Den Rahmen bildeten Psalm 1 (GL 31) und 150 (GL 616,6). Am Dienstag und Mittwoch standen dann die Psalmen 19 (GL 35), 16 (649,3), 23 (GL 37), 30 (GL 629,2) und 126 (GL 69) auf dem Programm.
Das Psalmenbuch, (das Gebetbuch des jüdischen Volkes, das Gebetbuch Jesu) so wie wir es in unserer hl. Schrift vorfinden, ist eine Zusammenstellung von Liedern und Gebeten ganz unterschiedlicher Art. Die in Anlehnung an die 5 Bücher Mose (der Thora) in 5 Gruppen aufgeteilt wurden, die jeweils mit einem Lobpreis enden. (Nach 41, 72, 89, 106, 150). Mönche, Priester, Schwestern und manche Laien, beten alle 150 Psalmen im sogenannten Stundenbuch (Brevier) seit dem II. Vaticanum im Zeitraum von 4 Wochen. Davor waren es alle 150 in einer Woche. Wir können davon ausgehen, dass Jesus selbst die Psalmen gebetet hat. Wir beten diese jüdischen Gebete auf einem christlichen Hintergrund, dürfen sie christlich deuten. Das zeigt sich darin, dass wir sie mit dem Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist beschließen. Im Stundenbuch gibt es außerdem zu den einzelnen Psalmen eine Überschrift und einen Text aus dem Neuen Testament oder eines Kirchenlehrers, der den Bezug zu Jesus herstellt. Als Beispiel hier die Überschrift und der Text zu Psalm 23. Der Herr ist mein Hirte und das Lamm wird sie weiden und zu den Wasserquellen des Lebens führen. (Offb 7,17)
Ja und warum beten wir die Psalmen? In den Psalmen kommt das gesamte menschliche Leben vor, inklusive klagen, jammern und sogar verfluchen. Aber der Beter spricht über Gott, redet ihn persönlich an, rechnet mit ihm, mit seiner Hilfe. So können mir die Psalmen Worte leihen, wenn ich selber für meine Lage keine finde. Manche Bilder weiten mein Gebet. Ich kann einstimmen in das Gebet Jesu und werde eingeladen mein Leben vor Gott zur Sprache zu bringen. Die Gebete laden ein über Gottes große Werke und Taten nachzudenken, mich zu erinnern, was er mir schon Gutes getan hat und ihn dafür zu loben und ihm zu danken.
Psalmen sind wie Brot: kein noch so gutes Brotrezept macht satt, sondern nur das Essen. Erst wenn ich die Psalmen bete, wenn ich sie in mein Herz aufnehme, werden sie verständlich und Nahrung für mein geistliches Leben.
Von den Psalmen in die uns P. Walter eingeführt hat, möchte ich zwei herausnehmen. Die beiden, die den Rahmen bilden Ps 1 und 150. Sie sind wie Tore, das erste zeigt in einer schwarz-weiß Malerei zwei Wege für das Leben auf. Das zweite Tor führt zurück ins Leben und fasst alle 150 Psalmen im großen Lobpreis Gottes zusammen.
PS 1 war bei den Exerzitien der erste, den wir gebetet und betrachtet haben: Selig wird der Mensch genannt, der Freude an der Bibel (Weisung des Herrn) hat, darüber nachdenkt. Sein Leben hat Festigkeit, wie ein Baum, der Wurzeln zum Wasser hat und für andere Früchte und Schatten bereit hat.
Die Gottlosen, sind unnütz wie Staub, der vom Wind verweht wird. Sie werden nicht bestehen vor Gott und der Gemeinde.
Zusammengefasst wird es in der Aussage, dass der Herr den (Lebens-)Weg der Gerechten kennt, meint auch segnet, begleitet, unterstützt. Der Weg der Gottlosen hat kein „Ziel“, verliert sich im Abgrund.
Der Psalm lädt mich ein zu schauen, welchen Weg ich gehe, was ich denke, rede tue; aber auch darüber nachzudenken, welche Menschen für mich solche Bäume waren, die mir Schatten und Früchte gegeben haben.
Mit den Überlegungen zum Psalm 150 haben wir unsere Exerzitien abgeschlossen. Der Weg, den der Mensch im Psalm 1 begonnen hat, findet seinen Höhepunkt im Gotteslob – in der Aufforderung (fast ein Befehl)„alles, was atmet, lobe den Herr“. Offen für die ganze Schöpfung, für alle Menschen.
Zehnmal wird zum Lob aufgefordert. Zehn ist die Zahl der Fülle. Im Buch Genesis spricht Gott 10 Worte, in denen er die Schöpfung ins Leben holt. Mose erhält die 10 Weisungen (Gebote) durch die die Menschen auf Gottes liebevolles Handeln antworten sollen.
In den Versen 1 und 2 (GL) wird Gott für seine Größe und seine Taten (Heilsgeschichte) gelobt. Danach wird mit allen damals üblichen Musikinstrumenten – vom Signalhorn, über die Saiten- und Blasinstrumente bis zu den Schlaginstrumenten mit voller Lautstärke und Tanz, zum Lob aufgerufen.
Dieser Psalm will Einübung und Hinführung in das große Loblied sein, das im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, angekündigt ist und in das wir eingeladen sind einzustimmen.
Ich lobe Gott – den Vater, den Schöpfer; den Sohn, den Begleiter; den Geist der führt und leitet. Mit diesem „christlichen“ Zusatz beschließen wir alle Psalmen. Trotz aller Klage geht es um die frohmachende Gewissheit, dass mein/unser Leben in Gottes Nähe gehalten und geborgen ist.
Wir 9 Frauen waren so angetan von diesen Anregungen und neuen Aspekten, dass wir P. Walter gebeten haben im nächsten Jahr weitere Psalmen für unser Leben mit uns aufzuschließen. Bei den Schwestern im Klaraheim haben wir vom 9. - 12. September 2024 schon reserviert.
Susanne Kopeszki