Dienstag 12. November 2024

Tag der Begegnung in der Blindenschule von Varanasi

 

Unser Jeevan Jyoti Institut für Sehbehinderte, eine Einrichtung der Benares-Provinz, wurde 1975 errichtet, um sehbehinderte Kinder (vor allem Mädchen), die vernachlässigt und oft vor der Öffentlichkeit ver­steckt wurden, ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Der Name ist Programm: „Jeevan Jyoti" bedeutet übersetzt „Lebenslicht". In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich die Einrichtung dank der Unterstützung seitens vieler guter Menschen zu einem Vorzeige­projekt in verschiedenen Sparten entfaltet, die den Absolventen einen Zugang zum gesellschaftlichen Leben öffnen.

 

Das Institut gliedert sich in vier verschiedene Einheiten:
- Grundschule mit Internat bis Klasse V für sehbehinderte Mädchen
- Weiterführende Tagesschule bis Klasse XII für blinde und sehende Mädchen
- Förderschule für mehrfach behinderte Mädchen und Buben
- Erwachsenenbildung, Trainingsprogramm für handwerkliche und häusliche Tätigkeiten für junge Erwachsene mit Behinderungen

 

Angeschlossen ist eine Gruppe zur Hilfe vor Ort für behinderte Men­schen in jedem Alter zur mobilen Entlastung im eigenen Heim, die auch unterstützende Programme in den Dörfern arrangiert.
Am 19. Februar 2019 organisierte unser Institut im Campus von Jee­van Jyoti ein Treffen von sehbehinderten Frauen aus der Umgebung von Varanasi. Die Anregung dazu ging auf eine Begebenheit zurück, die sich zwei Monate vorher ereignet hatte: Eine sehbehinderte Frau, die von unserem Mobilen Mitarbeiter-Team betreut wurde und schwer krank war, äußerte ihren Brüdern gegenüber den Wunsch, vor ihrem Heimgang die Schwestern und das andere Personal von Jeevan Jyoti noch einmal sehen zu wollen. Dort im Campus möchte sie alle treffen. Da sich ihr Zustand rasch verschlechterte, war dies nicht mehr mög­lich. Berührt von diesem nicht mehr erfüllbaren Wunsch von Frau Saraswati aus dem Dorf Phulpur kam Sr. Irene auf die Idee, alle Frauen aus den umliegenden Dörfern, die in den letzten 19 Jahren extern von unserer Einrichtung betreut worden waren, zu einem Treffen einzula­den.
Dieser gute Vorschlag sollte am ersten Todestag von Frau Sarala, die 1975 das erste Kind in unserer neu eröffneten Blindenschule war, in die Tat umgesetzt werden. Mit Hilfe einiger bekannter Personen und unserem Personal konnte am 16. Februar dieses Jahres eine Zu­sammenkunft mit entsprechendem Programm arrangiert werden. Da­bei ging es uns vor allem darum, Kontakte zwischen den blinden
Frauen aufzubauen, die einmal unsere Blindenschule besucht hatten und ihnen Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch über ihre jetzige Situation zu geben. Wo notwendig, wollten wir auch unsere Unterstützung anbieten.
Herr Krishnmohan und Herr Lalchand, die Leiter der Gruppe für externe Betreuung, gingen von Dorf zu Dorf, um blinde Frauen ausfindig zu ma­chen und einzuladen, die irgendwie mit unserem Institut verbunden waren.
Die Reaktion war unerwartet positiv und beeindruckend: 23 blinde Frau­en aus 19 Dörfern im Distrikt Varanasi kamen zum festgesetzten Termin mit ihren Männern und einige auch mit ihren Kindern nach Jeevan Jyoti. Nach einer herzlichen Begrüßung seitens der Schwestern nahmen sich die Betreuer der Abteilung für mehrfach Behinderte ihrer an. Bald waren in einer sichtlich gelösten Atmosphäre gute Kontakte geknüpft. Vertrau­ensvoll brachten die Frauen natürlich auch Schwierigkeiten in der Bewäl­tigung des Alltags im Zusammenhang mit ihrer Behinderung zur Sprache. Dabei konnte ihnen unser Team unter anderem auch Auskünfte und An­leitungen bezüglich der Unterlagen zur Erlangung von staatlichen Hilfen und Vergünstigungen für Behinderte geben: So etwa medizinische Atteste. Ausweise für verbilligte Tarife in öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkommens-Bescheinigung, Nachweis für Kastenzugehörigkeit etc. Die Leute von unserem Team versprachen für dazu notwendige Amts­wege ihre Mithilfe, was für die Betreffenden eine große Erleichterung bedeutete.
Eine bereichernde Erfahrung war auch für uns Schwestern der gegensei­tige Austausch beim gemeinsamen Mittagessen. Zum Abschluss erhielt jede der eingeladenen blinden Frauen einen Sari als Geschenk. Alle be­kundeten ihre Freude und Dankbarkeit für den gemeinsam ver­brachten "Tag der Begegnung", an dem ihnen zugleich viele wert­volle und praktische Informationen für die Bewältigung des Alltags vermittelt wurden.

(entnommen aus Zeitschrift der Missionsschwestern "Königin der Apostel" Nr. 5/2019)

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