Buchtipp Dezember 2023
Franziska Lipp:
Lieber Winter!
Betrachtungen zur kalten Jahreszeit
Salzburg (Verlag Anton Pustet)
Die kalte Jahreszeit - gemeint sind hier die Wochen zwischen Mitte Oktober und Anfang Februar - stehen im Ruf eintönig und wenig attraktiv zu sein. Dass das nicht ganz so ist, ist schon an den zahlreichen Feiertagen, die in diese Jahreszeit fallen, zu erkennen. Bei noch eingehender Betrachtung zeigt sich, dass sie darüber hinaus Monate großer und spannender Vielfalt sind. Es braucht nur das richtige Gespür und eine behutsame Anleitung dies zu erkennen. Franziska Lipp ist hier eine sachkundige Begleiterin. Sie ist Naturverbunden, hat ein offenes Auge für viele kleine Dinge und versteht es, Erfahrungen, Wünschen, Befindlichkeiten, die jeder Mensch kennt, auf den Grund zu gehen, Zusammenhänge aufzuzeigen und Fragen nachzugehen, die sich gerade in dieser Jahreszeit stellen, im Alltag des „Restjahres“ aber schnell untergehen.
In ihren ansprechenden Texten zeigt sie die Verflochtenheit von Mensch und Natur, Alltag und Feiertag, von Glaubens- und Lebenswelt, Brauchtum und dem Ausschau-Halten nach Neuem. Vertrautes dieser Monate wie: Hagebutten, Wurzeln, Barbarazweige, Nikolaus, der erste Schnee, Engel, Weihnachtskrippe, Schnee-glöckchen u. v. a. m. stellt sich in einem neuen Licht dar und verbindet sich mit Gegebenheiten und Bedürfnissen wie: Reife, Glück, Vertrauen, Beharrlichkeit, Erkenntnis, Geborgenheit, Kindheit ...
Ihre Beobachtungen, Gedanken, Erlebnisse, die sie hier teilt, gehen den Dingen auf den Grund, sind jedoch so offen, dass viel Platz für eigene Reflexion bleibt. Dazwischen eingestreut sind Gedichte, Rezepte, Wünsche, Segensworte und andere Nettigkeiten, über die man sich einfach freut. Ein Buch, das man immer wieder gerne in die Hand nimmt um darin zu lesen, dessen Texte sich gut zum miteinander lesen und besprechen oder auch zum Vorlesen in Gruppen eignen oder einfach, um darin zu blättern und sich an der schönen Gestaltung zu erfreuen. Geeignet als ein etwas „ganz anderes“ Weihnachtsgeschenk wie auch als Grundlage zu spannenden und ertragreichen Zusammenkünften in Seniorenklubs, Lima-Treffen, Schreibwerkstätten, Familienrunden, Weihnachtsfeiern.
Buchtipp November 2023
Wolfgang Knüll:
Nahtoderfahrungen - Blick in eine andere Welt
Aktuelle Antworten der Wissenschaft
Ostfildern (Patmos) 2023
Seitdem der Verfasser als Arzt auf einer Intensivstation mit einer Nahtoderfahrung in Berührung gekommen ist, beschäftigt er sich wissenschaftlich mit diesem Thema. Im vorliegenden Buch hält er seine Erkenntnisse fest. Es ist auch ein Nachschlagwerk für alle, die am Thema interessiert sind und die sich einen Überblick über den aktuellen Stand der Nahtod-Forschung verschaffen möchten. Eingearbeitet hat er auch die Arbeiten weiterer Kollegen zum Thema, vor allem jene des niederländischen Kardiologen Pim van Lommel. Zunächst wirft er einen Blick auf Nahtoderfahrungen - Berichte davon reichen offensichtlich bis in die Antike zurück - und beschreibt anschließend die unterschiedlichen Formen von Nahtoderlebnissen nach den Berichten von Betroffenen und schildert, wie sich ihr Leben durch dieses Erlebnis verändert hat. Anschließend diskutiert er die bisherigen Erklärungsansätze für Nahtoderfahrungen, die aus dem Bereich der Neurobiologie kommen und legt dar, warum er diese für unzureichend hält. Er selbst präferiert eine Erklärung mit Hilfe der Quantenphysik, die allerdings auch - wie er zugibt - an Grenzen stößt. Demnach dürfte es so sein, dass das menschliche Bewusstsein unabhängig vom Körper eines Menschen existiert, es im Tod in eine Dimension eintritt, die aus reiner Liebesenergie besteht - ganz konform der Schilderungen Betroffener, die von einer großen Erfahrung von Liebe berichten. Dies wiederum legt die Frage nach Religiosität und Gottesglaube nahe. In eher groben Zügen stellt Knüll hier einen plausiblen gemeinsamen Nenner der Religionen dar, was ihre Jenseitsvorstellungen betrifft, wobei für ihn die Botschaft Jesu vom Gott und dem Weg der Liebe am nachvollziehbarsten ist.
