In "der Sonntag" gelesen: Unkeusch ist jemand, der in seiner Liebe Nebenabsichten hat und sein Tun dadurch trübt, dass sich andere Motive hineinschleichen.
In "der Sonntag" gelesen: Unkeusch ist jemand, der in seiner Liebe Nebenabsichten hat und sein Tun dadurch trübt, dass sich andere Motive hineinschleichen.
Keusch ist ein Mensch, der innerlich klar ist, der ein Gespür hat für das Richtige. Keusch sein heißt klar sein, durchlässig für Gott. Unkeuschheit meint dann die Unklarheit. Sie trübt unser Denken und Fühlen. Wir sehen uns selbst und die andern nicht mehr klar.
Das Wort "keusch" kommt vom mittelhochdeutschen "kiusche", das wiederum vom lateinischen "conscius" abgeleitet ist. "Conscius" heißt: mitwissend, eingeweiht, bewusst. Das mittelhochdeutsche Wort meint: der christlichen Lehre bewusst. Keusch lebt also einer, der sich der christlichen Botschaft bewusst ist, der in jedem Menschen Christus sieht, der auch in sich selbst seine Würde als Sohn oder Tochter Gottes erkennt.
Wer sich dieser Botschaft bewusst ist, der lebt dem Wesen des Menschen entsprechend, der lebt rein und klar.
Das Wort ”keusch“ kommt vom mittelhochdeutschen ”kiusche“, das wiederum vom lateinischen ”conscius“ abgeleitet ist. ”Conscius“ heißt: mitwissend, eingeweiht, bewusst. Das mittelhochdeutsche Wort meint: der christlichen Lehre bewusst. Keusch lebt also einer, der sich der christlichen Botschaft bewusst ist, der in jedem Menschen Christus sieht, der auch in sich selbst seine Würde als Sohn oder Tochter Gottes erkennt.
Wer sich dieser Botschaft bewusst ist, der lebt dem Wesen des Menschen entsprechend, der lebt rein und klar.
Keusch ist also ein Mensch, der innerlich klar ist, der ein Gespür hat für das Richtige. Keusch sein heißt klar sein, durchlässig für Gott, lauter in seinen Absichten, stimmig. In der Tradition wurde Keuschheit einseitig als Beherrschung des Geschlechtstriebes gesehen. In Wirklichkeit meint Keuschheit eine Haltung, die den ganzen Menschen betrifft. Die Liebe keusch leben heißt für den hl. Benedikt, sie ohne Nebenabsichten, ohne falsche Motive, ohne Eroberungsdrang zu leben.
Letztlich meint Keuschheit das, was der Mönchsschriftsteller Cassian im 4. Jahrhundert die Reinheit des Herzens nennt, die innere Lauterkeit und Durchlässigkeit für Gott.
Im Griechischen bedeutet Keuschheit (hagneia) religiöse Scheu und kultische Reinheit. Keusch leben heißt, zart, ehrfürchtig, behutsam, achtsam zu sein. Keuschheit hat etwas mit unversehrter Ganzheit zu tun und mit der Kraft, die sie schenkt. Keuschheit war für die Griechen die Voraussetzung für die Kraft, die etwa ein Sportler oder Soldat im Kampf braucht.
Im Lateinischen meint Keuschheit (castitas) Abstinenz und sittliche Reinheit. Der Keusche ist ”der Eingeweihte und mit dem Willen der Götter Vertraute“. Für Bernhard von Clairvaux gibt es ”castitas“ nur in der Dreiheit mit Demut (humilitas) und Liebe (caritas).
Thomas von Aquin versteht ”castitas“ so, dass durch die Vernunft die Begehrlichkeit gezügelt wird. Keuschheit wird also immer als etwas Positives gesehen, als die Fähigkeit, Geist und Trieb miteinander zu verbinden, die Leidenschaft mit der Vernunft zu durchdringen, das Begehren bewusst zu leben. Keuschheit ist für die Alten eine ”geistige Potenz“, die den Menschen mit neuen ungeahnten Kräften in Berührung bringt. Sie lässt den Menschen klar und durchlässig leben, sie bringt ihn dem unberührten Bild nahe, das Gott sich von jedem Einzelnen gemacht hat.
Unkeuschheit meint dann die Unklarheit, das Beherrschtwerden von Begierden. Unkeusch kann ein Blick sein, der in den andern eindringt, der ihn bewertet, der ihn erobern möchte. Unkeusch ist jemand, der in seiner Liebe Nebenabsichten hat, der aber auch sein Helfen dadurch trübt, dass sich andere Motive hineinschleichen.
Die Unklarheit, die Unkeuschheit tut dem Menschen nicht gut. Sie trübt sein Denken. Wir sehen uns selbst und die andern nicht mehr klar. In alles, was wir tun, was wir anschauen, was wir berühren, mischt sich die Gier hinein, es zu besitzen. Wir sind getrieben von unserem Bedürfnis nach Macht, nach Lust, nach Eroberung, nach Beherrschen. Wir leben nicht unserem ursprünglichen Bild entsprechend, sondern wir werden von Trieben getrieben.
