Dienstag 7. Januar 2025
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Geschichte

Skizze der Luegerkirche

1899, also 25 Jahre nach der provisorischen Eröffnung des Zentralfriedhofes, wollte die Gemeinde Wien den Zentralfriedhof endlich fertigstellen. Dazu wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der junge Architekt Max Hegele für sich entschied. Zu den Mitgliedern der Jury gehörte auch der berühmte Otto Wagner.

 

Ein interessantes Detail: Bevor Hegele mit der Planung der Friedhofskirche begann, kontaktierte er den bekannten Pastoraltheologen Prof. Heinrich Svoboda von der Wiener Universität, um einen Überblick zu bekommen, welche Aspekte aus christlicher Sicht bei einer Begräbniskirche bzw. Friedhofskirche zu berücksichtigen sind. Danach machte sich Hegele an die Planung und fügte das erfahrene theologische Wissen in seine Überlegungen ein.

 

Unter Mitwirkung von mehr als zwanzig bekannten Künstlern wurde die Kirche von 1908 bis 1911 nach Entwürfen von Max Hegele errichtet. Am 16. Juni 1911 wurde die Kirche dem Hl. Karl Borromäus geweiht.

 

Wie kam die Kirche zur Bezeichnung „Luegerkirche“?

Der Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger verstarb unerwartet während der Bauzeit der Kirche. Das veranlasste die Gemeinde Wien, in der Unterkirche eine „Bürgermeistergruft“ zu errichten. 1911 – unmittelbar nach der feierlichen Einweihung der Friedhofskirche – wurde der Sarg mit dem Leichnam des Bürgermeisters in der Unterkirche beigesetzt, und die Gemeinde Wien gab der Kirche, nach dem Vorbild von Kaiser Franz Josef, der zu seinem 50. Kaiserjubiläum die „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumskirche“ am Mexikoplatz erbaute, den Namen „Dr. Karl-Lueger-Gedächtniskirche“. Die enge Verbundenheit von Karl Lueger mit dieser Kirche kommt übrigens auch in einem Wandbild im oberen Teil des Altarraums zum Ausdruck – es zeigt Karl Lueger kniend im Sterbehemd.

 

Ursprünglich als Kirche zur Aufbahrung der Toten und zur Abhaltung von Seelenmessen gedacht, wurde eine der weltweit bedeutendsten Jugendstil-Kirchen viele Jahre lediglich als „Monument“ wahrgenommen und nicht einmal in Fachkreisen ausreichend gewürdigt. 

 

Karl Lueger, ehem. Bürgermeister von Wien

Das Grabmal des umstrittenen ehemaligen Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger befindet sich in der Unterkirche – daher auch der Name „Luegerkirche“. © Carl Pietzner, Public domain, via Wikimedia/Canva

 

Kriegsschäden und eine glanzvolle Renaissance

Obwohl die Beschädigungen, die die stilvolle Kirche im zweiten Weltkrieg erleiden musste, nur verhältnismäßig gering waren, gab es nach dem Krieg sogar Überlegungen, die Friedhofskirche total abzutragen. Soweit kam es zum Glück nicht: Die 1945 abgebrannte Kuppel ersetzte die Gemeinde Wien nach dem Krieg durch eine billigere Variante, und das zerstörte Glasfenster „Auferweckung des Lazarus“ von Leopold Forstner wurde durch ein neues Fenster „Christus dem Weltenrichter“ von der Künstlerin Lucia Jirgal ersetzt.

 

Allerdings übersah man damals, dass die Dachrinnen beschädigt waren. Daher wurde das Regenwasser nicht in die dafür vorgesehenen Sickergruben, sondern unter die Kirchenfundamente gespült. Mit der Zeit verursachte dieser Missstand Bodensetzungen, und die vorderen und hinteren Türme begannen, sich vom Zentralbau zu lösen – die Kirche drohte baufällig zu werden.

 

Von 1995 bis 2000 wandelte sich jedoch das Blatt: Die Kirche wurde aufwendig renoviert, erhielt eine Heizung und einen behindertengerechten Zugang via Aufzug. Nun erstrahlt sie wieder in altem Glanz, gilt aber nach wie vor als Geheimtipp unter den Sehenswürdigkeiten Wiens.

Friedhofskirche zum hl. Karl Borromäus
Friedhofskirche zum hl. Karl Borromäus
Simmeringer Hauptstr. 234
1110 Wien

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