Insgesamt eine spannend zu lesende Darstellung, die sich - von einigen Ausnahmen abgesehen - um eine einfache Sprache bemüht. Für die Glaubensverkündigung gibt sie Anlass zum Nachdenken: z. B. über so manche Akzente der Eschatologie, die gesetzt wurden und noch werden, über das Verhältnis der Religionen zueinander, über Konsequenzen für das Leben und das Miteinander der Menschen im Kleinen und im Großen. Zudem werfen die Nahtoderfahrungen auf das Leben Jesu, seine Lebenseinstellung und sein Liebesgebot ein eigenes Licht.
Wenn es hier einen Reflexionsprozess einleitet oder fördert, hat es viel erreicht!
Buchtipp Oktober 2023
Ingrid Schreiner:
Das leise Verschwinden
Mein Leben mit demenzkranken Eltern
Würzburg (Echter-Verlag) 2023
Die Eltern der Autorin sind so gut wie zeitgleich an Demenz erkrankt. Sie erzählt hier von den Wirren und Herausforderungen, die die Erkrankung sowohl bei ihr, als auch bei ihren Eltern, verursacht hat und schildert hier die Ereignisse und Erfahrungen aus beidseitiger Perspektive. Damit einher geht eine Sammlung von Fragen, Antwortversuchen und Antworten, von Empfindungen, Unsicherheiten aber auch Vorwürfen, sowohl von der Seite der Tochter, die sich um „alles kümmern muss“, als auch von Seiten der erkrankten Eltern - ganz so, wie es eine Demenzerkrankung mit sich bringt.
Logik arbeitet gegen Gefühlswelten, der Verstand kämpft gegen Unberechenbarkeiten, Liebe gegen Verzweiflung, Verstehen gegen Trauer. Momente der Überforderung können ausgehalten, zumindest aber halbwegs verkraftet werden durch Abgrenzung - die oft genug schmerzlich ist - durch die Unterstützung von engagiertem Fachpersonal, dem Rückhalt im Familien- und Freundeskreis und auch im Glauben daran, dass alles, was da geschieht, irgendwo einen Sinn hat. Ingrid Schreiner schreibt darüber offen und ohne Beschönigungen, nicht nur im Fließtext, sondern durch zahlreiche in den Text eingestreute Gedichte aus eigener Feder. Ein in gleicher Weise informatives wie berührendes Buch!
Buchtipp September 2023
Auguste Reichel:
Aber Großmutter, warum ...?
