Der barocke Pfarrhof in Pitten, einer der schönsten Pfarrhöfe Österreichs.
Der barocke Pfarrhof in Pitten, einer der schönsten Pfarrhöfe Österreichs.
Im Süden von Wiener Neustadt und in der Buckligen Welt werden seit Jahrhunderten Pfarren von Augustiner Chorherren des oberösterreichischen Stiftes Reichersberg betreut. Auch der neue Propst des Stiftes stammt aus einer dieser Pfarren.
Als das Stift Reichersberg im Jahr 1084 als Augustiner-Chorherrenstift gegründet wurde, musste man ihm als „Lebensgrundlage“ einen Wirkungsbereich übergeben, in dem die Chorherren seelsorglich wirken können.
„Weil im damals bayerischen Umland des Stiftes (das Innviertel gehörte ja bis 1779 zu Bayern) bereits alle existierenden Orte und Herrschaften vergeben waren und sich somit im Umfeld für das Stift keine Entfaltungsmöglichkeit für das Stift und die Chorherren bot, übertrug der damalige Salzburger Erzbischof Konrad I. (ein Bruder der Gattin des Stifters Wernher) im Jahr 1144 das Gebiet an der ehemaligen ungarischen Grenze – die heutige Bucklige Welt – dem Stift, mit dem Auftrag, in dem damals unwegsamen Waldgebiet so etwas wie eine pfarrliche Infrastruktur aufzubauen“, erzählt Militärkurat Oliver Hartl CanReg (Militärpfarrer beim Militärkommando Niederösterreich und Augustiner Chorherr von Reichersberg) im Gespräch mit dem SONNTAG.
„Niederösterreich südlich der Piesting (also auch die Stadt Wiener Neustadt bis 1469) gehörte bis 1782 zur Erzdiözese Salzburg.
In seinem Bestreben, die Seelsorge in der großen Erzdiözese Salzburg zu verbessern, setzte Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106-1147) besonders auf die Augustiner Chorherren, verbindet dieser Orden doch bis heute monastisches Leben mit Wirken in der (Pfarr-)Seelsorge“, sagt Diözesanarchivar Johann Weißensteiner. Und dies blieb mehr oder weniger bis heute. Hartl: „Aus den drei Mutterpfarren Bromberg, Edlitz und Pitten entwickelten sich über die Jahrhunderte weitere eigenständige Pfarren, von denen bis heute sieben Pfarren dem Stift inkorporiert sind.“
Als frühere Besonderheit – weil das Innviertel ja bis 1779 zu Bayern gehörte – könnte man nennen, dass Reichersberg durch einige Jahrhunderte als „bayerisches“ Stift „österreichische“ Pfarren versorgte.
Hartl: „Die sieben dem Stift Reichersberg inkorporierten Pfarren in der Buckligen Welt wurden im Jahr 1955 zu einem Priorat zusammengefasst. Der Grund war damals eine organisatorische Erleichterung und Kommunikationsverbesserung zwischen dem Stift (amerikanische Besatzungszone) und den Pfarren in der Buckligen Welt (russische Besatzungszone).“
Das Priorat wurde nach der Pfarre Pitten benannt, dem historischen Zentrum der Buckligen Welt (früherer Name „Pittener Waldmark“).
Der Prior wird jeweils auf sechs Jahre von den im Priorat wirkenden Chorherren aus ihren Reihen gewählt. Erster Prior wurde 1955 der damalige Pfarrer von Edlitz, Bernhard Mitter.
Hartl: „Zur Zeit (Juli 2016) sind fünf Chorherren im Priorat Pitten stationiert. Drei Chorherren betreuen mit Unterstützung eines Diözesanpriesters und den Dechanten die sieben inkorporierten Pfarren und eine Diözesanpfarre. Ein Chorherr ist im Ruhestand in einer Pfarre wohnhaft und wirkt als Aushilfspriester; und ein weiterer Chorherr ist als Militärpfarrer tätig, steht aber außerhalb des Dienstes für Gottesdienste und einzelne pastorale Aufgaben in den Pfarren des Priorates zur Verfügung.“
Betreut werden derzeit (Stand Juli 2016) die inkorporierten Pfarren Bromberg, Edlitz, Pitten, Scheiblingkirchen, Thernberg, Walpersbach und Hollenthon sowie die Diözesanpfarre Seebenstein.
Am 13. Mai wurde heuer für das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg (siebzehn Priester, ein Diakon) ein neuer Propst gewählt.
Markus Stefan Grasl ist der 74. Propst, der gebürtige Pittener ist einer der jüngsten in der 900-jährigen Geschichte des Stiftes.
Die Felsen- und Bergkirche
An die alte Wehrkirche erinnern im Bereich der Bergkirche Pitten bis heute zinnenbekrönte Wehrmauern.
Die Höhle hinter der Kirche im Burgberg ist eines der ältesten Zeugnisse christlicher Kultur in der Buckligen Welt.
Der ehemalige Chor der Vorgängerkirche („Felsenkapelle“) im Nordosten der heutigen Pfarrkirche wurde ab 1725 als „Ossarium“ („Beinhaus“) verwendet.
Die Kapelle wird durch eine natürliche Höhle in einer Felswand gebildet.
Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr führt Erich Göschl bei einer öffentlichen Kirchenführung durch die sogenannte „Felsenkirche“ samt Karner und die Bergkirche Pitten.
Treffpunkt: vor dem Gemeindeamt.
Bei Voranmeldung (0664/73 40 38 91, E-Mail: goeschl.erich@aon.at) ist auch eine Führung durch den Rosengarten und durch den Pfarrhof möglich.
Der barocke Pfarrhof ist einer der schönsten Pfarrhöfe Österreichs.
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Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien