Pionierin der Telefonseelsorge in Österreich verstorben
Eine große Frau der Telefonseelsorge ist verstorben
Die Telefonseelsorge in Österreich nimmt in großer Anerkennung und Dankbarkeit Abschied von einer ihrer Gründerinnen.
Margarethe Skoda ist letzte Woche verstorben. Sie hat wie kaum jemand anderer die Anfänge der Telefonseelsorge in Österreich geprägt.
Aus Wien stammend trat Margarethe Skoda in den 1950er Jahren der Ordensgemeinschaft der „Frauen von Bethanien“ bei und lebte in der Folge einige Jahre in den Niederlanden.
Gemeinsam mit einer Mitschwester gründete sie 1966 in Linz die erste Telefonseelsorge-Stelle in Österreich. Das Ziel war damals, Menschen in akuten Krisen und schwierigen Lebenssituationen die Möglichkeit eines vertraulichen Gesprächs zu bieten – ohne Vorbedingungen, offen für alle, die dieses Angebot gerne annehmen und oft auch dringend brauchen. Diesem Ziel fühlt sich die Telefonseelsorge heute noch genauso verpflichtet.
Nach einer Ausbildung zur Sozialarbeiterin und mit ihrer praktischen Erfahrung der Telefonseelsorge in Linz übernahm Margarethe Skoda 1977 von ihrem Vorgänger die Leitung der Stelle in Wien.
Das spezielle seelsorgliche Gesprächsangebot ist in Österreich nach und nach in allen Diözesen entstanden. Seit 1985 gibt es in allen Landeshauptstädten eine Telefonseelsorge und seit 1998 hat sie mit der Kurznummer 142 den Notrufstatus.
Margarethe Skoda war eine ungemein weltoffene Frau. Sehr wichtig war für sie die Ökumene, der sich ihre Ordensgemeinschaft speziell verpflichtet fühlte. Eine ihrer Mitschwestern war Oberin Dr. Christine Gleixner, die als bisher einzige Frau (seit der Gründung 1958) den Vorsitz im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich innehatte.
Frau Skoda hat den ökumenischen Gedanken in der Telefonseelsorge sehr gepflegt. Die Stelle in Wien und auch die im Burgenland, bei deren Gründung 1985 sie maßgeblich beteiligt war, werden gemeinsam von der katholischen und evangelischen Kirche getragen und auch von Vertreterinnen der jeweiligen Kirchen geleitet.
Von Beginn an haben selbstverständlich ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Konfessionen zusammen gearbeitet, um Menschen in Not rund um die Uhr ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Margarethe Skoda war klar, dass man für diese Aufgabe gut vorbereitet sein muss. Sie suchte und fand Vortragende, Expert*innen und Psychotherapeut*innen, die die Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen übernahmen. Eine einjährige Vorbereitungszeit ist für alle Mitarbeiter*innen seither obligatorisch. Zudem sollten alle zu ihrer eigene Entlastung, aber auch zur ständigen Reflexion und persönlichen Weiterentwicklung regelmäßig an Supervisionsgruppen teilnehmen. Das hat Frau Skoda in einer Zeit, in der das noch ganz und gar nicht üblich war, eingeführt und so ist es bis heute ganz selbstverständlich.
Frau Skoda hat die Zusammenarbeit auf Österreichebene gepflegt und weiter entwickelt. Auch an den Kongressen des internationalen Telefonseelsorge Verbandes hat sie immer wieder teilgenommen.
Wer mit ihr lange zusammengearbeitet hat, schätzte ihre große Liebe zu den Menschen und ihr tiefes Mitgefühl für diejenigen, die es nicht so gut im Leben getroffen hatten.
Diese – fast Ehrfurcht vor dem anderen Menschen und seiner Not – hat sie allen Kolleginnen und Kollegen vorgelebt. Und sie selber hat sich diese Haltung bis ins hohe Alter erhalten.
Gegen Ende ihres Berufslebens schloss sie noch eine Ausbildung zur Psychotherapeutin ab. Zudem war sie als ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin tätig und betreute privat immer wieder Menschen, die in Armut geraten waren.
Sie war ein Mensch voller Energie und Lebensfreude, die einfach ansteckend und motivierend war. In ihrem Privatleben liebte sie ihren Garten am Hackenberg, den sie von ihren Eltern übernommen hatte. Von dort brachte sie im Sommer regelmäßig bunte Blumensträuße mit in die Räumlichkeiten der Telefonseelsorge.
Margarethe Skoda war in vielfachem Sinn eine Pionierin und ein Vorbild.
In großer Anerkennung und Dankbarkeit wird sie die Telefonseelsorge in Erinnerung behalten.
Marlies Matejka am 7.9.2020
Die Telefonseelsorge ist in ganz Österreich rund um die Uhr unter der Notrufnummer 142 telefonisch zu erreichen. Ebenfalls gibt es das Angebot einer Email- und Chatberatung