Wien (Buchschmiede) 2022
Das typische Bild der Großmutter, wie es Ludwig Richter (1803-1884) und andere Maler und Zeichner seiner Zeit oftmals gezeichnet haben, ist da und dort immer noch präsent: Vor einem Kamin sitzt eine alte Frau mit Kopftuch in ihrem Lehnsessel und liest aus einem Buch/Märchenbuch einem oder mehreren Kindern vor. Mit dabei - entspannt auf der Lehne des Sessels liegend oder ebenfalls aufmerksam zuhörend - eine Katze. Friede und Harmonie pur, aber der Schein trügt. Auguste Reichel hat in ihrem Buch Erinnerungen von Enkeln und Enkelinnen an Großmütter der Geburtsjahre von 1870 bis 1943 gesammelt, eingeordnet und kommentiert. Dabei wird deutlich, dass das offensichtlich so einheitliche Großmutter-Bild, wie es die Maler und Zeichner von damals darstellen, bei weitem nicht so einheitlich, ja idyllisch gewesen ist, wie die Zeichnungen glauben machen. Die Wirklichkeit war auch damals oft weit von Harmonie entfernt und in den Erinnerungen sind viele Situationen und Lebensthemen ausgeblendet, weil sie einfach soo nicht sein durften. Gerade die später „alten Frauen“ mussten sich mit so manchem auseinandersetzen, was ihnen „einfach zugefallen“ ist und vor allem in Kriegszeiten und danach Rollen übernehmen, auf die sie kaum vorbereitet waren. Was sie dazu heute sagen möchten, ist in den Worten enthalten, die in den kurzen Porträts immer wieder auftauchen: „Nie wieder Krieg“. Einerseits zeigt das Buch auf, dass es die Großmütter nie gegeben hat, dann wieder ist es eine Anregung, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus zu lernen, sowie eine Folie, auf deren Hintergrund heutige - seiende und werdende - Großmütter ihre Rolle verstehen können. In dieser Hinsicht sind die Frauen heute sicher geforderter als damals. Die zahlreichen Impulsfragen im Text, sowie weitere eingestreute Texte anderer Autorinnen geben dazu Anregungen. Sie lassen sich sowohl privat, als auch gut in Gruppen (Seniorenklub, LIMA, Literatur-Café, Schreibwerkstatt usw.) bearbeiten und diskutieren, im Sinne des Buches - einander zu verstehen und voneinander zu lernen - sollten diese Gruppen aber nicht (allzu) altershomogen sein.
Sommerbuchtipp 2023
David Steindl-Rast/Johannes Pausch
Erkenntnis
Wien (edition a), 2023
Zwei Benediktiner, beide weithin bekannt als spirituelle Lehrer, befassen sich in diesem Buch mit dem gegenwärtig überaus aktuellen Thema der Krisenbewältigung und greifen dabei auf Fragestellungen und Erfahrungen eines gemeinsamen Kurses zum Thema zurück. Ihr Rat ist - und damit beziehen sie sich auf das siebente Kapitel der Klosterregel des hl. Benedikt - sich dabei von der Demut begleiten zu lassen. Benedikt hat seine Regel zwar für Mönche geschrieben, doch lässt sie sich in weiten Teilen auf alle Menschen anwenden, so auch das Kapitel, in dem es über das Leben des Mönches geht. Als Symbol für das Leben verwendet Benedikt das Bild einer Leiter. Ihre zwölf Sprossen stehen für unterschiedliche Haltungen, auf die es - will man das Leben mit allen seinen Herausforderungen gut bestehen - ankommt. Die beiden Benediktiner erschließen den Sinn des für heutige Menschen nicht immer gleich zugänglichen Textes Benedikts plausibel und nachvollziehbar und verbinden ihre Erläuterungen mit dazu passenden Heilpflanzen. Sie gehen allerdings nicht darauf ein, wie diese in diesem Zusammenhang anzuwenden sind. Demut - so wird nach ihren Ausführungen deutlich - ist alles andere als ein Unterwürfigsein oder ein Buckeln, sondern ein Miteinander von Menschen mit Selbststand, die einander achten und sich solidarisch fühlen. Zu einer solchen Beziehung führt das Einhalten von Balance und Ordnung, damit sie gelingt, gilt es, die eigenen und anderweitig gegebenen Grenzen zu achten, aber auch auszufüllen, was mit diesen Grenzen möglich ist. Dies wiederum macht den Menschen lebendig, transparent und authentisch, befreit von Angst und fördert Beziehungen jeglicher Art. Ein authentischer Mensch lebt auch in einer so verstandenen Beziehung zu Schöpfung, Natur und Umwelt und erwirbt sich das, was ihn weiter führt und erfüllt: die Sehnsucht nach Verstehen, Mitgefühl (nicht Mitleid) und letztlich die Erkenntnis dessen, was jeder für sich zum Leben braucht und was dazu - innerhalb seiner eigenen Grenzen - der eine für den anderen tun kann. - Für Menschen, die mit der aktuellen Weltlage kämpfen, die sich in sozialen Berufen einsetzen, oder sich als „Ehrenamtliche“ oft aufopfern und dabei an ihre Grenzen stoßen, ja über sie hinausgehen, ein sehr hilfreiches Buch. Nicht nur in der Seniorenpastoral nutzen zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die eher ruhigeren Sommermonate zu reflektieren und aufzutanken. Eine gute Gelegenheit, sich mit den - hier auf etwa 150 gut gestalteten Seiten - gesammelten Erkenntnissen auseinanderzusetzen.
