Neue Besucherplattform in der unterirdischen Virgilkapelle in Wien.
Neue Besucherplattform in der unterirdischen Virgilkapelle in Wien.
Wien verfügt über ein mittelalterliches Kleinod im Herzen der Stadt: Die Virgilkapelle unter dem Stephansplatz ist nach siebenjähriger Renovierungszeit wieder zugänglich und weckt mit einem angefügten Mini-Museum die Neugier auf Stadtgeschichte.
Wer die Rolltreppe zum Stephansplatz hinauffährt, vor dem erhebt sich unmittelbar und erhaben der große steinerne Zeuge unseres Glaubens, der Wiener Stephansdom.
Aber auch unterirdisch hat dieser Platz einen (seit kurzem wiederzugänglichen) beeindruckenden gotischen Sakralraum zu bieten.
Also lade ich Sie ein, die Rolltreppe wieder hinunterzufahren und nach links zu schauen: Durch eine großflächige Verglasung geht der Blick direkt in das Innere einer unter der Erde liegenden Kapelle, der 1972 im Zuge des Wiener U-Bahn-Baus wiederentdeckten Virgilkapelle.
Aus konservatorischen Gründen war der gotische Innenraum mehrere Jahre für Besucher geschlossen, Ende 2015 hat ihn das Wien Museum als Außenstelle wiedereröffnet. Ein Abstieg lohnt sich hier und macht Lust, mehr über die Stadtgeschichte Wiens zu erfahren.
Die Besucher steigen über eine schwarze Wendeltreppe in den hohen Kapellenraum hinab und gelangen auf eine Fläche, von der aus man das mittelalterliche Mauerwerk umfassend in den Blick nehmen kann.
Hilfreich ist der mitgegebene iPad-Audioguide, der die Entstehungsgeschichte der Virgilkapelle über Kopfhörer näher bringt und Musikstücke aus der Entstehungszeit hören lässt.
Wien erlebte rund um die Entstehungszeit der Virgilkapelle (1220) unter den Babenbergern einen großen Aufschwung.
Die alten Stadtmauern wurden abgetragen, mit dem Lösegeld aus der Gefangennahme des englischen Königs Richard Löwenherz errichtete man eine neue Befestigungsmauer.
Die Stephanskirche, ursprünglich außerhalb der Stadtmauern gelegen, wurde zum Zentrum der Stadt.
Um 1246 stattete man die Virgilkapelle, eigentlich ein Unterbau für einen darüber geplanten Kapellenbau, mit roten Fugenmalereien und Radkreuzen in den Nischen aus (sie sind heute noch gut sichtbar).
Darüber errichtete man später die Maria-Magdalena-Kapelle. Der Grundriss dieser kleinen Kirche ist im Straßenpflaster des Stephansplatzes abgebildet (und wird auch am neu gestalteten Stephansplatz sichtbar sein). Die Maria-Magdalena-Kirche fiel 1781 einem Brand zum Opfer.
Offen ist bis heute die Frage, wer der Bauherr der Virgilkapelle gewesen ist.
Bis zu ihrer Wiederentdeckung im Zuge des U-Bahn-Baus war der Sakralraum zugeschüttet.
Die Betretung des sagenumwobenen Kapellenraums ist dank des Wien Museums jetzt wieder auf einladende Weise möglich und macht neugierig auf die Geschichte der Stadt.
Mini-Museum in der City
Mit der Neueröffnung der Virgilkapelle wurde in einem Nebenraum eine kompakte Dauerausstellung zum mittelalterlichen Wien eingerichtet.
Im Zentrum steht die Virgilkapelle, ihre Entstehung und ihre mögliche Nutzung, aber auch ihre Lage im Schatten des Stephansdoms, der wichtigsten Pfarrkirche im Herzen der Stadt.
Einzelne Kapitel behandeln die herrschaftlichen Verhältnisse und die Organisation der Stadt, ihre Bewohner, Umwelt und Alltagsleben, Religion und Bildung.
Einen Schwerpunkt bildet die räumliche Entwicklung Wiens ausgehend von den römischen Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert.
Aufbereitet wurden auch die neuesten Forschungsergebnisse zur Maria-Magdalena-Kapelle, die auf dem Stephansplatz stand.
Ein Besuch lohnt sich.
Besucherinfo:
Tel. 01/5058747-85173,
service@wienmuseum.at,
www.wienmuseum.at
Eintritt: € 5,- / erm. € 4,-
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien