Eva Hildmann: Ich glaube, dass die Verbindung mit Christus auch ganz stark durch das Lesen der Heiligen Schrift hergestellt wird. Weil es die Geschichten über ihn sind, die uns bis heute betreffen.
Eva Hildmann: Ich glaube, dass die Verbindung mit Christus auch ganz stark durch das Lesen der Heiligen Schrift hergestellt wird. Weil es die Geschichten über ihn sind, die uns bis heute betreffen.
Eva Hildmann, Leiterin des Referats Bibelpastoral im Pastoralamt, über den Bibelsonntag, der weltweit erstmals am 26. Jänner 2020 begangen wird.
Freuen Sie sich auf den von Papst Franziskus ausgerufenen „Sonntag des Wortes Gottes“ oder „Bibel-Sonntag“, wie er auch genannt wird, am 26. Jänner 2020?
Eva Hildmann: Ich freue mich sehr. Dieser Sonntag ist eine große Chance für unsere Gemeinden, die Bibel noch einmal stärker in den Vordergrund zu stellen. Also einfach ohne Angst an die Bibel heranzugehen und sie ins Gespräch zu bringen.
Wie kann das konkret aussehen?
Da es sich um einen Sonntag handelt, beispielsweise direkt in der Liturgie, mit gestalteten Elementen, die die Gemeinden vorab auswählen.
Hat die Bibel in den Gemeinden den Stellenwert, den sie verdient?
Hier geschehen schon sehr viele und spannende Initiativen und Projekte. Natürlich dient ein solcher Bibel-Sonntag dazu, die Heilige Schrift noch mehr in den Blickpunkt zu nehmen. Ich sehe nicht, dass man die Bibel gänzlich aus den Augen verloren hat. Schon angesichts der Liturgie sieht man den großen Stellenwert, den das Wort Gottes in unseren Feiern einnimmt.
Welche Hilfen gibt es für den Bibel-Sonntag seitens des „Referates für Bibelpastoral“?
Wir bieten für den Bibel-Sonntag eine Handreichung, erstellt vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk und einige Behelfe an. Zudem werden wir auf unserer Homepage noch einige praktische Bibel-Sonntag-„Bausteine“ zur Verfügung stellen, etwa Gottesdienst-Formulare und kreative Bibelmethoden. Also Hilfen für die Sonntagliturgie und ein Programm rundherum.
Man könnte zum Beispiel beim Pfarrcafe Speisen anbieten, die in der Bibel vorkommen, man könnte ein kleines Bibel-Teilen anhängen, oder man könnte gemeinsam einen biblischen Film ansehen und darüber diskutieren.
Wichtig ist, dass es gut zur Gemeinde gut passt und ihr deswegen auch Freude macht. Manche Gemeinden macht es Spaß sich einfach gegenseitig etwa ihre Lieblings-Bibelsprüche auf Kärtchen zu schenken. Andere wollen gerne einmal einen Biblio-Log ausprobieren oder ein Biblio-Drama. Vielleicht gibt es in Bibelrunden ein verstärktes Interesse etwas über die historischen Hintergründe und die Rezeptionsgeschichte zu den biblischen Büchern, zu denen hier gerade gearbeitet wird zu erfahren. Oder ein Workshop mit Bibelfiguren könnte einen neuen Zugang erschließen.
Also kreativ an den Bibel-Sonntag herangehen?
Ja. Und je mehr Freude es macht umso besser repräsentiert der Bibel-Sonntag was das Wort Gottes für uns bedeutet. Denn das Ziel soll ja nicht sein, dass es wieder etwas Mühsames zu organisieren gibt. Man könnte am Bibel-Sonntag einfach eine kleine Bibelausstellung machen, wo beispielsweise Gemeindemitglieder ihre eigenen Bibeln mitbringen. Vielleicht bringen die Pfarrgemeinderäte ihre Lieblings-Bibel-Versionen mit. Einfach um die Freude darüber zu zeigen, was schon da ist und auch gelingt.
Oder man findet im Kirchenraum einen Ort, wo man das Lektionar repräsentativ ausstellen kann, damit es nicht einfach nach den Lesungen „verräumt“ wird, sondern sichtbar in der Mitte der Gemeinde bleibt. Vielleicht kann man es am Ambo selber liegen lassen oder auf einen Seitenaltar legen, wo es die Woche über aufgeschlagen liegengelassen werden kann.
Man könnte im Gottesdienst eine Prozession machen. Vielleicht sehr traditionell mit Kerzenleuchtern und Weihrauch, oder man reicht das Lektionar durch die Reihen der Gottesdienstmitfeiernden, damit jede, jeder, es einmal in Händen hält und weitergibt, bis es zum Tisch des Wortes kommt. So kann jede und jeder im wahrsten Sinn des Wortes be-greifen, dass die Bibel als Wort Gottes jeden und jede betrifft und anspricht.
