Freitag 27. Dezember 2024

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder bin ich im Spätherbst überrascht, dass in den Geschäftsstraßen schon die Weihnachtsdekoration montiert wird und die Schaufenster mit vielerlei Produkten zum großen Weihnachtsshoppen einladen! Weihnachtsstimmung kommt bei spätsommerlichen Temperaturen jedenfalls nicht auf, eher meldet sich das mulmige Gefühl, dass in nächster Zeit das Thema “Weihnachtsgeschenke“ relevant wird.

 

Aber reden wir nicht schon seit Jahren davon, dass wir eigentlich von Geschenken Abstand nehmen wollen und stattdessen einfach entspannte Zeit miteinander verbringen könnten? Das würde doch alle vom Einkaufsdruck befreien und außerdem die manchmal peinliche Situation verhindern, über ein Geschenk Freude zeigen zu sollen, obwohl man schon beim Anblick überlegt, wie man sich davon elegant wieder trennen wird…

 

Die eben geschilderten Gedanken zeigen, wie weit wir manchmal vom Sinn und Inhalt der Weihnachtsbotschaft entfernt sind. Natürlich! Sich gegenseitig zu beschenken ist ein ganz wesentlicher Ausdruck von Wertschätzung, den ich keinesfalls schlechtreden will - und wahrscheinlich werden wir ohnehin euch heuer wieder unsere Liebsten mit Geschenken überraschen.

 

Als Telefonseelsorgerin weiß ich, dass sich für viele Menschen diese Frage gar nicht stellt. Sie leben allein, Freunde und gute Bekannte gibt es nicht (mehr), und der Gedanke an Weihnachten macht eher Angst, weil diese Menschen die Einsamkeit gerade in der Weihnachtszeit so schmerzlich spüren.

 

Für Christen ist Weihnachten das Fest der Freude, des Friedens und der Verheißung auf Erlösung. Aber der Blick auf unsere gegenwärtige Weltsituation mit den vielen Krisen und Kriegen macht es schwer, der Hoffnung eine Chance zu geben. Und genau dieser Widerspruch fordert mich heraus, meine Überlegungen mit Ihnen zu teilen.

 

Wie geht es Ihnen mit all diesen Themen und Widersprüchen?

 

Ich kenne viele Menschen die allen Wirrnissen zum Trotz am Glauben an ein Weihnachtsfest festhalten, welches eine Begegnung zwischen Gott und Mensch möglich macht. Auch ich zähle mich zu dieser Gruppe.

 

Mir ist es ganz wichtig, neben all den Vorbereitungen und Traditionen den Blick auf das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Vielleicht genügt schon die Sehnsucht danach, auf geheimnisvolle Weise Gottes Zuwendung zu erfahren. Oder anders gesagt, wenn wir die Menschwerdung Gottes feiern, dann möchte ich dafür offen sein und mein Inneres dafür freihalten.

 

Es wird daher gut sein, im Kalender ein Zeitfenster freizulassen, den Sorgen, Ängsten, Missverständnissen, Schmerzen und Enttäuschungen weniger Raum zu geben und Platz zu machen für die ganz persönliche Weihnachtserwartung, nämlich dass Gott auch in mein Leben kommen und mir Freude und tiefen Frieden schenken möge.

 

Das wäre das schönste und wertvollste Weihnachtsgeschenk für mich!

Und das wünsche ich auch Ihnen!

L.G.

Telefonseelsorge
Stephansplatz 6
1010 Wien

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