Buchtipp Juni 2023
Malte Cramer/Peter Wick (Hrsg.): Alter und Altern in der Bibel
Exegetische Perspektiven auf Altersdiskurse
im Alten und Neuen Testament
Stuttgart (Kohlhammer-Verlag) 2021
Bedingt durch die demographische Entwicklung in Kirche und Gesellschaft wird Alter und Altern - langsam aber doch - ein Thema für die Theologie. Haben sich bisher eher die Praktische- sowie die Moraltheologie damit befasst, tat dies die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Bochum aus exegetischer Sicht. In diesem Tagungsband legt sie allerdings keine Gesamtschau zum Thema vor, sondern Erörterungen zu interessanten Teilaspekten wie z. B. Alter und Jugend, Alter und Weisheit, Sterblichkeit und Auferstehungshoffnung, Lebens- und Glaubenserfahrungen im Blick auf das Ende des Lebens u. a. Ein Einleitungskapitel befasst sich mit dem Thema Altern aus gesellschaftlicher Perspektive, ein die Tagung resümierendes Schlusskapitel formuliert exegetische Impulse für eine interdisziplinäre Theologie des Alters. Dies geschieht hier (beispielhaft) im Blick auf anthropologische, sozialethische, ekklesiologische und eschatologische Fragestellungen.
Insgesamt zeigt der Band, dass der Beitrag der Bibelwissenschaft zum Thema Alter noch längst nicht ausgereizt ist, sondern dass gerade sie - trotz geringem Quellenmaterial vor allem im Neuen Testament - wertvolle Aspekte einbringen kann. So bleibt zu hoffen, dass den hier begonnenen Schritten weitere folgen - sowohl auf wissenschaftlicher Eben als auch auf Seiten derer, die die Erträgnisse der Wissenschaft für die Praxis aufbereiten.
Buchtipp Mai 2023
Uto Brodd
In deiner Sonne blühe ich
Belebende Gottesdienste für die Seniorenarbeit
Neukirchen-Vluyn (Neukirchener Verlagsgesellschaft) 2023
Die Autorin gestaltet „belebende Gottesdienste“. Was aber versteht sie darunter? Ich möchte das so verstehen: Gottesdienste, die aufleben lassen. Gottesdienste, an denen nicht „teilgenommen“ wird, sondern Gottesdienste, die zum Mitbeten, Mitdenken, Mitsprechen anregen. Bei Gottesdiensten im Seniorenheim ist das nicht selbstverständlich, denn dort treffen GottesdienstleiterInnen auf Menschen mit unterschiedlichsten Vorstellungen von Gottesdienst. Erwarten die Einen, eine „erhebende Feier“, möchten die Anderen gerne einbezogen sein oder zumindest etwas dazu sagen können, wieder andere können wegen ihrer physischen oder psychischen Verfassung weder das eine noch das andere. Die hier zusammengestellten Modelle versuchen alle diese Gegebenheiten zu vereinen. Im Wesentlichen - so der Eindruck - ist das auch geglückt.
Einzelheiten müssen dem konkreten Gebrauch angeglichen werden. Jedoch sind die Themen und Ideen, die hinter jedem der ausgearbeiteten Modelle stehen, gut aufbereitet, die formulierten Gebete und Gedanken sind aus dem Leben gegriffen, die Anlässe entlang des Kirchenjahres; der katholische Benutzer wird mit evangelischen Eigenheiten umgehen können. Allzu groß sind diese Unterschiede - gerade im Bereich der Seniorenpastoral - ja sowieso nicht. Der - vielleicht etwas zu ausführlich geratene Einleitungsteil - vermittelt gute Informationen und praktische Hilfestellungen zur Gottesdienstgestaltung. Empfehlenswert für alle, die in der Seniorenpastoral arbeiten.
Buchtipp April 2023
Arno Geiger
Der alte König in seinem Exil
München (Dtv. Verlagsgesellschaft mbH und Co. KG) 2011
Ein großartiges Buch aus dem Jahr 2011, das an Aktualität nicht verloren hat! "Der alte König in seinem Exil" ist ein bewegender Roman des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger. Der Roman handelt von Geigers Vater, der an Alzheimer erkrankt ist, und von den Auswirkungen, die die Krankheit auf ihn und seine Familie hat.