Das erste der drei „Bibel-Jahre“ ist mit dem Christkönigs-Sonntag am 24. November zu Ende gegangen. Wie sieht eine Kurz-Bilanz aus?
Die drei „Jahre der Bibel“ sind sehr stark verknüpft mit der Einführung der neuen Lektionare. Das war bereits im vergangenen ersten Jahr in vielen Gemeinden ein Anlass, sich wieder stärker mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Manche wollten einen Input für ihre bereits seit längeren bestehende Bibelrunde. Andere wollen wieder mit einer Bibelrunde starten und wollten dazu Unterstützung.
Daher bieten wir in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk vier sogenannte Bibel-Module an. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass es jetzt auf acht Module erweitert wurde. Dabei man Referentinnen und Referenten zu unterschiedlichen Themen und Methoden in die eigene Gemeinde holen und individuell an die Situation und Interessenschwerpunkt vor Ort anpassen.
Im September 2020 werden wir eine Bibel-Festwoche begehen. Es wird u.a. einen Bibel-Pfad durch die Wiener Innenstadt geben, wo unterschiedliche Gruppen, angefangen von der Caritas bis hin zu „Radio Maria“, Stationen anbieten werden. Das Schulamt wird beispielsweise Methoden vorführen, wie man mit Kindern spielerisch in die Thematik der Bibel einsteigen kann.
Wie kann man manchen Katholiken gleichsam die Angst vor der Bibel nehmen? Als sei sie ein Buch mit sieben Siegeln, nur für Expertinnen und Experten...
Das wird manchmal noch so sein. Wichtig ist es, immer wieder Angebote bereitzustellen, um direkt mit den Menschen und der Bibel ins Gespräch zu kommen. Indem man darauf hinweist, dass man die Bibel ganz angstbefreit aufschlagen und lesen und darüber sprechen kann: Was hat mich da angesprochen, was hat mich da nicht angesprochen, was stößt mich vielleicht ab? Dann kann man eine gewisse neue Haltung einüben um das Vorurteil, man müsste sich erst ganz besonders bewährt haben, um die Bibel lesen zu dürfen und verstehen zu können, entkräften und abzubauen.
Können Sie drei Punkte für einen frischen, neuen Zugang zur Bibel nennen?
Unser Glaube basiert erstens ganz stark auch auf dem, was wir über unseren Glauben hören und erzählt bekommen. Und die biblischen Erzählungen sind im Zusammenhang mit der Tradition ja die Grundpfeiler für unseren Glauben. Es ist daher wichtig, dass die Menschen merken, dass die biblischen Geschichten mit ihnen zu tun haben und dass man sich von den Texten ansprechen und bewegen lassen kann.
Zweitens ist es sehr hilfreich, wenn man ins Gespräch, in eine Diskussion mit anderen kommt, in einer Gruppe, wo man den Glauben gerne teilt, wo man sich mitteilen kann.
Drittens ist es überhaupt wichtig, dass wir die biblischen Erzählungen, die Fülle der Bibel auch wirklich kennen. Es ist unheimlich schade, wenn wir oft nur sehr verkürzt über die Geschichten reden können, die tatsächlich in der Bibel stehen.
Diese große Fülle der Erzählungen, die uns schon seit Jahrtausenden begleiten, sind ein Schatz an Erfahrungen mit Gott die auch heute nicht veraltet sind. Aber sie können nur lebendig sein, indem wir sie auch lebendig werden lassen, indem wir diese Erzählungen lesen und mit anderen teilen.
Wenn wir die Bibel zu Hause schön auf ein Podest stellen und nur von der Weite betrachten, dann kann die Bibel nicht für unseren Glauben diese wertvolle Kraft entfalten, die sie hat. Und natürlich gibt es so manche Stellen in der Bibel, wo man beim ersten Lesen meint: Das sagt mir jetzt gar nichts oder: Das ist viel zu schwierig, das verstehe ich nicht.
Im Gespräch und beim öfteren Lesen, beim Hinterfragen können wir genau diese Stellen neu entdecken und uns daran freuen, dass das Gottes Wort in Menschenwort für uns geschrieben steht. Das Wichtigste ist es, dran zu bleiben und offen zu sein.
Also behält das Wort des heiligen Hieronymus seine Gültigkeit: „Die Schrift nicht kennen, heißt Christus nicht kennen.“
Ja, unbedingt. Ich glaube, dass die Verbindung mit Christus auch ganz stark durch das Lesen der Heiligen Schrift hergestellt wird. Weil es die Geschichten über ihn sind, die uns bis heute betreffen, die wir lesen, hören und miteinander teilen.
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