Der Trieb der Sexualität ist nicht schlecht. Er möchte uns letztlich zum Leben antreiben und uns auf Gott hin treiben. Denn die Sehnsucht, die in der Sexualität steckt, geht auf die Ekstase der Liebe hin, in der wir uns selbst ganz vergessen. Diese Ekstase findet ihre letzte Erfüllung in der mystischen Erfahrung des Einswerdens mit Gott.
Die Unkeuschheit trübt unser Denken und Fühlen. Und sie beeinträchtigt unsere Würde. Wir haben das Gefühl, dass wir nicht Herr unser selbst sind, dass wir von irgendwelchen niederen Bedürfnissen bestimmt werden, aber nicht mehr selber leben. Die Frage ist, wie wir aus der Unkeuschheit und Unklarheit in die Klarheit und Reinheit kommen.
Zunächst hilft uns die biblische Botschaft, dass in uns ein Raum ist, der klar und rein ist. Dort, wo das Reich Gottes in uns ist, kommen wir in Berührung mit dem lauteren und klaren Kern in uns, der unbefleckt und makellos ist, heilig und heil.
Ein anderer Weg ist, die Trübungen in uns immer wieder zu klären. Dazu ist die Stille wichtig. Die Stille kann das Trübe klären. Still kommt von stellen. Der Wein muss stehen bleiben, damit sich das Trübe setzen kann. Wenn wir still werden, dann entsteht in uns innere Klarheit. Und wir sollen all das Trübe in uns immer wieder in das klare Licht Gottes halten, damit Gottes Licht es erleuchtet und klärt. Die Liturgie verkündet uns am zweiten Fastensonntag das Evangelium von der Verklärung Jesu. Im Lukasevangelium geschieht die Verklärung im Gebet. Wenn wir beten – so verheißt uns Lukas –, wird auch unser Gesicht verklärt, da kommen wir mit dem klaren und lauteren Bild in Berührung, das Gott sich von uns gemacht hat. Da klärt sich in uns, was trübe geworden ist, was unser wahres Bild verstellt hat.
In jeder Eucharistiefeier geschieht Verwandlung und Verklärung. Wir halten unser Leben im Brot und Wein Gott hin. Brot steht für die Tretmühle unseres Alltags, Wein für unsere Liebe. Unsere Liebe ist oft genug vermischt mit Besitzansprüchen, mit aggressiven Gefühlen, mit unserer Gier. Wir halten unsere Liebe Gott hin, damit sein Geist sie verwandelt in die reine göttliche Liebe, die unserem Leben einen neuen Geschmack verleiht, lauter in seinen Absichten, stimmig. In der Tradition wurde Keuschheit einseitig als Beherrschung des Geschlechtstriebes gesehen. In Wirklichkeit meint Keuschheit eine Haltung, die den ganzen Menschen betrifft. Die Liebe keusch leben heißt für den hl. Benedikt, sie ohne Nebenabsichten, ohne falsche Motive, ohne Eroberungsdrang zu leben.
Letztlich meint Keuschheit das, was der Mönchsschriftsteller Cassian im 4. Jahrhundert die Reinheit des Herzens nennt, die innere Lauterkeit und Durchlässigkeit für Gott.
Im Griechischen bedeutet Keuschheit (hagneia) religiöse Scheu und kultische Reinheit. Keusch leben heißt, zart, ehrfürchtig, behutsam, achtsam zu sein. Keuschheit hat etwas mit unversehrter Ganzheit zu tun und mit der Kraft, die sie schenkt. Keuschheit war für die Griechen die Voraussetzung für die Kraft, die etwa ein Sportler oder Soldat im Kampf braucht.
Im Lateinischen meint Keuschheit (castitas) Abstinenz und sittliche Reinheit. Der Keusche ist "der Eingeweihte und mit dem Willen der Götter Vertraute". Für Bernhard von Clairvaux gibt es "castitas" nur in der Dreiheit mit Demut (humilitas) und Liebe (caritas).
Thomas von Aquin versteht "castitas" so, dass durch die Vernunft die Begehrlichkeit gezügelt wird. Keuschheit wird also immer als etwas Positives gesehen, als die Fähigkeit, Geist und Trieb miteinander zu verbinden, die Leidenschaft mit der Vernunft zu durchdringen, das Begehren bewusst zu leben.
Keuschheit ist für die Alten eine "geistige Potenz", die den Menschen mit neuen ungeahnten Kräften in Berührung bringt. Sie lässt den Menschen klar und durchlässig leben, sie bringt ihn dem unberührten Bild nahe, das Gott sich von jedem Einzelnen gemacht hat.
(35914)
P. Anselm Grün OSB
ist Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach.
Bekannt ist er als Vortragender sowie als Autor zahlreicher vor allem spiritueller Bücher.
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9. und 10. Gebot: Begehren