Die Seligsprechung Hildegard Burjans war am 29. Jänner 2012 im Stephansdom.
Die Seligsprechung Hildegard Burjans war am 29. Jänner 2012 im Stephansdom.
Die "Gegenwart Gottes bei keiner Begegnung mit den Menschen verlieren", das lebte Hildegard in ihrem sozialen Engagement.
Hildegard Burjan, die Gründerin der Caritas Socialis Schwesterngemeinschaft und erste christlich-soziale Abgeordnete, wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz an der Neisse, als zweite Tochter der jüdisch-liberalen Familie Freund geboren.
Sie studierte als eine der wenigen Frauen zu dieser Zeit. Im Jahr 1903 begann Hildegard ihr Studium der Philosophie in Zürich. Fünf Jahre später heiratet die damals 24-Jährige Alexander Burjan.
Sie litt in jungen Jahren an einer schweren Nierenerkrankung und es schien bereits alle Hoffnung verloren. Widererwarten wurde Hildegard gesund, was sie selbst als ein Wunder empfand. Durch diese zweite Chance auf ein Leben konvertierte sie zum katholischen Glauben.
Der Weg zum Glauben
In ihrer Kindheit hat das Thema Glauben für Hildegard Burjan keine Rolle gespielt. Erste Annäherungen zum Katholischen machte sie während ihres Studiums der Philosophie. Als die junge Frau den Kampf gegen die lebensbedrohliche Erkrankung durchstand, wurde sie gläubig. Die "Gegenwart Gottes bei keiner Begegnung mit den Menschen verlieren", das lebte Hildegard in ihrem sozialen Engagement.
Die Frauenrechtlerin
Zu dieser Zeit übersiedelte die Philosophin nach Wien. Kurze Zeit später brachte sie ihre einzige Tochter auf die Welt. Nach der Geburt des Kindes begann ihr soziales Engagement für Heimarbeiterinnen. Zwei Jahre später folgte die Gründung des Vereins der christlichen Heimarbeiterinnen, der sich für gerechte Entlohnung, Wöchnerinnenschutz und Rechtsschutz einsetzte. Während des 1. Weltkrieges initiierte Hildegard zahlreiche Hilfsprojekte.
"Gott gibt uns den Verstand, damit wir die Not einer Zeit, die Ursachen der Not, die Mittel, die zur Abhilfe führen, erkennen. Er stellt uns nicht zufällig mit unseren äußeren Verhältnissen zusammen, spricht nicht zufällig mit unserem Herzen, legt nicht zufällig den Zug zu dieser Arbeit hinein."
(Hildgard Burjan)
Frauen und die Politik
1918 zog die engagierte Katholikin in den Wiener Gemeinderat ein und wurde Stellvertreterin des Obmannes der Christlichsozialen Partei.
"Volles Interesse für die Politik gehört zum praktischen Christentum."
(Hildegard Burjan)
Bereits ein Jahr später war Hildegard die erste christlichsoziale Abgeordnete im Parlament der 1. Republik.
Dies war auch die Geburtsstunde der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS). In den nächsten Jahren konzentrierte sich Hildegard stark auf die Umsetzung von Sozialprojekten für Randgruppen und zog sich deshalb aus der politischen Arbeit zurück.
"Wir wollen etwas Neues, nicht etwas bereits Bestehendes, sondern der Zeitnot angepasst; keine Klausur oder eingeengt sein durch klösterliche Formen, sondern beweglich und immer einsatzbereit für jede Not, die auftaucht."
(Hildegard Burjan)
Am 11. Juli 1933 starb Hildegar Burjan an den Spätfolgen ihrer schweren Erkrankung aus jungen Jahren. Durch ihren tiefen Glauben entschlief Hildegard jedoch voller Zuversicht.
Die Seligsprechung Hildegard Burjans
30 Jahre nach ihrem Tod wird ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet. Die Lebensweise Hildegard Burjans ist nicht nur für die von ihr gegründete Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis richtungweisend und vorbildlich, sondern hat vielen Menschen in Kirche und Gesellschaft Ermutigung gebracht. Das Seligsprechungsverfahren dauerte 50 Jahre, es wurden zahlreiche Gutachten bezüglich der Wunderheilung erstellt.
Während der Homilie zum Abschluss des diözesanen Seligsprechungsverfahrens für Hildegard verweist Weihbischof Helmut Krätzl auf die vielen Wunder in ihrem Leben. Eines der Wunder, ihre überraschende Heilung: "Auch ihre Genesung war ein Wunder. Als sich nach vier schweren Operationen keine Heilung einstellen wollte, nahm ihr Gatte am Karsamstag 1909 voll Verzweiflung von ihr Abschied. Am Ostersonntag darauf aber standen die Ärzte vor der unerklärlichen Tatsache, dass plötzlich der Organismus zu neuem Leben erwachte."
Die Überführung der sterblichen Überreste an einen "Ort der Verehrung", in die Hildegard-Burjan-Kapelle im CS-Stammhaus in Wien, fand 2005 statt. Die eigentliche Seligsprechung Hildegards war am 29. Jänner 2012 im Stephansdom.
Eine weitere Besonderheit ist, dass keine Seligsprechung so zeitnah ist wie die von der Philosophin, Ordensgründerin und Politikerin, Hildegard Burjan. Ihre Seligsprechung ist zeichenhaft und ermutigend für so viele Frauen heute.
Am 12. Juni ist der Gedenktag von Hildegard Burjan. Dieser wurde erstmals nach ihrer Seligsprechung 2012 in vielen Gemeinden gefeiert.
( 75592 )