Für seinen "jahrzehntelangen Einsatz für die Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils" wurde Weihbischof Helmut Krätzl mit dem Ehrenpreis des "Viktor-Frankl-Fonds" der Stadt Wien ausgezeichnet.
Für seinen "jahrzehntelangen Einsatz für die Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils" wurde Weihbischof Helmut Krätzl mit dem Ehrenpreis des "Viktor-Frankl-Fonds" der Stadt Wien ausgezeichnet.
Weihbischof Krätzl erhielt Viktor-Frankl Sonderpreis und sprach im Rahmen der Wiener Vorlesugen
Weihbischof, Helmut Krätzl, ist am Montag, 9. Dezember 2013, im Rahmen der "Wiener Vorlesungen" für seinen "jahrzehntelangen Einsatz für die Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils" mit dem Ehrenpreis des "Viktor-Frankl-Fonds" der Stadt Wien ausgezeichnet worden. Der Wiener Anthropologe und Historiker Hubert Ehalt bezeichnete Krätzl in einer Laudatio als Hirten, "der Religion nicht als bloßen Gehorsam sondern als Beziehung auf Augenhöhe lebt". Krätzl erhielt den Preis aus den Händen der Witwe des früheren Psychologen und Neurologen, Eleonore Frankl, die ihm für sein Lebenswerk dankte.
In einem Vortrag nahm Krätzl die Umsetzung der Vorgaben des Konzils in den Blick. Immer noch liege vielerorts das "Potenzial von damals brach". Papst Franziskus sei in dieser Situation ein "Fingerzeig Gottes", der weise, wohin die Kirche "doch endlich weiterschreiten soll" und der immer wieder auf die Umsetzung des Konzils poche. Daraus ergebe sich die Forderung, so Krätzl, das Ohr immer bei den Menschen und ihrer konkreten Lebenssituation zu haben und die Lehre der Kirche von hier aus zu entwickeln.
"Die Lehren - dogmatische und moralische - sind nicht alle gleichwertig", zitiert der Weihbischof Franziskus. Indem der Papst Kollegialität und Synodalität einfordere und ein Beratungsgremium mit acht Kardinälen aus fünf Kontinenten einberief, "wird die römische Kirche endlich Weltkirche", so Krätzl.
Das Konzil habe vor allem eine neue Sicht auf die Kirche und den Menschen gebracht, die bis jetzt in wichtigen Punkten nicht eingelöst worden sei, sagte Krätzl mit Blick etwa auf die Stellung des menschlichen Gewissens im aktuellen kirchlichen Alltag. Während das zweite Vatikanum das Gewissen als jene letzte Instanz herausgehoben habe, "in der alle Menschen im Suchen nach der Wahrheit" miteinander verbunden sind, müsse man 50 Jahre danach fragen, wie ernst es in der Kirche jetzt genommen wird, wenn der Einzelne eher nach dem "objektivem Tatbestand und Verhalten beurteilt wird, ohne sich die Mühe zu geben, seine inneren Beweggründe zu erforschen", kritisierte Krätzl.
Dahinter stehe die Angst der Kirche, ihren "Schäflein dem vielleicht zu wenig gebildeten Gewissen zu überlassen". Anstatt aber die Gewissensbildung möglichst für zu fördern und den Menschen zur "Selbstständigkeit zu erziehen", würde die Kirche ihre Normen als letzte Instanz immer mehr betonen.
Das Konzil habe aber auch eine neue Sicht auf die Kirche gebracht. Nicht mehr die Hierarchie und der Klerus seien das, was Kirche ausmacht, sondern das ganze Gottesvolk. Damit sei auch die Stärkung des synodalen Prinzips mitgemeint - "weniger autoritäre Einzelentscheidungen von oben, sondern gemeinsame Beratungen". Aber auch in diesem Bereich sei 50 Jahre nach dem Konzil "vieles nicht verwirklicht" und "manches sogar zurückgedreht".
Der Zentralismus wachse - so habe etwa die römische Bischofskonferenz, die den Weltepiskopat repräsentiert, nur beratende Funktion. Und auch die Zeit der Synoden sei vorbei. An ihre Stelle seien Diözesanversammlungen ohne konkrete Beschlüsse getreten, kritisierte der Weihbischof und nahm zugleich die Bischöfe in die Pflicht, sich ihrer Mitverantwortung über ihre Diözese hinaus zu stellen.
Schließlich nahm Krätzl noch die Ökumene in den Blick, die vor allem für Johannes XXII., den Initiator des Konzils, eine große Rolle gespielt habe. Aber auch in diesem Bereich stagnieren die Bemühungen in der Ökumene nach "großen Schritten wachsender Einheit" zusehends und auch innerhalb der katholischen Kirche würden sich die Streitpunkte wieder häufen, so Krätzl.
Auf eine Diskrepanz zwischen formellen und informellen Machtstrukturen in den Pfarren wies "Welt der Frau"-Chefredakteurin Christine Haiden in der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem Weihbischof und dem katholischen Publizisten Hubert Feichtlbauer hin. Rein kirchenrechtlich seien die Entscheidungen in den einzelnen Pfarren noch immer vom Priester abhängig, informell funktioniere die Zusammenarbeit und Kollegialität zwischen Priester und Pfarrgemeinderat aber oft sehr gut und jenseits jeden Machtgehabes, so Haiden. Über die gängige Meinung, "der Laie sei bloß Helfer des Priesters" könnte aber auch das nicht hinwegtäuschen.
Die eigentliche Herausforderung der Kirche seien "die vielen Kirchenfernen", so Haiden. Grundsätzlich gebe es nach wie vor eine Sehnsucht nach Gott. Der Kirche fehlen aber passende Wege, um auf diese Sehnsucht zu reagieren. Papst Franziskus mit seiner sehr offenen und klaren Weise, sein Amt zu führen, würde hier gewisse Anknüpfungspunkte bieten, "der Papst allein kann aber auch nicht alles lösen", betonte Feichtlbauer. Dazu brauche es auch die Bemühungen der Gläubigen in den Gemeinden vor Ort.
Weihbischof Krätzl erhielt den Preis aus den Händen der Witwe von Viktor Frankl, Eleonore Frankl, die ihm für sein Lebenswerk dankte.