Halloween: Die Grenzen zwischen ein bisschen Gruseln und echter Angst sind oft fließend.
Halloween: Die Grenzen zwischen ein bisschen Gruseln und echter Angst sind oft fließend.
Eltern sollen für einen möglichst "angstfreien 31. Oktober" sorgen. Es ist wichtig über Tod und Trauer zu reden.
Im Vorfeld von Halloween, einem auch in Österreich immer beliebteren Gruselfest, hat die Katholische Jungschar Eltern aufgefordert, "einen angstfreien 31. Oktober" zu begehen und das Thema Tod und Trauer mit ihren Kindern anzusprechen. Der Spaß über das aus den USA importierte Brauchtum höre dort auf, wo die seelische und körperliche Gesundheit der Kinder verletzt werde. Stattdessen sollte Halloween Anlass sein, über den verantwortungsvollen Umgang mit Angst, Sterben und Jenseitsvorstellungen nachzudenken, betonte Sigrid Kickingereder, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar.
Halloween-Parties, gruselige Kostüme und der sogenannte "trick or treat"-Brauch ("Süßes oder es gibt Saures") werden auch in Österreich immer verbreiteter. Der spielerische Zugang zum Fürchten habe für viele Kinder einen großen Anreiz, weiß Kickingereder. Beim Treiben rund um Halloween gehe es dabei nicht immer zimperlich zu: "Es werden Gruselgeschichten erzählt oder Horrorfilme angeschaut, die nicht immer für das Alter der Kinder bestimmt sind; und es wird versucht Kindern gezielt Angst zu machen."
Die Grenzen zwischen ein bisschen Gruseln und echter Angst seien oft fließend. Kinder müssten selbst bestimmen können, inwieweit sie sich einer gruseligen Situation aussetzen und sollten auf jeden Fall die Kontrolle über das Geschehen behalten können, so die Jungschar-Vorsitzende. Eltern sollten sich vor dem Halloween-Abend mit etwaigen Gefahren auseinandersetzen und vorab das Gespräch mit ihren Kindern suchen. Sinnvoll sei es beispielsweise, eine bestimmte Route und die Uhrzeit festzulegen, wann der Spuk vorbei sein muss. Sinnvoll sei es auch Situationen aufzuzeigen, "in denen es mutiger und besser ist nicht mitzumachen", so Kickingereder.
Eine Umfrage in Österreich ergab, dass die Hälfte aller Befragten Kindern, die zu Halloween an der Tür läuten, Süßigkeiten geben. Die Jungschar steht diesem Aspekt von Halloween besonders kritisch gegenüber und fordert von Eltern das Einwirken darauf, dass ihre Kinder auf Streiche oder gar Gewalt gegenüber unwilligen Gebern verzichten. "Süßigkeiten gegen Streichandrohung zu erhalten, widerspricht dem respektvollen Miteinander von Kindern und Erwachsenen", betonte Kickingereder.
Der Tod ist an Halloween omnipräsent, deshalb ist nach Überzeugung der Jungschar eine Auseinandersetzung mit Sterben und Trauern hier angeraten. Eltern könnten gemeinsam mit ihren Kindern auf den Friedhof gehen und über den Tod und das Leben danach sprechen, sagte die Vorsitzende. Kinder sollten ermutigt werden, Fragen über ein Thema zu stellen, das sonst nur selten ernsthaft und unverkrampft besprochen werde. Kinder hätten einen individuellen Zugang zu Sterben oder Tod. Erwachsene sollten Kindern ein geschütztes Umfeld für die je passende Art der Auseinandersetzung ermöglichen.
Vor allem sei es wichtig, dass "Kinder gut informiert und einbezogen werden", erklärte auch Silvia Langthaler. Die Systemische Familientherapeutin arbeitet im "Roten Anker", einer Beratungs- und Hilfseinrichtung der Wiener geistlichen Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" für Kinder und Jugendliche, die mit dem Tod konfrontiert sind.
Wie auch Erwachsene müssen Kinder nach dem Tod eines Menschen erst einmal "den Tod als Realität begreifen". Bis zum Kindergartenalter könnten sie von ihren kognitiven Fähigkeiten her aber noch gar nicht begreifen, was im Todesfall passiert. Dennoch sollte man auch mit ihnen reden: Die Dinge "einfach nur benennen", rät die Psychotherapeutin.
Hilfreich für Kinder seien auch Rituale: "Rituale geben Sicherheit. Auch Erwachsene brauchen Rituale, aber das Problem ist, dass viele solche Rituale nicht mehr kennen", sagte Langthaler. "Da ist es auch unsere Arbeit, gemeinsam mit den Erwachsenen Rituale wiederzufinden".
Möglich seien verschiedenste Dinge - von der traditionellen Aufbahrung des Toten zu Hause über Rosenkranz-Beten, eine "Erinnerungskiste" mit Sachen des Verstorbenen, Austauschen von Erinnerungen bis hin zum Grablichter-Malen für das Grab. Kinder sollten auch zum traditionellen Besuch am Grab zu Allerheiligen mitgenommen werden, bereits von klein auf. Auch dabei könne man es z.B. zum Ritual machen, dass bei jedem Grabbesuch dem Verstorbenen ein neu erlerntes Kinderlied vorgesungen wird.
Die Psychotherapeutin weiß um das Bestreben der Erwachsenen, Kinder möglichst von Leid abzuschirmen. "Aber wenn ein naher Angehöriger stirbt, dann werden sie leiden - und das sollen sie auch dürfen: Das müssen wir als Erwachsene auch aushalten."
Katholisch Jungschar Österreich
Tel: 01/481 09 97
E-Mail: office@kath.jungschar.at
Stephansplatz 6/6.18, 1010 Wien
Tipp: An Halloween als Heilige verkleiden
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