Jahrhundertelang gehörte die Szene mit der Mantelteilung zu den beliebtesten Heiligenmotiven der Künstler. (So auch auf diesem Wandgemälde aus dem Jahr 1520 in der Liebfrauenkirche in Oberwesel)
Jahrhundertelang gehörte die Szene mit der Mantelteilung zu den beliebtesten Heiligenmotiven der Künstler. (So auch auf diesem Wandgemälde aus dem Jahr 1520 in der Liebfrauenkirche in Oberwesel)
Zwei Brauchtümer fallen den Meisten beim Heiligen Martin ein, das Ganslessen und die Laternenumzüge. Der Heilige blickt aber auf eine faszinierende Geschichte zurück.
In unseren Breiten sind zum Fest des Heiligen Martins, am 11. November, vor allem zwei Brauchtümer verbreitet. Da ist auf der einen Seite das traditionelle Ganslessen, auf der anderen Seite die Kinder, die mit ihren selbstgebastelten Laternen singend durch die Straßen ziehen.
Martin ist um 316 in Sabaria, dem heutigen Steinamanger in Ungarn, geboren, und am 8. November 397 in Candes bei Tours in Frankreich gestorben. Er war Sohn eines römischen Tribuns und trat bereits im Alter von 15 Jahren auf dessen Wunsch hin in die Armee ein. Schon bald wurde Martin zum Offizier befördert.
In dieser Zeit geschah auch das Mantel-Wunder, das Martin unvergessen machen sollte. Martin ritt an einem eiskalten Winterabend auf ein Truppenlager nördlich von Paris zu. Am Stadttor traf er einen halbbekleideten Bettler, der ihn um eine Gabe bat. Da Martin weder Geld noch Essen bei sich hatte, griff er nach seinem Offiziersmantel, zerteilte ihn mit seinem Schwert in der Mitte und gab eine Hälfte dem vor Kälte zitternden Bettler. Der Legende nach erblickte Martin in der darauffolgenden Nacht Jesus, der mit der Hälfte seines Mantels bekleidet war und zu den Engeln sagte: "Martin, der erst auf dem Weg zur Taufe ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet". Worte, die bedeuten: "Was du einem meiner geringsten Brüder tust, das tust du mir".
Jahrhundertelang gehörte die Szene mit der Mantelteilung zu den beliebtesten Heiligenmotiven der Künstler.
Nach diesem tiefgreifenden Erlebnis ließ Martin sich taufen und quittierte seinen Dienst bei der Armee. Für ihn ließen sich Christentum und Soldatenleben nicht vereinbaren. Martins Hauptaugenmerk lag von da an auf der Missionierung seiner Heimat, wo er als Erstes seine Mutter bekehren konnte, doch wurde er von den dortigen arianischen Bischöfen vertrieben. Erst im Jahr 360 kehrte er aus dem Exil zurück und richtete sich etwa acht Kilometer vor Poitiers ein Einsiedlerlager ein, aus dem sich in der Folgezeit das erste Kloster Galliens entwickelte. Ein Jahrzehnt später wurde Martin, der inzwischen berühmt geworden war, zum Bischof von Tours gewählt. Seinen bescheidenen und asketischen Lebensstil behielt Martin aber bei. Er verließ das Bischofshaus und zog mit den Mönchen vor die Tore der Stadt in einige armselige Holzhütten. Auch aus dieser Ansiedlung entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Kloster. Martin starb am 8. November 397 im Alter von etwa 80 Jahren.
Rund ums eine Wahl als Bischof ranken sich auch die Legenden, die Martin mit den Gänsen in Verbindung bringen. Martin, der eigentlich als Einsiedler leben wollte, soll sich den Erzählungen nach in einem Gänsestall versteckt haben, um der anstehenden Wahl zu entrinnen. Durch das Geschnatter der Vögel aber wurde er verraten.
Martin ist der erste christliche Heilige, der als Nicht-Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Außerdem stieg er in Frankreich unter Chlodwig zum Nationalheiligen auf.
Am Vorabend vor Martini trifft man sich mit Freunden und der Familie zum traditionellen Ganslessen. Früher war die Martinsgans der letzte Braten vor dem sechswöchigen Adventfasten, und daher ein ganz besonderer Anlass. Das Brauchtum des Ganslessens hat sich bis heute erhalten, auch wenn die nachfolgende Fastenzeit in der heutigen Zeit im Konsumrausch des Advents verloren gegangen ist.
Vielerorts wird am Abend des 10. November ein Martinsfeuer abgebrannt. Einen wichtigen Punkt stellt der Martinstag bis heute im bäuerlichen Brauchtum dar.
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