Freitag 27. Dezember 2024

2016: Malta

 

Vom 20. bis 26. April war die kleine felsenzerklüftete Insel Malta das Ziel der diesjährigen Pilgerreise des Blindenapostolates Wien. Nach zweistündigem Flug mit Air Malta landeten wir, eine Gruppe von 14 Personen, sicher auf Malta...

Was wird uns auf der Spurensuche nach dem Apostel Paulus hier wohl erwarten?

Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass der Apostel Paulus als Gefangener auf seinem Weg nach Rom bei der Schifffahrt über das Mittelmeer in einem schrecklichen Seesturm geriet der 14 Tage andauerte. Zuletzt strandeten er und seine Gefährten auf einer Insel und alle überlebten. Jedoch das Schiff wurde zerschmettert und der Apostel Paulus war einige Monate Gefangener auf der Insel und musste warten, bis ein Schiff anlief und ihm nach Rom brachte. APG. 27 und 28.

Es war uns also ein Anliegen, unseren ersten Gottesdienst auf der Insel Malta in der Kapelle, die dem Hl. Apostel Paulus geweiht ist, zu feiern. Sie erinnert an seinen Schiffbruch und ist mit vielen Gemälden dieses Themas ausgeschmückt und liegt auf einer kleinen Anhöhe. Vom Altar aus durch das offene Eingangstor, hatte unser Zelibrant, Blindenseelsorger Dr. Ignaz Hochholzer, einen wunderschönen Ausblick auf das weite, sich in der Sonne spiegelnde Meer, wie er es uns - sehr beeindruckt - schilderte.

Jeden Tag feierten wir in einer anderen Kirche unseren Gottesdienst, begleitet von den Worten des Apostels Paulus.

In dem Städtchen Rabat begegneten wir ein weiteres Mal den Spuren des Apostels. Dort besuchten wir die große St. Paulus Kathedrale unter der sich das sogenannte „Höhlenheiligtum“ befindet. Neben Mauerresten aus der Zeit der Römer sahen wir die Grotte in der der heilige Paulus gefangen war. Hier fand die Begegnung des Stadthalters Publius mit seinem Gefangenen statt und bei dieser Gelegenheit erfuhr Paulus von dessen fieberkranken Vater. Der Apostel heilte den Kranken und zugleich konnte er Publius von der frohen Botschaft Jesu Christi überzeugen. Er taufte ihn und so wurde dieser der erste Christ auf Malta. Über diesen besonderen Ort erhebt sich nun die große, barocke Bischofskathedrale.

Der Evangelist Lukas, der die Apostelgeschichte schrieb, wusste nicht wie die Insel hieß auf der das Schiff mit dem Apostel strandete.

Da Malta so mitten im Mittelmeer fast 100 km nordöstlich von Sizilien und fast 200 km nördlich von Tunesien liegt, kann es schon möglich sein, dass hier der Platz ihrer Rettung war.

So mancher Schiffbrüchige wird wohl auf dieser größten Insel im malteischen Archipel gestrandet sein!

Schon vor mehr als 7000 Jahren lebten Menschen auf der Insel wie man an Ausgrabungen von Resten von großen Steinbauten erkannte. Auch legte man eine Tempelanlage aus der Zeit um 1500 v. Chr. frei, in der man verzierte Altarsteine, Opferschalen, sowie eine Skulptur einer Fruchtbarkeitsgöttin fand.Beim Besuch im Archeologischen Museum in Valletta, konnten wir an Modellen das Muster dieser Altarsteine abtasten. Sie waren sehr regelmäßig und dicht mit kleinen runden Vertiefungen geschmückt. Auch die Nachbildung der Fruchtbarkeitsgottheit konnten wir betasten. Die Figur war mittelgroß, hatte säulenähnliche, dicke Beine, einen mächtigen Busen, einen großen Bauch und Po und einen interessanterweise sehr kleinen Kopf, der sogar auswechselbar war. Aus der Zeit der Römer, die ab 250 v. Chr. Für Jahrhunderte Die Insel beherrschten, besichtigten wir eine überaus weitläufige Tempelanlage. Beeindrucken war ein noch erhaltenes sehr hohes Tor durch das man einen weiten Blick zum Meer hatte. Di Anlage war in Höfe untertteilt, in denen es wiederum Bereiche für größere oder kleinere Altäre gab.

Im Laufe der vielen Jahrhunderte bevölkerten Abwechselnd Phönizier, Karthager, Araber, Normanen oder Griechen vorübergehend die Insel. Die katholischen Johanniter nahmen erst im Jahr 1530 die Insel in Besitz. Seither werden sie Malteser-Ritter genannt, wurden von den türkischen Osmanen aus Rhodos vertrieben, dass sie nach ihrer Flucht aus Palästina jahrzehntelang bewohnten. Nun setzten sie ihre Erfahrung und ihr Vermögen für ihr neues Domizil ein.Neben der optimalen Befestigung der Insel legten sie großen Wert auf die gute Bewirtschaftung der Insel, bauten Krankenhäuser, ein Aquedukt über die sie aus der Quelle im Zentrum der Insel das wertvolle Naß in die Hauptstadt leiteten, bauten Paläste, ihre großen Herbergen, förderten den Schiffbau und Handel und das Handwerk und bewirkten somit, dass auch die maltesische Bevölkerung zu Wohlstand kam. Die Osmanen versuchten immer wieder die Insel zu erobern. Es gelang ihnen jedoch nicht. Somit galt Malta zur Zeit der Herrschaft der Malteser Ritter als Schutzschild gegen den Islam.

Erst Napoleon gelang es im Jahr 1798 durch eine List, Malta zu besetzen. Damals flüchtete der Großmeister der Malteser Ritter kampflos aus Malta und überließ den Franzosen die Insel.

