2019: Medjugorje
Pünktlich um 7:30 Uhr startete die kleine Reisegruppe des Wiener Blindenapostolates in einem sehr bequemen Reisebus, auf dem der Schriftzug „Im Namen des Herrn“ zu lesen war, unsere Reise, die vom 16. bis zum 23. Juni dauerte. Es ging über Autobahnen nach Slowenien und weiter dann südlich nach Kroatien. Am Nachmittag erreichten wir Posedarje, einen kleinen Ort vor Zadar, wo wir in einem netten Hotel übernachteten. Ein steiler Weg und viele Stufen führten uns hinunter zum Hoteleingang. Über einen ebenso steilen Weg gelangten wir dann hinunter zum steinigen Strand, den wir natürlich gleich erforschen wollten. Herrlich, nach ein paar Schritten standen wir schon im Wasser und friedlich plätscherten die Meereswellen über unsere Füße. Verwundert hat mich der knorrige Kiefernbaum neben meiner Liege. Ein Zeichen, dass hier der Boden karg war und das Wetter rau sein konnte. Nach der feierlichen Hl. Messe, die wir mit Dr. Ignaz Hochholzer, unserem Blindenseelsorger, auf einer offenen Veranda des Hotels feierten, ging es zum Abendessen auf eine großzügige Terrasse. Unsere sehenden Freunde hatten einen wunderbaren Rundblick über das weite Meer und so genossen wir gemeinsam unseren ersten gemütlichen und erholsamen Sommerabend in Kroatien.
Doch am nächsten Morgen nahmen wir schon Abschied von dem netten Klippenhotel und es ging 80 km landeinwärts. Unser Ziel war der Nationalpark Krka und die Wasserfälle. Der kleine Fluss Krka schlängelt sich mal durch canyonartige Schluchten, mal entlang sanfter, begrünter Hänge, mal verbindet er weitläufige Seen. Mitten in einem dieser Seen erhebt sich die kleine Insel Visovac, sie wird auch „Muttergottesinsel“ genannt, auf ihr haben sich schon im Jahr 1445 Franziskanermönche niedergelassen. Mit einem Motorboot erreichten wir sie in zehn Minuten. Versteckt hinter schönen, seltenen Bäumen war das kleine Kloster mit einer Kirche, die der Mutter Gottes geweiht ist. Hier feierten wir unseren Gottesdienst des Tages. So friedlich die Insel wirkte, so grausame Untaten hatten sich immer wieder hier zugetragen, zuletzt im Krieg 1991–93. Doch jetzt wirkt die kleine Insel so beschaulich. Natürlich mussten wir auch zu den berühmten Wasserfällen! An einer Stelle des felsigen Tales konnte man drei Kilometer weit über einem rundweg auf Holzstegen entlang des Flüsschens wandern, vorbei an vielen kleineren und auch an einem mächtigen, sich über mehrere Stufen fast 45 Meter herabstürzenden, äußerst imposanten Wasserfall. Auch die Vegetation in dieser Gegend war recht schön und am üppigsten blühte der Lavendl.
Doch wir setzen bald nach diesem beeindruckenden Naturschauspiel unsere Reise fort. Es ging weiter in den Süden, vorbei an felsigen Bergen auf deren Anhöhen oftmals Kirchen zu sehen waren, die meist dem hl. Georg geweiht waren, wie uns die Reiseführerin erzählte. Vorbei ging es an kleinen Mais- oder Weizenfeldern und auch immer wieder an Weingärten. Doch auch die Überreste des letzten Krieges waren leider auch noch zu erkennen, verlassene Häuser mit vernagelten Fenstern oder überhaupt dicht überwachsene Brandruinen und brachliegende Felder. Doch dazwischen blüht und grünt es üppig. Das dalmatinische Gebirges ist schroff, felsig und unbewachten, denn die „Bora“, ein Sturm, der mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern die Küstengebiete entlang vom Süden nach Norden braust, lässt nicht zu, dass etwas wächst. Doch nun erreichten wir eine Stelle, wo sich plötzlich die Küste vor uns auftat, eine weite Bucht war zu sehen, die Makarska-Rivera mit ihren 15 Orten. Es muss ein wunderschöner Ausblick sein!
Der sanfte, weiße Kiesstrand, die kleinen Dörfer, dahinter die bis zu 1800 m hohen, teils weißen dalmatinischen Kalkberge, das blaue Meer und die etwas entfernten Inseln!
An dieser Stelle erzählte uns die Reiseführerin über das bewegte, kampferprobte Leben des Volkes der Kroaten. Man nimmt an, dass sie ursprünglich aus dem syrischen Raum zugewandert sind und ständig hunderte Jahre lang gegen andere Volksstämme zu kämpfen hatten. Irgendwann erreichten sie die dalmatische Küste an dieser bestimmten Stelle und da sie noch nie an eine so wunderschöne Landschaft am Meer gekommen waren, beschlossen sie der Legende nach, hier zu bleiben, sich hier an zu siedeln, sich nach Norden auszudehnen und schufen sich so nach Jahrhunderten ihr großes Kroatien.
In der Hafenstadt Makarska bezogen wir unser luxuriöses Hotel. Ganz in der Nähe der Stadt befand sich auf einer Anhöhe eine Lourdesgrotte. Hier feierten wir im Freien, teilweise geschützt von einem Wäldchen, mit dem Blick über das Meer und die weitläufige Makarska-Rivera, dankbar und bezaubert von der uns umgebenden Natur, eine sehr feierliche Hl. Messe.
