Donnerstag 25. Juli 2024

Der linke Schächer von Alfred Hrdlicka, 1952

Kunstinstallation

 

Kunst in der Fastenzeit in St. Ruprecht möchte die Betrachterinnen und Betrachter zum Innehalten und zum Nach-Schauen einladen. Der Altarraum ist nicht leer, wie sonst. Er ist durch eine monumentale Skulptur verändert, die auf das Endliche ebenso hinweist, wie auf die Grausamkeit und Un-menschlichkeit des Menschen.

Der hier dargestellte und ausgestellte Mensch hat animalischen Charakter, der vor allem durch die Grobheit des Gesichts, den geöffneten Mund und das starre Entsetzen des Ausdrucks entsteht. Die fehlenden Arme steigern nochmals den körperlichen Leidensausdruck dieser Gestalt. Ein irritierender Gedanke: Es scheint, als gäbe es keine Hoffnung, kein Entrinnen, keine Er-Lösung – als wäre das das Ende. Es scheint so…

Der Bildhauer, Maler und Zeichner Alfred Hrdlicka folgte den Menschen an die Orte, wo Masken und Hüllen fallen gelassen werden; er durchschritt die Schwellen, ging mit ihnen in ihre Höhlen und porträtierte sie, wo sie ihr wahres Gesicht offenlegen. Was er hier erblickte, gab er unerbittlich wieder.

 

Die Werke Alfred Hrdlickas „sind von einem existentiellen Ernst getragen. Es ist Kunst aus Anteilnahme und Einfühlung. (…) Sie ironisiert und attackiert, verunsichert und provoziert, überzeichnet Details und vergrößert das leicht zu Übersehende. In all dem zielt sie auf Reaktion. Jedes einzelne Werk will Teilhabe und Stellungnahme. Nichts verabscheut dieser Künstler mehr als das kulinarische Verkosten ästhetischer Formfindungen. Er versteht sein Werk als beharrliche Einladung, sich Themen zu stellen, denen nicht auszuweichen ist – es sein denn, der Betrachter weicht sich selbst aus.“

„Daran besteht kein Zweifel: Alfred Hrdlicka geht es um den ungeschminkten Alltag des Menschen, um abgründige Tiefen wie um seine Gipfel.“

 

Alfred Hrdlicka (1928–2009)

Studium der Malerei bei Gütersloh und Dobrowsky und Bildhauerei bei Wotruba an der Akademie der Bildenden Künste. Nach seiner ersten Ausstellung 1960 in Wien schuf er sich rasch einen Namen als Künstler von internationalem Rang. Er lehrte 25 Jahre an den Kunstakademien von

Hamburg, Stuttgart und Berlin, und an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Sein plastisches Werk (Mahnmal gegen Krieg und Faschismus am Albertinaplatz in Wien, begonnen 1983, fertig gestellt 1991) begleiten Aufsehen erregende Bühnenbilder, Zeichnungs- und Radierzyklen zu Themen wie Haarmann, Winckelmann, Schubert, Tolstoi, Rodin, Mondrian und Pasolini, zu den Türken vor Wien, zum 20. Juli 1944, der französischen Revolution und dem Schachspiel.

Zitate: P. Friedhelm Mennekes SJ., „Das Wort ist Fleisch geworden“.

In Zusammenarbeit mit Galerie Ernst Hilger

 

Ruprechtskirche
Ruprechtskirche
Ruprechtspl. 1
1010 Wien

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