Nur für zwei Jahre bis 1800 war die Insel in ihrem Besitz. Danach bis 1964 gehörte Malta den Briten.Seit 2004 ist die Republik Malta ein Mitglied der EU und seit 2008 bezahlt man auch dort mit dem Euro.

Die Geschichte Maltas ist über die vielen Jahrhunderte hinweg wechselhaft aber doch sehr interessant. Flächenmäßig ist die Insel kleiner als Wien (246 000 Quadratkilometer). Und hat 357 000 Einwohner. Sie ist sehr zerklüftet und es wächst nicht Grünes.Nur auf kleinen Nebeninsel gibt es etwas Landwirtschaft und Weinbau. Ihre Hauptstadt ist Valletta, eine Hafenstadt mit starken Befestigungsanlagen, einem großartigen Präsidentenpalast, dem Parlament, einem Sommertheater, einer großzügigen Fußgängerzone mit Denkmälern und Brunnen. Wir spazierten durch die belebten Straßen, vorbei an den sogenannten „Herbergen“ Der Ritter. Die Ordensgemeinschaft bestand aus verschiedenen Nationen und jede Nation hatte ihre eigene, mehr stöckige Herberge und in ihr ihre eigene Kirche.

Auf Malta gibt es 365 Kirchen die zu Gottesdienstzeiten sehr gut besucht sind. Eine der prächtigsten Barock-Kathedralen ist die des Hl. Johannes. In diesem weitläufigen Dom ist, wohin man auch blickt, alles äußerst wertvoll. Der Boden aus bunten Steinen durch eingelegte Ornamente kunstvoll gestaltet, die Kassettendecke, die vielen Kristallluster, die feinst geschnitzten Seitenflächen der Kirchenbänke usw. Jede Nation der Ritter hat eine eigene Seitenkapelle, die auf das Prächtigste und Wertvollste gestaltet wurde. Franzosen, Italiener, Bayern, Östereicher, Spanier, Engländer. In der österreichischen Kapelle befand sich ein sehr beeindruckendes Steingemälde. Jedes kleinste Detail des Bildes wurde surch das Einfügen der farblich passenden Steine erreicht.

Im Laufe unseres Aufenthaltes besuchten wir die schönsten Kirchen Maltas, darunter die große Marienkirche „Maria de Rose“, eine Kirche mit einer wunderschönen Marienkapelle, die von Papst Johannes Paul II und Papst Benedikt XVI besucht wurde und mit der „Goldenen Rose“ des Vatikans geschmückt ist.

Auch der Besuch des Stadtpalastes einer alten Maltesischen Adelsfamilie war recht aufschlußreich. Dieser wird seit 400 Jahren ununterbrochen bewohnt .Alles, was die 12 Generationen an Interessantem, Skurilem oder Wertvollem sammelten, war hier geschmackvoll in Wohnlicher Athmosphäre ausgestellt und wir konnten hier herumgehen und so zum Beispiel einen tragbaren Reise-Altar mit allem Zubehör, der wie ein übergroßer Reisekoffer zusammen zu klappen war, bewundern, eine große Sammlung von wunderschönen und verschiedensten Fächern, Möbel, Geschirr und jede Menge von Gemälden, Bildern, diversen Auszeichnungen, Briefen und Fotos. Zum Ausklang der Besichtigung unterhilten wir uns Mit großem Vergnügen mit dem recht gesprechigen Papagei der jüngsten Familienmitglieder.

Alle Häuser auf Malta sind aus dem fleichen gelblichen Kalksstein erbaut. Es gibt sonst kein anderes Baumaterial. Farbig sind nur die Fensterrahmen und die großen Eingangstüren, die auch manchmal sehr hübsch dekoriert oder bemalt sind. Alle Dächer sind flach. Nur die Kirchen haben Kuppeln, die Silbern, grün oder rot bemalt sind.

Mit einem großen Fährschiff besuchten wir die Insel Gozo, einer 60 km nordöstlich von Malta liegende Nebeninsel, Schön war der Ausblick auf die vielen kleinen Buchten und Felsenklippen, zur Freude unserer Begleiter. Ein Highlight war die Bootsfahrt auf einem Binnensee die durch ein sehr schmales, hohes Felsentor hinein in eine tintenblaue Grotte führte. Unsere sehenden Begleiter waren begeistert von dem Farbenspiel und dem wunderschön blauen Meereswasser.

1598 erhielten durch das Reisen von Stadt zu Stadt und durch die anschaulichen Erzählungen unserer Reiseführerin einen kleinen Einblick in das Leben der Malteser, die es zwar geschickt verstehen die Vorteile ihrer geografischen Lage in Handel und Schifffahrt zu nützen, aber doch immer wieder mit Sturm, Hitze und dem ausbleibenden so notwendigen Regen zu kämpfen haben. Sehr beeindruckend war die große Gläubigkeit der Malteser, denn zu Gottesdienstzeiten sind die Kirchen dicht besucht.

Zum schönen Abschluß unserer Reise nach Malta machten wir eine Hafenrundfahrt. Sie führte vorbei an kleinen Buchten, an alten Befestigungsanlagen und Palazzi, an eleganten Yachten, an einem mehrstöckiges Kreuzfahrtschiff, an exklusiven Hotelss mit kleinem Sandstrand und immer wieder an Festungsmauern, an alten Ruinen und felsigen Klippen. Damit fand unsere Reise auf den Spuren des Apostels Paulus sein Ende. Großartiges und Schreckliches hat sich in diesen 2000 Jahren auf dieser so kleinen Insel ereignet. Oft war sie wohl ersehnte Rettung in höchster Not.

Am Flughafen in der Kapelle feierten wir in Dankbarkeit für das Erlebte unseren letzten Gottesdienst auf Malta.

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