"Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen." (Apg 1,11)
"Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen." (Apg 1,11)
Zweimal ist im Neuen Testament von einer Himmelfahrt des Auferstandenen zu lesen. Beide Versionen stammen vom Evangelisten Lukas. Er erzählt symbolreich, auch auf die Gefahr hin, dass er missverstanden wird...
Die Himmelfahrtsszene am Ende des Luaksevangeliums (Lk 24,50-53) ist als feierliche Abschiedsszene gestaltet, in der Jesus seine Jüngern segnet. Am Beginn der Apostelgeschichte (Apg 1,1-11), jenem Buch, das von der weltweiten Ausbreitung des Evangeliums erzählt, ist die Himmelfahrt mit einem Auftrag verbunden: "Ihr werdet meine Zeugen in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde!" sagt Jesus und gibt damit eine Art Inhaltsangabe für die Apostelgeschichte, deren Handlungsort nämlich zunächst Jerusalem, dann Judäa und Samarien und schließlich die ganze - damals bekannte - Welt ist.
Ein eigenes Fest der Himmelfahrt Jesu gibt es in der Kirche erst ab dem 4. Jahrhundert. Denn im Grunde sind Tod, Auferstehung und Erhöhung eine Einheit und ein einziges Fest, das Osterfest. Erst eine historisierende Auffassung dieser Glaubensinhalte führte dazu, dass 40 Tage nach Ostern die Himmelfahrt gefeiert wird. Was da gefeiert wird und wovon Lukas erzählt, ist - wie die Theologie sagt - ein Mysterium, ein Geheimnis, das mit Worten, Bildern oder Geschichten schwer fassbar ist: Das Geheimnis, dass der Gekreuzigte nicht mehr bei den Toten ist, dass er bei Gott ist und dass die ganze Menschheit eine Zukunft bei Gott hat. Der Evangelist Lukas, der immer wieder als begabter Erzähler bezeichnet wird, versuchte dieses Geheimnis, dieses Glaubensverständnis, in einer eindrucksvollen Erzählung - mit einigen symbolischen Anspielungen - verstehbar zu machen. Auf die Gefahr hin, dass er missverstanden werden könnte...
"Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn den Blicken der Jünger", schreibt der Evangelist. Die "Wolke" ist das Symbol für Gott. In der Vorstellungswelt der Bibel ist Gottes Gegenwart durch die Wolke versinnbildlicht. So werden die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste von einer Wolkensäule begleitet. Was die Himmelfahrtsgeschichte sagen will: Auferstehung heißt, zu Gott zu gelangen.
Auch der "Himmel" ist ein aussagekräftiges Symbol. In den Himmel aufgenommen zu werden, bedeutete in der nichtchristlichen Antike, unsterblich zu sein. Zwar wurden auch biblische Personen in den Himmel entrückt, etwa der Prophet Elija, aber die Entrückung von römischen Helden und Herrschern war gleichbedeutend mit deren Vergöttlichung. In der Apostelgeschichte steht die Himmelfahrt dagegen nicht für Vergöttlichung oder Unsterblichkeit sondern eben für die Erhöhung zu Gott. Auferstehung heißt, zu Gott gelangen. Doch erhöht wird Jesus nicht durch die Himmelfahrt allein, das ganze "Mysterium" von Tod und Auferstehung ist Erhöhung. So konnter der Evangelist Johannes konnte schon in der Kreuzigung ein Symbol für die Erhöhung sehen.
Noch ein Aspekt - mit einem kritischen Unterton - könnte Lukas wichtig gewesen sein: Wenn Jesus in den Himmel aufgenommen wird, dann wird er zum Weltenherrscher eingesetzt, er steht damit über dem römischen Kaiser und stellt dessen Allmacht in Frage.
Das wichtigste Symbol aber bleibt die Wolke: Denn, so die biblische Vorstellung, in einer Wolke wird Jesus wiederkommen: "Man wird den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen", hatte Jesus ankündigt (Mk 13,26). Jesus verlässt die Menschen also nicht durch die Himmelfahrt, sondern gibt Grund zur Hoffnung auf seine Wiederkunft.
Die ganze Sache hat einen Haken: Die Gefahr der Himmelfahrtsgeschichte besteht darin, das Ostergeheimnis in Auferstehung und Erhöhung aufzuspalten, also Aspekte eines Geschehens zu mehreren Geschehnisse zu machen. Die Auferstehung könnte dann als eine Rückkehr Jesu ins irdische Leben verstanden werden. Und durch die Aufnahme in den Himmel könnte übersehen werden, dass der Auferstandene immer in der Welt gegenwärtig ist. Der Verfasser Lukas hat - mit einer Brise Humor - diesem Verständnis indirekt widersprochen, wenn er am Ende seiner Geschichte zwei Engeln erwähnt, die den erstaunten Jüngern sagen: "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen."
Aber was bedeutet die Himmelfahrt Christi für uns, fragt Pater Günter Reitzi OP, Prior der Dominikaner.
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Schwerpunkt zum Fest Christi Himmelfahrt