Von Makarska aus machten wir eine Tagesschifffahrt zu den zwei schönsten Inseln vor der Küste. Auf der größeren Insel namens Hvar bewunderten wir an der höchsten Stelle der Insel die einzige unzerstörte Wehranlage Kroatiens, nämlich eine romanische Kirche. Wir genossen hier die friedliche, in allen Farben blühende Natur. Auf der zweiten, kleinen wunderschön gelegenen Insel Brac verkosteten wir einen sehr guten Wein, der dort trotz des felsigen und kargen Bodens so gut gedeiht. Am nächsten Tag nahmen wir wieder Abschied von unserem attraktiven Hotel am Strand und der Stadt Makarska, nun ging es nach Dubrovnik. Wir besuchten hier eine der schönsten Städte am Mittelmeer. Sie wurde von den Griechen gegründet, gelangte unter den Römern und in der Zeit der Byzantiner zu Wohlstand und Ansehen und blieb stets eine selbstständige Stadt; obwohl sie zeitenweise die Venezianer, auch die Mongolen und sogar Napoleon beherbergen mussten und doch auch bis zum Jahr 1918 zum österreichischen Kaiserreich gehörte. Die Altstadt von Dubrovnik, die früher auch Ragusa hieß, ist von einer hohen drei bis sechs Meter breiten Stadtmauer umgeben.
Eine Stadtführerin führte uns auf der breiten Prachtstraße vorbei an den bedeutendsten Gebäuden, die in den verschiedensten Baustilen errichtet waren, z.B. der barocken Kathedrale des hl. Blasius, der der Stadtheilige ist oder vorbei am Jesuitenkloster. Sehr überrascht war ich, dass die Stadt von unwahrscheinlich vielen Touristen besucht wird. Der Grund sei unter anderem, dass hier zur Fernsehserie „Game of throns“ (Das Lied von Eis und Feuer) die Außenaufnahmen des Films gemacht wurden.
Aber nach einem Mittagsimbiss mussten wir weiter an unser besonderes Ziel, Medjugorje.
Es ging vorerst vorbei an den weitläufigen „Muschelbänken“, wo im klaren Meereswasser die Zuchtmuscheln heranwachsen, weiter Richtung Gebirge, durch ein kleines Stück Bosnien-Herzegowina, wieder weiter in Kroatien, bis wir zu guter Letzt doch wieder in Bosnien einreisten und glücklich in Medjugorje ankamen. Hier verbrachten wir zwei abwechslungsreiche, interessante und auch beschauliche Tage. Wir feierten Heilige Messen, gingen mit der Fronleichnamsprozession durch den Ort mit, waren auf dem Erscheinungsberg, und beim Blauen Kreuz, dort wo die Muttergottes den Kindern das erste Mal erschienen ist, besuchten die Einrichtung „Cenacolo“, wo drogenabhängige Männer durch Gebet und Arbeit versuchen, von ihrer Drogenabhängigkeit geheilt zu werden. Und die Villa des Patrick und seiner Frau, die in dem unwegsamen Gebiet um Medjugorje, aber ganz nahe bei den Erscheinungsorten der Gospa, ein Haus für Priesteranwärter errichteten und sich ganz um die Unterstützung und Weiterentwicklung der jungen Männer bemühen.
Und wir ließen uns in unserer Pension von der Köchin des Hauses mit wunderbaren Mahlzeiten verwöhnen.
Doch einen Ausflug nach Mostar mussten wir doch auch unternehmen. Sie ist die zweite, bedeutendste Stadt im nördlichen Bosnien-Herzegowina und wurde im letzten Krieg gänzlich zerstört. Die schöne, rosarote, jahrhundertealte Brücke über den Fluss, die Moscheen mit den rosafarbenen Kuppeln, die Kirchen und fast alle Häuser wurden dem Boden gleichgemacht, es gab unendlich viele Tote. Das Zentrum von Mostar, die Altstadt, ist nun wieder original aufgebaut und der Stadtführer machte uns auf viele interessante Details aufmerksam. Man fühlt sich ganz als wäre man im Orient mitten in einer Geschichte von „tausendundeine Nacht“. Die Brücke, Moscheen und Häuser sind wiederaufgebaut, nur die katholische Franziskanerkirche ist noch eingerüstet.
Am nächsten Morgen, sehr früh, bestiegen wir unseren bequemen Bus und es ging zurück wieder durch wildzerklüftete Landschaften, wo schon vor Jahren die Karl-May-Filme gedreht wurden, über einige Grenzstationen mit längeren Wartezeiten, zurück nach Österreich. Im ersten kleinen Ort nach der Grenze feierten wir mit Ignaz in der wunderschön geschmückten Kirche des Hl. Veit voll Dankbarkeit unseren letzten gemeinsamen Gottesdienst, denn von bald mussten wir uns trennen. Nach wenigen Stunden waren wir wieder in Wien.
Eine interessante, sehr abwechslungsreiche und vielseitige Reise, getragen von guten Gedanken und dem Geist Gottes durch unseren Blindenseelsorger, Dr. Ignaz Hochholzer, fand nun hier in Wien ihr gutes Ende.