Pfarre Traunreut
Die Pfarre Traunreut - ein Beschreibung
Die evangelische Pfarre Traunreut in Bayern besteht aus ca. 4.000 Mitgliedern, geprägt von dem dort vorherrschenden postindustriellen Milieu. Die Gemeinde schrumpfte in den letzten zehn Jahren um ca. 700 Personen. Wie so oft nahmen vorwiegend ältere Leute am Gemeindeleben teil, der Gottesdienstbesuch ging zurück. „Wir haben eben immer alles ‚wie immer schon‘ gemacht“, erzählt Pfarrer Stefan Hradetzky. In dieser Situation stellte sich dringend die Frage: was ist auf Zukunft hin unsere Aufgabe hier als Kirche? Die Antwort war sehr schnell gefunden: Wir müssen missionarisch wirken! Zu diesem oft missverstandenem Begriff fällt Pfarrer Hradetzky eine interessante Erklärung ein: „Eine Mission haben heißt auf Deutsch, vom Herrn an diesen Ort geschickt zu sein. Es heißt aber auch, geschickt sein im Sinn von einfallsreich, begabt – wir müssen die Sache also geschickt angehen“.
Der Gemeindetag - eine Versammlung und 7 Merkmale vitaler Gemeinden
So beschäftigte sich die Gemeinde in einem Gemeindetag, zu dem offen eingeladen wurde, mit dem Thema „Vitale Gemeinde“, begleitet von Diakon Friedrich Rößner vom „Amt für Gemeindedienst in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern“.
Von diesem Impuls gingen etliche Initiativen aus: Neue Gottesdienstformen, Alpha-Kurse, „Kirche in der Kneipe“... Es wurde auch deutlich, dass es ein Leitbild braucht, um die Dynamik dieses Neuaufbruchs zu ordnen und Orientierungen zu haben.
Mehr Informationen zum Thema "7 Merkmale vitaler Gemeinden"
Das Leitbild - ein einjähriger Prozess
So wurde in einem partizipativen Prozess ein Gemeindeleitbild entwickelt:
- Ein Ausschuss wurde gebildet, der den Prozess koordinierte
- Konkrete Aktionen und Initiativen gesammelt
- Knackpunkte definiert und Grundsätze formuliert
- Rückmeldungen von „außen“ möglichst breit eingeholt: Predigten, Artikel im Pfarrbrief, Interviews (z.B. mit Angehörigen der TeilnehmerInnen im Alpha-Kurs), Umfragen...
- Ein Entwurf wurde formuliert und veröffentlicht, dazu wiederum Rückmeldungen eingeholt
- In einer Gemeindeversammlung – ca. ein Jahr nach dem „Vitale-Gemeinde-Tag“ wurde das Leitbild beschlossen.
Die Erfahrungen damit sind absolut positiv:
- Es hilft bei Entscheidungen in der Gemeinde und auch bei Konflikten
- Es bietet eine Grundlage für finanzielle Entscheidungen
- Es ist ein Gewinn für Ehrenamtliche und für den Pfarrer.
- Nicht zuletzt war der Prozess selber ein Gewinn: Kontakte wurden geknüpft, neue Initiativen gestartet und – so Pfarrer Hradetzky: „Es hat einfach auch Spaß gemacht!“
Die Umsetzung - Neue missionarische Projekte
Was seit der Erstellung des Leitbilds geschehen ist, wurde bei einer Klausur präsentiert. Das einzige, was im Zuge des Leitbild-Prozesses bewusst verabschiedet wurde, war der bisherige Kirchenchor: aus Kostengründen. Manche andere Kreise, Runden, Gruppen wurden im Laufe der Zeit zwar aufgegeben, viele der Leiter dieser Gruppen fanden aber durch die Teilnahme an den Glaubenskursen neuen Platz in der Gemeinde. Was ist bei so einem Prozess unbedingt notwendig? Pfarrer Hradetzky: „Ehrenamts-Management. Daran führt kein Weg vorbei.“