Dienstag 7. Januar 2025
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Architektur

Luegerkirche

Der Wiener Zentralfriedhof war zum Zeitpunkt seiner Errichtung der größte Friedhof Europas. Die darauf errichtete Friedhofskirche sollte daher etwas ganz Besonderes werden – und dank Max Hegele gelang dies auch: In der gesamten Kunstgeschichte gibt es weltweit kein vergleichbares Gesamtkunstwerk zum Thema Tod und Leben, Zeit und Ewigkeit, wie dieses.

 

Der junge Architekt Max Hegele schuf Anfang des 20. Jahrhunderts eine unverkennbare, von Grund auf durchdachte und funktionelle Friedhofskirche, die eine zentrale Botschaft ausstrahlt: Gott ist stärker als der Tod.

 

Krönung der Friedhofsanlage

Mit seinem beeindruckenden Bauwerk schlug Hegele einen Bogen vom zeitgenössischen Jugendstil über die alte christliche Baukunst – von der Hagia Sophia in Istanbul bis zum Petersdom in Rom – bis hin zu den Tempeln und Grabanlagen der Pharaonen im alten Ägypten. Denn schon die alten Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tod. Alles in allem handelt es sich um ein Gesamtkunstwerk, das ganz auf das Problem Vergänglichkeit, Tod und Leben auf dem Hintergrund von Zeit und Ewigkeit aus christlicher Sicht Bezug nimmt.

 

Diese Kirche ist die Krönung der gesamten Friedhofsanlage und einer der weltweit bedeutendsten Jugendstil-Sakralbauten, der sogar Otto Wagner für seine Kirche am Steinhof inspirierte.

 

Wenn die Zeit unter den Fingern davonrinnt

Schon, wenn man sich von außen der Kirche nähert, wird man auf die Vergänglichkeit aufmerksam gemacht: Die Ziffernblätter der Glockenturmuhren weisen keine Zahlen, sondern Buchstaben auf. Im Uhrzeigersinn gelesen ergibt das „TEMPUS FUGIT“ aus dem Lateinischen, was übersetzt „Die Zeit flieht“ bedeutet. Ein kleines Kreuz als Symbol der Sterbestunde schließt den Kreis.

 

Tempus fugit

 

Die Glasfenster von Leopold Forstner tauchen die Kirche in wunderbares Licht, sie zeigen unter anderem „Die Verklärung Jesu“. Das „Jüngste Gericht“ von Hans Zatzka über dem Altar hat unter vielen Engeln, Jesus, Maria und Johannes auch Bürgermeister Lueger ein ewiges Denkmal gesetzt.

 

Pyramidendächer und Engelsflügel

Die Pyramidendächer an den vorderen Dächern erinnern an die bekannten Grabanlagen im alten Ägypten und an den Glauben an ein Leben nach dem Tod. Das stilisierte ägyptische Henkelkreuz an der Außenfassade wird von Hegel als ausdrucksstarkes Symbol für die Ewigkeit eingesetzt.

 

Pyramidendächer

 

Links und rechts der Kirche bieten sogenannte Kolumbarien Platz für Wandgräber und Gruftanlagen.

 

Über dem mächtigen Portal der Kirche sind zwei Engelpaare zu sehen – eines mit Kreuz und Dornenkronen als Zeichen für Tod und Erlösung. Das andere mit Kelch und Evangelium – ein Zeichen für die Eucharistie, in der Jesus gegenwärtig ist.

 

Sternenhimmel im Innenraum

Im Kircheninneren zieht vor allem die markante Kuppel die Blicke auf sich. Sie hat einen Durchmesser von 22,7 Metern und eine Höhe von 39 Metern. Der Sternenhimmel mit 999 Sternen ist ein Sinnbild für die Allgegenwart Gottes.

 

Kuppel der Luegerkirche

 

Die Aufgänge der drei Hauptstiegen stellen symbolisch drei Wege zu Gott dar, an den beiden Seiten befinden sich ebenfalls über Stufen erreichbare Eingänge.

 

Auch der um acht Stufen erhöhte Altarraum enthält interessante architektonische Details.

  • In den Gemälden ober dem Hochaltar sind zahlreiche Symbole der Vergänglichkeit enthalten.
  • Der Pilgerhut mit der Jakobsmuschel wird als Symbol des Lebenswegs eingesetzt.
  • Der Palmzweig bedeutet ewiges Leben. Die Inschrift über dem Hochaltar „Ego sum resurrection et vita“ unterstreicht die Gesamtaussage der Kirche: Gott ist stärker als der Tod!

Interessantes Detail: Das Taufbecken befindet sich in der Sakristei und nicht im Kirchenraum. Über diesem befindet sich das Mosaik „Die Taufe Jesu“.

 

 

Friedhofskirche zum hl. Karl Borromäus
Friedhofskirche zum hl. Karl Borromäus
Simmeringer Hauptstr. 234
1110 Wien

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