"Männer trauern natürlich auch, haben aber ein Kommunikationsproblem. Frauen können meist besser über Tod und Trauer reden, was erleichternd sein kann", so Kreuels.
"Männer trauern natürlich auch, haben aber ein Kommunikationsproblem. Frauen können meist besser über Tod und Trauer reden, was erleichternd sein kann", so Kreuels.
Deutscher Autor Martin Kreuels: "Markantester Unterschied zu weiblicher Trauer liegt in der Kommunikation".
Der männliche Umgang mit Tod und Trauer beschäftigt den promovierten Biologen und heutigen Fotografen und Schriftsteller Martin Kreuels, seitdem seine Frau vor fünf Jahren gestorben ist. Die grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema hat ihn zu einer klaren These gebracht: "Männer trauern anders als Frauen."
Der markanteste Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Trauer liegt für den früheren Naturwissenschaftler vor allem in der Kommunikation: "Männer trauern natürlich auch, haben aber ein Kommunikationsproblem. Frauen können meist besser über Tod und Trauer reden, was erleichternd sein kann", so Kreuels.
Die Beschäftigung mit dem Thema hat für den vierfachen Vater vor fünf Jahren nach dem Krebstod seiner Frau vor leeren Bücherregalen begonnen: "Eigentlich wollte ich von Erfahrungen lesen, um über mich selbst reflektieren zu können. Da ich kaum etwas gefunden habe, begann ich selber ein Buch zu schreiben. Das wurde dann immer mehr und hat mich auf den Weg gebracht."
Die fehlende Literatur sieht der Experte für Männertrauer in einem männlichen Kommunikationsproblem begründet. Männer würden zwar auch trauern, könnten dies aber nicht so gut ausdrücken wie Frauen. Konkret werde das auch am Beispiel von Selbsthilfegruppen. "99 Prozent aller Trauergruppen sind Frauengruppen", so Kreuels. Mit Frauen könne man in Trauercafés Gesprächsrunden führen, Männer hingegen meiden diese Art von Gespräche.
Männer würden auch auf anderen Ebenen trauern als Frauen. "Frauen können sehr schnell auf die Gefühlsebene gehen, während Männer sich Trauer nur selten erlauben und zunächst alles zusammenhalten und versorgen, die Familie, die Kinder, den Haushalt." Im Hintergrund stünden vor allem klassische Rollenbilder, wie der Mann als "Führungsperson, der wenig Schwächen hat". Solche Bilder seien über Jahrhunderte gewachsen und könnten nicht einfach so ausgeblendet werden.
Der Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Trauer werde auch im Umgang mit neuen Beziehungen manifest. Männer gingen viel schneller als Frauen wieder neue Beziehungen ein, weiß Kreuels. Den nachhaltigeren Umgang mit Verlust würden aber Frauen leben: "Studien haben gezeigt, dass Männer, die eine Partnerin verloren haben und keine neue Beziehung mehr eingehen, nicht mehr so lange leben beziehungsweise deren Lebenserwartung sinkt." Das sei bei Frauen anders, die in derselben Situation auch ohne neuen Partner eine normale Lebenserwartung aufwiesen. Zudem gehe bei Männern die Trauer oft relativ schnell mit Suchtverhalten einher.
Im konkreten praktischen Fall rät der Experte, dem betroffenen Mann Zeit zu geben und immer wieder Gesprächs-Angebote zu machen. Nützlich sei es auch, dem männlichen "Drang zum Tun" eine positive Richtung zu geben. "Frauen kommen beim Kaffee schneller ins Gespräch, Männer reden besser, wenn sie dabei was machen, wie beispielsweise Wandern."
Über Martin Kreuels
Martin Kreuels wurde 1969 in Kevelaer (Nordrhein-Westfalen) geboren und lebt heute mit seinen vier Kindern in Münster.
Bücher (Auswahl): "In meiner Trauer" (2010); "Männer trauen anders" (2014); Sachbuch und Bildband "Postmortemfotografie" (2014).
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