Starkregen, Stromabschaltungen, Ausgangssperre ...
Klimawandel: Überdurchschittliche Starkregen und hohe Temperaturen
Es gibt auch in Ecuador seit zumindest zwei Jahren keine richtigen Winter mehr, d. h. Regenzeit von Jänner bis Mai, kontinuierlich mit mehr oder minder Starkregen und Gewittern, die die Erde gut aufnehmen kann. Seit zwei Jahren – oder sind es schon drei – gibt es Perioden von zwei bis drei Wochen mit überdurchschnittlichem Stärkstregen und in der Folge Überschwemmungen – in unserer Gemeinde sind vor allem die Recintos (ländliche Siedlungen) schwer betroffen, das war voriges Jahr im April so und heuer im März. Dazwischen nichts oder ein bisschen, wie man in Österreich sagt, Landregen und in der Folge dann Trockenheit, die vor allem die Bauern, die vom im Winter angebautem Mais und Gemüse leben, trifft – die Reisbauern haben durch organisierte Bewässerung mit aus dem Fluss Daule entnommenen Wasser weniger Probleme. Aktuell hatten wir diese Periode dieses Jahr anfangs des Monats März und der Fluss Daule hat die Tiefe wie normal im September (Mitte Sommer). Die Temperaturen sind unverhältnismäßig hoch (35 tagsüber und 28 – 20 nachts) und die Luftfeuchtigkeit enorm, sodass nicht wenige Male mein Handy oder Laptop streikt.
Energiekrise: bis zu 10 Stunden Stromabschaltung
In den Jahren 2006 – 2016 war Ecuador eines der führenden Stromexportierenden Ländern Südamerikas. Das ging so weit, dass man anfangs der Zehnerjahre von Seiten des Staates propagierte, vom Gas abzusehen (das auch im Land produziert wird) und in den Haushalten Induktionsherde zu verwenden, weil ökologisch und ökonomisch sinnvoller.
Mittlerweile kann Ecuador Strom nicht mehr und muss Strom zukaufen aus Venezuela und Kolumbien, während Ecuador noch genug Wasser hätte (aber die technische Infrastruktur zum Erliegen gekommen scheint) herrscht in den genannte Ländern Wassermangel und der Strompreis für Ecuador immens.
Also was macht der Staat? In den Monaten November, Dezember wurde der Strom täglich für zwei Stunden abgeschaltet. Seit eineinhalb Wochen gilt die Abschaltung für 9 – 10 Stunden (in etwa so 6.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00). Bissl blöd für Gewerbetreibende und Handwerker.
Ausnahmezustand als "normaler Zustand"
Als ich 2006 in Ecuador ankam, wurde ich in den Norden des damaligen Vikariates Daule – Balzar geschickt, nach El Empalme und wenig später in einen Vorort dieser Stadt Attilio Velez Aray. Wenn ich ein Taxi nehmen wollte und die Destination Attilio Velez Aray als Ziel angab, wusste der Herr Taxler nicht wohin, als ich sagte „Malvinas“, war es ihm klar und er nahm mich mit oder auch nicht. Da gehört dazu zu sagen, dass „Malvinas“ eines der allerberüchtigsten Vierteln der Provinzhauptstadt Guayaquil war. Dort gab es die Banden, wo sich auch kein Polizist hintraute, aber ich hatte nie Probleme, denn die bandidos machten sich das unter sich aus, als Normalo hattest Du keine Probleme. Ich habe Bandenbosse begraben, ohne Probleme – der Ehrenkodex unter den Banden war: „el Padre es santo“. Einmal in 18 Jahren wurde ich von einigen Jugendlichen überfallen (nix passiert, haben nur die Tasche für die Liturgie mitgenommen -außer der Tasche und ein wenig Geld wurde alles wieder zurückerstattet) und ich weiß, dass es den dreien nachher nicht gut ging.
Mittlerweile gibt es Heer und Polizei an allen Ecken der Hauptrouten und in den Hotspots der Großstädte.
Ausnahmezustand ist seit Jahren eigentlich der normale Zustand – hin und wieder einmal Ausgangssperre, wo schwer bewaffnetes Militär durch die Gegend fährt - bis zu uns in die Pampa. Aktuell ist es wieder ein bisschen ruhiger, obwohl es dann und wann eben diese Operationen gibt. Das Kriegsrecht gegen die Drogenbanden ist noch aufrecht. Aber, wie angedeutet, bei uns ist es ruhig.
Die junge Diözese Daule ... und das Erbe der Wiener Missionare
Vor rund zwei Jahren wurde die Vicaría Daule – Balzar zur Diözese Daule erhoben, der erste ernannte Bischof Mons. Giovanni Battista trat noch vor seiner Amtseinführung aus gesundheitlichen Gründen zurück, ihm folgte Mons. Cristóbal (Kryztof) Kudlawiec. Es ist eine große Freude mitanzusehen, wie er das Pastoralprojekt einst von Mons. Josef Heissenberger initiiert und von den österreichischen Missionaren unter Mons. Helmut Nagoziansky fortgeführt, wieder neu in die Wege leitet und sich auch immer wieder auf diese beruft.
Seit rund fünf Jahren ist auch schon wieder P. Juan Pfarrer in Colimes, mit es eine hervorragende, auch freundschaftliche Zusammenarbeit gibt. Da er aber nicht nur Pfarrer von Colimes (einer Pfarre mit 60 Recintos – in die entferntesten sind es 2 – 3 Stunden mit dem Auto), sondern auch Diözesanverantwortlicher für Liturgie ist und deshalb eng in die Vorbereitungen des eucharistischen Weltkongresses dieses Jahr in Quito involviert, arbeitet er eigentlich ziemlich am Limit des Belastbaren. Nun ist uns aber ein weiterer Priester für die Pfarre als Kaplan zugeteilt worden, der sicher eine große Hilfe sein wird.
In San Jacinto ist das Pfarrhaus fertig gebaut, mit Versammlungsräumen, 2 Zimmer, Küche und Wohnzimmer (auch für Zusammenkünfte bis 12 Personen gedacht). Es gibt nun auch eine Ministrantengruppe und regelmäßige Treffen der Catequistas und Verantwortlichen der jeweiligen pastoralen Sektoren. Zudem wurde auch das Augenmerk vermehrt auf soziale und caritative Arbeit in der Gemeinde gelenkt. Das Ziel der Errichtung der pastoralen und technischen Infrastruktur zur Erhebung als eigenständige kirchliche Pfarre kann daher als erreicht angesehen werden. Die Ernennung eines Kaplans für San Jacinto soll auch einen Schritt zur Teilung der Pfarre Santa Rosa de Lima sein, in Santa Rosa und San Jacinto (mit jeweils rund 30 Recintos) beitragen.
Persönliches
Seit wenigen Jahren, aber Tendenz steigend macht mir das Klima und dessen Wandel, konkret die vermehrte Hitze und die gestiegene Luftfeuchtigkeit zu schaffen. Bedingt durch manchmal rasanten Wechsel von Hitzetagen mit Regen und Wind, mehren sich die Verkühlungen und Grippewellen. Da auch ich nicht jünger werde, leidet auch der Kreislauf und so weiter. Problematischer ist aber meine in der Winter-Regenzeit auftretende Allergie, die vor allem die Atemwege betrifft und ziemliche nächtliche Schlafstörungen verursacht. Schon im Vorjahr bin ich deswegen mit dem Bischof übereingekommen, den 2024 endenden Vertrag nicht zu verlängern.