Der Leser/Die Leserin begleitet den Vater durch seinen Alltag, der zunehmend von Gedächtnisverlust und Orientierungslosigkeit geprägt ist. Dabei wechselt Geiger geschickt die Perspektiven und zeigt die Erkrankung aus verschiedenen Blickwinkeln, etwa aus der Sicht des Vaters selbst oder aus der Perspektive seiner Familie.
Das Buch zeichnet sich durch eine einfühlsame und poetische Sprache aus, die die emotionalen Herausforderungen, vor denen die Familie steht, eindringlich vermittelt. Dabei geht es nicht nur um die Krankheit selbst, sondern auch um die Bedeutung von Erinnerungen und die Vergänglichkeit des Lebens. Geiger schafft es, mit wenigen Worten große Gefühle zu vermitteln und dem Leser/der Leserin einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des Vaters zu geben.
Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Geiger die Krankheit in den Kontext der europäischen Geschichte einbettet. Der Vater war im Zweiten Weltkrieg Soldat und später erfolgreicher Unternehmer. Seine Erlebnisse und Erfahrungen prägten ihn und seine Familie und haben Auswirkungen auf die Art und Weise, wie sie mit der Krankheit umgehen.
Trotz des schwierigen Themas ist "Der alte König in seinem Exil" kein düsteres Buch. Geiger versteht es, humorvolle und leichte Momente in die Erzählung einzubauen und damit dem Buch eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen. So zeigt er, dass es trotz der schweren Umstände immer wieder Momente der Freude und des Glücks geben kann.
Insgesamt ist "Der alte König in seinem Exil" ein außergewöhnlicher Roman, der den Leser/die Leserin auf eine emotionale Reise mitnimmt und dabei auch zum Nachdenken anregt. Es ist ein Buch, das zeigt, wie wichtig Familie und Erinnerungen im Leben sind und wie sehr sie unser Leben prägen. Der Roman ist kein düsteres oder trostloses Werk, sondern vielmehr eine Hommage an das Leben und die Liebe.
Buchtipp März 2023
Andrea Erkert, Christian Hüser
Mit Liedern Erinnerungen wecken
20 Lied- und Bild-impulse für die Seniorenarbeit
Neukirchen-Vluyn (Neukirchener Verlagsgesellschaft) 2022
Auf zwanzig Kartons im Format A3 sind auf der Vorderseite ein Bild, auf den weiteren Seiten ein Liedtext (es handelt sich um traditionelle Lieder, die ältere Menschen seit ihrer Kindheit kennen), Erläuterungen zum Lied und Ideen, mit diesem Lied eine unterhaltsame Stunde für SeniorInnen zu gestalten: Spiele, Gedächtnisübungen, Kommunikationsmöglichkeiten, Gebete, Gedichte.
Die Bilder können gut auf einen Tisch aufgestellt oder in den Gruppen gezeigt bzw. herumgegeben oder nicht mobilen Patienten in die Hand gegeben werden. Alle Texte sind in einem Beiheft enthalten, so dass der/die Gruppenleiter/in sie unabhängig vom Zeigen des Bildes als Anhaltspunkte für die Gestaltung der Einheit zur Verfügung hat.
Noten fehlen leider, jedoch ist der Liedtext mit Gitarregriffen versehen. Wie schon die im Jahr 2020 erschienene und gleich gestaltete Arbeitsmappe „Augenblicke im Kirchenjahr. 20 Bildandachten für die Seniorenarbeit“ ist auch diese Mappe eine Handreichung bzw. eine praktische Hilfe für die MitarbeiterInnen in Senioreneinrichtungen, LeiterInnen von LIMA-Gruppen und Singrunden. Empfehlenswert.
Buchtipp Februar 2023
Hannelore Dirks
Wir junen Alten
Von der Dynamik unseres Lebens
Ostfildern (Patmos) 2022
Hannelore Dirks ist eher bekannt für spannende Geschichten für Kinder Im Kindergarten- und Volksschulalter. Inzwischen steht sie im 83. Lebensjahr und blickt mit diesem Buch auf ihr Älterwerden zurück. Sie erzählt von ihrem Übergang in den Ruhestand, überprüft ihre Vorstellungen von damals an dem, was wirklich geschehen ist, setzt sich mit den gesellschaftlichen Erwartungen an „die“ Senioren auseinander und zeigt das Leben im Alter in seinen vielen Facetten auf. Dabei lässt sie keines der Themen aus, die einen älterwerdenden Menschen beschäftigen: Fragen nach dem Sinn des bereits gelebten Lebens, über Wert oder Nicht-wert bestimmter Lebensweisen, die Daseinsberechtigung, ob es sich noch lohnt, etwas Neues - etwa ein Möbelstück - zu kaufen, Stimmungsschwankungen, alte und neue Freundschaften nicht nur mit gleichaltrigen, Wohnen im Heim, Hoffnungen... Sie tut dies hintergründig, humorvoll, ernsthaft in überschaubaren Abschnitten, ab und zu auch in der Form von Briefen an ihre bereits verstorbene Schwester.
