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Welttag der Suizidprävention
Anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September hat die Telefonseelsorge Wien gemeinsam mit der Kontaktstelle Trauer, sowie der Gesprächsinsel eine ökumenische Gedenkfeier umrahmt von klassischer Musik mit Texten gestaltet.
In der Ruprechtskirche wurden Kerzen von den Anwesenden entzündet. Im Jahr 2022 sind in Österreich 1276 Menschen durch Suizid verstorben.
Davon in Wien 222 Menschen. Sie alle waren einzigartig und hinterlassen eine große Lücke im Leben ihrer Angehörigen. In der Dankbarkeit für ihr Leben bleibt eine tiefe Verbundenheit.
Carola Hochhauser, als evangelische Leiterin der Telefonseelsorge Wien skizziert ein Gespräch wie es sich zum Thema "AusHalten" gestalten könnte. Stellvertretend für viele Gespräche wie Sie in der Kontaktstelle Trauer, in der Gesprächsinsel oder in der Telefonseelsorge am Telefon- oder in der Chatberatung geführt werden könnten.
-Wissen Sie, das ausHalten ist mit das Schwierigste. Körperlich und seelisch. Obwohl es nur ausHalten ist…
Das hört sich sehr kräfteraubend an, Ihr ausHalten, innerlich und äußerlich.
Ja, das ist es.
Wenn Sie wollen, halte ich für die Dauer dieses Gespräches mit Ihnen aus, damit Sie zumindest für diese Zeit nicht allein ausHalten müssen?
Können Sie mir das ausHalten ein bisschen beschreiben, möchten Sie mir davon erzählen?
"Wissen Sie, da ist dieses - ich nenn es inneres -ausHalten: ständig und immer wieder kreisen die Fragen in meinem Kopf : Habe ich etwas übersehen? Habe ich die Zeichen nicht erkannt? Hätte ich wachsamer sein sollen? Hätte ich etwas tun müssen? Welche Hilfe wäre noch möglich gewesen? Und gleichzeitig denk ich mir: was hätt ich denn noch alles tun müssen? Ich habe doch gemacht, was ich konnte. Ich habe doch auch ein anderes/eigenes Leben, ich muss auf mich und meine Kräfte schauen und ich denke, es ist jede*r für ihr/sein Leben selbst verantwortlich… und da abzuwägen – ich weiß, da gibt es kein richtig oder falsch, aber es gibt diese Vorwürfe von mir an mich selber. Und diese muss ich mir gefallen lassen, dies muss ich ausHalten.…
Hinzu kommt dann das ausHalten – ich nenne es von außen, von den anderen: Hätte man nicht erkennen können, dass; hast Du übersehen, dass; hat sich nicht abgezeichnet, dass; diese Vorwürfe? Anschuldigungen? von Menschen, die nicht so nah dran waren wie ich. Auch Sätze wie: Du hast eh alles getan, was möglich war; es war nicht vorhersehbar; das hat ja niemand ahnen können; wenn sich jemand das vornimmt, dann macht er es auch,… Ich sags Ihnen, das ist nach außen und nach innen schwer ausHaltbar.
Und dann noch das ausHalten der Stille, des Übrigbleibens, die offenen Fragen, auf die es für mich keine Antworten gibt: Warum? Warum gerade jetzt?
Ich habe das Gefühl, immer und immer wieder erklären zu müssen nach innen und nach außen, mir selber und den anderen, ohne erklären zu können. Und da sehne ich mich nach Halt, nach fallen lassen können und aufgefangen werden, nach nicht mehr ausHalten sondern, einem Gehalten werden…
Ich glaube, dass Sie alles getan haben, was Sie tun konnten, alles gegeben haben, was Sie geben konnten: Was machbar war für Sie, was Ihnen gut und richtig erschien. In der Hoffnung, dass Ihr gegenüber das gespürt hat und sich Ihrer Liebe und Zuneigung gewiss und sicher sein konnte.-
Die Telefonseelsorge bietet Tag und Nacht Menschen in Krisen die Möglichkeit eines Gesprächs am Telefon unter der Notrufnumer 142 an. Für viele Menschen ist das Gesprächsangebot für den Augenblick entlastend. Sie sind mit ihren drängenden Gedanken und Nöten, ihrer Verzweiflung nicht allein, können darüber reden, werden angehört, erleben sich wertgeschätzt. Immer geht es auch darum, eine mögliche weitere professionelle oder persönliche Unterstützung zu überlegen und zu ermutigen, diese anzunehmen. Ebenfalls gibt es für Menschen die lieber schreiben die Möglichkeit der Mail- und Chatberatung.