Regina Polak und Josef Spindelböck.
Regina Polak und Josef Spindelböck.
Wie soll es nun nach der Familien-Bischofssynode weitergehen? Pastoraltheologin Regina Polak und Moraltheologe Josef Spindelböck im "Sonntag" über die nächsten Schritte.
Dr. Regina Polak, Institut für Pastoraltheologie, Universität Wien:
Kommunikation, Partizipation, theologische Reflexion und die Perspektive "der Anderen" und Betroffenen einholen: Ich wünsche mir, dass nun alle beteiligten Bischöfe mit ihren Diözesen in ein vertieftes, reflektierendes Gespräch über die Ergebnisse und die Wahrnehmung derselben eintreten: mit Gemeinden, Organisationen, theologischen Fakultäten, mit "Betroffenen" usw. Auch ein Gespräch mit "Außenstehenden" aus Gesellschaft, Kultur, anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften, usw. ist wichtig. Dabei hielte ich es für notwendig, das Thema breit zu halten: nicht nur über Ehe und Homosexuelle, auch über die Vielfalt der Familiensituationen, Kinder, Verwandtschaft, die sozioökonomischen, politischen, kulturellen Kontexte… wäre zu sprechen.
Wer macht sich denn aller Sorgen? Ich sehe jene, denen die Ergebnisse viel zu wenig weit gehen. Diese Sorge kann ich verstehen, weil ich fürchte, wenn wir kommendes Jahr nur Ergebnisse haben, die das Bestehende bestätigen und sichern, die Katholische Kirche in Europa endgültig viele Menschen verlieren wird. Vor allem aber gibt es gute theologische Gründe für Veränderungen. Ich kann aber auch jene verstehen, die besorgt sind, dass das Lehramt und die Tradition beschädigt werden: Sie haben großteils kaum anderes in ihren theologischen Ausbildungen gelernt und wurden ja in den vergangenen Jahren auch anhand der Treue zum Lehramt ausgewählt. Wie kann man psychisch und intellektuell lernen, dass Treue auch Wandel bedeutet, um das, was gut und wahr ist, zu bewahren? Diese Frage steht an.
Aber auch inhaltlich kann es nicht nur um beliebige Anpassung an aktuelle Fragen gehen; die anstehenden Veränderungen brauchen selbstverständlich gute theologische Argumente. Daher sind jetzt die besten theologischen Köpfe (und damit meine ich die impliziten Theologien der Gläubigen, nicht nur die Akademiker) gefragt: Was ist unbedingt, warum und wie zu bewahren? Was ist unbedingt, warum und wie zu verändern?
Prof. Dr. Josef Spindelböck, Hochschule St. Pölten:
Die Bischofssynode hat viele Erwartungen geweckt: Die Kirche müsse sich öffnen, auf die Menschen zugehen, sie in ihren Nöten ernst nehmen; manche meinen gar, sie solle ihre Lehre korrigieren. Bei einer Bischofssynode handelt es sich, unbeschadet der kirchenpolitischen Aspekte, um einen geistlichen Prozess. Ich bin überzeugt, dass der Heilige Geist die Kirche Christi in der Wahrheit erhält und sie immer tiefer darin einführt. So erwarte ich mir von der in einem Jahr stattfindenden Hauptsynode eine klare Darlegung und ein Aufzeigen der Schönheit der christlichen Berufung zu Ehe und Familie.
Die "Theologie des Leibes", wie sie der heilige Papst Johannes Paul II. vorgelegt hat, bietet großartige Chancen, die Wahrheit über die Ehe in ansprechender Weise zu vermitteln. Der selige Papst Paul VI. erinnert alle, die in der Kirche Verantwortung tragen, daran, dass sie nicht Herren über den Glauben sind, sondern Diener der Freude (vgl. 2 Kor 1,24). Nach seinen Worten ist es eine "hohe Form seelsorglicher Liebe, in keinem Punkte Abstriche an der Heilslehre Christi zu machen." (HV 29) Die christliche Hoffnung bewährt sich im Blick auf Kreuz und Auferstehung Christi; so wird die Kirche für Personen in schwierigen Situationen ein offenes Ohr haben und sie geistlich begleiten, ohne die Gebote Gottes zu relativieren. Ehe und Familie sind die Keimzelle der Gesellschaft; im Ehesakrament verwirklicht sich der Liebesbund Christi mit seiner Kirche. Von da aus geschieht echte Erneuerung in Kirche und Welt.
Webseite: "Der Sonntag"
Wöchentliche Kolumne von Chefredakteur Michael Prüller im "Sonntag"
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