Wie geht Frieden?
Aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Beispielen aus der Praxis wurden die Themen Friedensarbeit, gewaltfreie Konfliktlösung und Friedensforschung zugänglich gemacht und geteilt. Ziel dabei war es, in Impulsreferaten und Workshops verschiedene Zugänge zum Thema Frieden samt konkreter Beispiele aufzuzeigen und Anregungen zu schaffen für das eigene Engagement.
Auch heuer waren Glaube und Religion als sinnstiftende Motivation für gemeinsames, religionsübergreifendes Engagement ein verbindender Teil der Veranstaltung. So waren neben katholischer und evangelischer Kirche auch Vertreterinnen und Vertreter der Baha’i-Religion, des Islams sowie der Alevitischen Glaubensgemeinschaft Österreichs mit Impulsen zum Thema Friede aktiv an der Gestaltung beteiligt.
Als Start in die Veranstaltung eröffnete Christian Wlaschütz das breite Feld von Friedensforschung und Gewaltfreiheit angesichts aktueller globaler Konflikte. Friede sei mehr als nur die Abwesenheit von Gewalt. Diese Abwesenheit müsse erarbeitet werden: „Hört man beim Fahrradfahren auf, in die Pedale zu treten, fällt es um. Ebenso ist auch das Bemühen um Frieden ein ständiger Prozess und hört nicht einfach auf“, so Wlaschütz in seinem Impuls. Vertieft wurde das Thema am Nachmittag durch den Workshop von Sandra Isabel Restrepo, in welchem die Rolle und die Möglichkeit der Zivilgesellschaft und des zivilgesellschaftlichen Engagements anhand konkreter Praxisbeispiele herausgearbeitet wurden.
Um die globale Dimension des Themas an konkreten Beispielen erfahrbar zu machen, teilten die beiden kolumbianischen Friedensaktivisten Kelly Echeverry und Nelson Restrepo ihre Erfahrungen aus der Friedensarbeit in Kolumbien. Erfahrungen, die die Herausforderungen von Friedens- und Versöhnungsabriet angesichts des 50 Jahre andauernden kolumbianischen Bürgerkrieg spürbar verdeutlichten. Während des Workshops am Nachmittag wurde die Möglichkeit geboten, diese Einblicke in die komplexe Situation ihrer Heimat zu vertiefen und Raum für Austausch gegeben.
Im Rahmen der Workshops am Nachmittag wurde von Gerda Herdemerten ein Einblick in die Friedensarbeit als ökumenische Begleitperson in gefährdeten Gebieten in Palästina gegeben. Unter der Fragestellung „Wie geht ein Friedenseinsatz“ wurden Erfahrungen geteilt und Wege aufgezeigt, wie man als Friedensfachkraft auf Einsatz in Konfliktgebiete gehen kann und was mit dieser Art von Engagement verbunden ist. Zentral wurde dabei die Arbeit als Freiwillige des Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel vorgestellt.
Wie Frieden konkret aufgebaut und gelebt werden kann, zeigte Birgit Mbwisi-Henökl, katholische Religionslehrerin am Bildungscampus Flora Fries in der Wiener Friesgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk, auf. Das Projekt „make:Peace“ sensibilisiert Lehrende, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, gewaltfrei mit Konflikten im Alltag umzugehen. Peer-Mediation, Transparenz bei Entscheidungen, ein eigens eingeführter Peace Award und interreligiöse Feiern sind Maßnahmen, mit denen der Bildungscampus Flora Fries die interreligiöse und interkulturelle Friedens- und Konfliktkompetenz fördern möchte.
Die Bemühungen zeigen Früchte: Seitdem in der Schule die Möglichkeit eingeführt wurde, auftretende Probleme im Rahmen eines Klassenrates gemeinsam zu diskutieren, ist die Zahl der gewalttätigen Konflikte merklich zurückgegangen. „Wenn wir zusammenkommen, um zu reden, dann schaffen wir einen Raum der Würde“, so Mbwisi-Henökl zum Projekt „make:Peace“.