Dienstag 19. November 2024
Evangelium von heute Lk 19, 1-10 + Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas In jener Zeit...
Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Mk. 2, 5
Namenstage Hl. Elisabeth von Thüringen, Hl. David von Augsburg, Raphael vom heiligen...
"Heiligkeit ist nicht ein Luxus für Wenige. Sie ist ganz einfach eine Pflicht für Dich und für mich!"
Mutter Teresa

Offline in Chisinau

Während der orthodoxen Osterferien begleitete unsere Fachkraft Irene Rohringer Jugendliche aus bedürftigen Familien in der moldauischen Hauptstadt.

Drei Tage mit 11 Mädls und 10 Burschen „im besten Alter“ zwischen 13 und 15 Jahren – das war die Aufgabe, die sich unser Team in „Fundatia Optima Fide“ selbst gestellt hatte: In den orthodoxen Osterferien luden wir Kinder der von uns unterstützten bedürftigen ländlichen Familien nach Chisinau ein. Für etliche ist es der erste Besuch in der Hauptstadt, und das erste Wagnis der Anreise per öffentlichem Kleinbus haben sie bestanden, als wir sie von den Busbahnhöfen abholen. Eines unserer Ziele ist damit erreicht: dass sie bei der Entscheidung, was sie nach der Pflichtschule machen, nicht mehr denken: Nein, weiterlernen in Chisinau geht gar nicht, da war ich noch nie …

 

Drei Tage ohne Smartphone

Unser Programm stellten wir unter das Motto „offline“. „Offline“ bedeutet: das Telefon hat Pause, fast drei Tage lang … Ja, die Kids kommen aus armen Verhältnissen, aber nicht wenige von ihnen haben doch ein Smartphone, weil z.B. ein Verwandter im Ausland seines für ein neueres an die Nichten/Neffen in Moldau abgibt. Und die Anziehungskraft hängt nicht von der Qualität des Geräts ab … Wie tun, dass sie ihr Telefon freiwillig für so lange Zeit abgeben?? Wir kleiden diese Herausforderung in einen demokratischen Prozess, geleitet von Ivan, einem 19-jährigen Volontär. Er teilt uns in zwei „Clubs“ ein, in welchen Debatten über „Pro und Kontra Telefon-Abstinenz“ geführt werden. Im Plenum stellen die Club-Vorsitzenden die Ergebnisse vor, es folgt eine gemeinsame Diskussion, vor der uns Ivan lehrt, wie man im EU-Parlament Beifall kundtut, ohne zu klatschen (Hände-Wacheln). Es folgt eine geheime Abstimmung mit handgemachten, aber formal richtigen Stimmzetteln, die Auszählung durch ein Komitee und die Verkündung des Ergebnisses: 1/3 für die Abgabe der Handys, 2/3 dagegen … Hier tritt das große Versäumnis in den Debatten zutage: man hatte nicht überlegt, welche Konsequenzen das jeweilige Votum nach sich ziehen würde: In unserem Fall wäre die Folge, dass wir die Veranstaltung „offline“ abbrechen ... Angesichts dessen bedurfte es keiner weiteren Diskussionen: die Telefone wurden ohne Klagen und wie selbstverständlich in die vorbereitete Schatzkiste gelegt. Das weitere Programm hatte die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller.

 

„Was heißt es, eine Frau / ein Mann zu sein?“

Unsere Psychologin Lidia leitet das Modul „Was heißt es, eine Frau / ein Mann zu sein?“ an: In einer ersten Runde diskutieren das die Burschen und die Mädchen jeweils unter sich, um dann im Plenum die Resultate zu präsentieren. Wir hatten gemischte Gefühle: Wir nahmen an, dass diese Generation andere Werte hätte, die sich aus der reichlichen Meinungskonfrontation auf sozialen Netzwerken ergeben. Wir waren positiv überrascht: Sowohl die Mädchen als auch die Burschen legten Wert auf einfache, angemessene Kleidung, Körperhygiene, höfliche, freundliche Sprache, Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit – und darauf, den Eltern und ihrer Erziehungsarbeit keine Schande zu machen. Sie erwarten aufrichtige Kommunikation - selbst wenn es um Unangenehmes gehe, solle es ruhig und vor allem ohne Anwendung von Gewalt ausgedrückt werden. Es wird über ein Familienmodell gesprochen, das auf Respekt, Glauben, Vertrauen und Treue zwischen Mann und Frau und auf der Offenheit der Seele basiert. Frauen möchten von Männern beschützt, die Männer mit Zärtlichkeit und Wärme behandelt werden. Alle drücken ihre Ablehnung gegenüber erniedrigenden Worten und Alkoholmissbrauch aus. Wieder ein Ziel erreicht: die Jugendlichen selbst haben ihre Ansprüche ans jeweils andere Geschlecht als auch an sich selbst erarbeitet. 

 

Ostern im orthodoxen Kloster

Tag zwei - Exkursion in zwei orthodoxe Klöster. Am Vorabend haben wir die Leidensgeschichte Jesu mit verteilten Rollen gelesen, heute haben wir Gelegenheit, Anteil an der (kl)österlichen Gastfreundschaft zu nehmen. Einander, mit der Osternacht beginnend, auch im Alltag mit „Christ ist erstanden“ – „Er ist wahrhaft auferstanden“ zu grüßen, hat vor allem in den moldauischen Dörfern Tradition, hier aber erleben wir die Osterfreude wie sie in den - nach dem Zerfall der Sowjetunion wiederbelebten und renovierten - Klöstern gelebt wird auch im Äußeren. Ein üppiges Mahl im Speisesaal mitsamt Geburtstagsüberraschung für einen der Burschen, Ballspiele in der Natur und im Gras liegend zum Himmel-Schauen sorgen zusätzlich für gute Stimmung. Dass wir eine junge Dame als „Fotografin“ engagiert haben, die alle Foto-Session-Wünsche erfüllt, lässt (fast) vergessen, dass „etwas“ fehlt…

 

Der Höhepunkt folgt am dritten Tag, vor dem Aufbruch zu den Busbahnhöfen: Die Überwindung von mehr oder weniger Angst beim „Zipline“ (auf Rumänisch „Tiroliana“, in Österreich auch Guerillarutsche genannt), einer über einen See in Chisinau gespannten Seilrutsche. Die positiven Feedbacks der Kinder (und Eltern) nach der Rückkehr waren wohl auch auf dieses Herzklopf-Erlebnis zurückzuführen.

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