Insgesamt ist es ein Buch voller Realismus, vielen Erfahrungen, überlegenswerter Gedanken, beherzigenswerter Ideen, wie es in diesem Metier nicht allzu oft antrifft. Anders gesagt: Wie sein Titel andeutet schildert es anschaulich und kurzweilig das Leben einer Lebensphase, wie es wirklich ist. Zu empfehlen daher nicht nur Menschen ab 58plus, sondern allen, älteren und jüngeren. Leider - und das kann nicht verschwiegen sein: der Lesegenuss wird eingetrübt durch eine viel zu kompakte Gestaltung und eine eher zu kleine Schrift, die noch passagenweise in roter Farbe - einem absoluten No-Go für älteres Sehvermögen - gehalten ist.
Buchtipp Jänner 2023
Peter Dyckhoff
Älterwerden mit Zuversicht
Freiburg (Herder-Verlag) 2022
Das jüngste Buch des bekannten Priesters, geistlichen Begleiters und Autors gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil „Älterwerden annehmen und gestalten“ vertritt Dyckhoff die Meinung, beim Älterwerden geht es darum, Gott immer ähnlicher zu werden. Auf die Frage: „Wie geht denn das?“, die sich automatisch stellt, antwortet er mit einer Reihe von Beispielen aus seiner seelsorgerlichen Erfahrung und zeigt an Hand dieser sowohl gelingende Wege, aber auch Hindernisse auf. Ausgehend davon formuliert er im Anschluss zahlreiche, der Wirklichkeit des Lebens entsprechende und für jeden nachvollziehbare Impulse, die anregen, diesen Lebensabschnitt zuversichtlicher und mit einem Blick nach vorne zu gestalten.
Der zweite Teil ist überschrieben mit „Alter und Unsterblichkeit“. Dyckhoff versteht das ganze Leben und mit ihm das Alter als einen Aufbruch mit dem Ziel, auf Gott als „den Älteren“ hin zu wachsen. Während sich der Körper verändert - altert - und einmal vergeht, ist die Seele des Menschen immer dieselbe. Sie bringt letztlich den Menschen zu Gott, bei dem er ein Leben erfährt, das den Alterungsprozess überschritten hat und nur aus Erfüllung besteht. Dieses Leben zu beschreiben, fehlen uns zwar die Worte, doch das Wissen darum - zusammen mit einem Gebet der Hingabe - nimmt die Angst vor dem Sterben.
Im dritten Teil „Darstellung des Herrn“ geht es um das Zeugnis des greisen Simeon
(Lk 2). Neben einigen Erläuterungen zu dessen Gebet „Nun entlässt du, Herr, deinen Diener“ betrachtet Dyckhoff das vielschichtige bekannte Gemälde von Rembrandt „Simeon mit dem Christuskind“, das auch das Umschlagmotiv des Buches ist.
Fazit: Ein schönes zudem in einer leserfreundliche Schrift gehaltenes Buch, das man nicht einfach so herunterliest, sondern immer wieder einmal zur Hand nimmt - als älterwerdender Mensch, der sich Gedanken um seine Zukunft macht, als hilfreiche Lektüre für den/die geistliche(n)® Begleiter(in) oder Seelsorger(in) in der Seniorenpastoral oder als Ideengeber sowohl im Beratungsgespräch oder zur Gottesdienstgestaltung. Besonders die im zweiten Teil enthaltenen Gedanken zum - wie es gewöhnlich genannt wird - „ewigen Leben“ sind eine Bereicherung. Sich damit zu beschäftigen bedeutet sowohl eine Entlastung, als auch eine Motivation zu Glauben, Vertrauen und Zuversicht.
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