmalige Weise tanken. Schlafhütten und Klettergarten stehen auf urgeschichtlichem Grund einer 4000 Jahre alten Ringwallanlage. Daher auch der Name Ochys – keltisch: erhöhter Ort (siehe www.ochys.at).
Natürlich gibt es rund um Großrußbach neben zahlreichen Wander- u. Radwegen (siehe www.10vorwien.at) auch weitere Ausflugsziele wie etwa das Freibad im nahen Niederkreuzstetten oder viele Heurigenlokale in den umliegenden Orten Ober- und Niederkreuzstetten, Weinsteig oder Karnabrunn.
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Ausflugstipps
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien
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