Arbrahm und Sara bewirten die drei Fremden - ein traditionelles Symbol für die Dreieinigkeit Gottes.
Arbrahm und Sara bewirten die drei Fremden - ein traditionelles Symbol für die Dreieinigkeit Gottes.
Der Glaube an den dreieinigen Gott unterscheidet das Christentum von allen anderen Religionen. Wo die Anfänge des Trinitätsglaubens liegen und warum er unverzichtbar ist...
Die Dreieinigkeit Gottes ist uns einerseits vertraut: Wie selbstverständlich sagen wir beim Kreuzzeichen "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" und bekennen damit die Trinität. Andererseits fällt es uns schwer, dieses Glaubensgeheimnis in Worte zu fassen. Für manche wird die Trinität deshalb zu einer leeren Formel, die mit ihrem Glauben und Leben nichts zu tun hat.
Für den evangelische Theologe Eberhard Jüngel geht es beim Glauben an die Dreieinigkeit Gottes um etwas absolut Zentrales: "Die Trinitätslehre ist der unerlässlich schwierige Ausdruck der einfachen Wahrheit, dass Gott lebt, ... weil Gott als Liebe lebt. Dass Gott als Liebe lebendig ist, ist das Geheimnis seines Seins, das sich in Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi offenbart hat."
Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. (1 Joh 4,16)
Trinität ist keine Frage von eins oder drei. Gott ist ganz und gar jenseits der Zahl. "Ein Gott" meint seine Einzigkeit und Einzigartigkeit – "drei" die Lebendigkeit, Beziehungsmächtigkeit Gottes. Die – durchaus missverständliche Formel "Ein Gott in drei Personen" hält zunächst nur fest, dass Liebe, Gemeinschaft und Kommunikation das innerste Sein Gottes ausmachen.
Treffend hat dies Ruth Pfau, Ordensschwester und Lepraärztin in Pakistan, im Dialog mit einem Sufi-Muslim formuliert: "Wenn … Gott nicht nur Liebe hat, sondern Liebe ist, und wenn Liebe notwendig nicht selbstbezogen, sondern dialogisch ist, dann muss es in Gott selber Dialog geben. Das ist es, was wir stammelnd als Trinitätslehre auszudrücken versuchen."
Der Trinitätsglaube ist nicht am Schreibtisch kluger Theologen entstanden, ist also nicht einfach Ergebnis theologischer Spekulation. Es waren vielmehr die tiefe Erfahrung der Nähe Gottes in Jesus, die die frühen Christen zu diesem Bekenntnis „nötigte“: Gott hat sich in Jesus selbst geschenkt, so dass von Gott nicht mehr ohne seinen Sohn gesprochen werden kann. Dazu kam die überwältigende Erfahrung der bleibenden Nähe Gottes im Heiligen Geist, die die junge Kirche "nötigte", von Gott auch nicht mehr ohne den Geist sprechen. Durch den Sohn im Heiligen Geist haben wir Zugang zum Vater (vgl. Eph 2,18).
Der Kirchenvater Irenäus von Lyon (+ 202) spricht vom Sohn und dem Heiligen Geist als den "beiden Hände Gottes", durch die Gott an der Welt handelt und sich offenbart. Hilfreich ist auch das Bild der – für uns ganz und gar unzugänglichen – Sonne, die uns aber durch ihr Licht und die Kraft ihrer Wärme nahe kommt. Durch Licht und Wärme erfahren wir die Sonne selbst. Im Sohn und im Heiligen Geist hat sich Gott selbst als Liebe gezeigt. Deshalb dürfen wir glauben, dass Gott die Liebe ist.
Alle Bilder, die das ewige Sein des dreieinen Gottes aussagen wollen, wie "Vater", "Sohn", "Geist", "Person" usw. sind treffend, gleichzeitig aber auch völlig unbrauchbar. Der herkömmliche Personbegriff (der einzelne, selbständige, unabhängige Mensch) ist irreführend und führt zu einer Drei-Gott-Lehre. Person-Sein muss von Jesus und vom Heilige Geist her verstanden werden: Für den Heiligen Geist ist es – wie für die Liebe – charakteristisch, dass er nicht bei sich bleibt, sondern aus sich herausgeht, sich verströmt, im anderen ist: "Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen" (Mt 10,39).
Wahres Personseins ist Selbst-sein im Sich-Überschreiten. Das göttliche Personsein ist ganz und gar als "In-Beziehung-Sein" zu verstehen. Gott ereignet sich in Beziehung. Gott ist ewiges Ereignis der Liebe, das sich für uns geöffnet hat, und in das wir eingeladen sind.
(36197)
"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch."
Lesen Sie auch: Heiliger Geist: Mir näher als ich selbst
Der Autor Erhard Lesacher leitet die
Stephansplatz 3, 1010 Wien
Tel.: +43 1 51552-3703
office@theologischekurse.at
Weitere Artikel zum Glaubenswissen